0892 - Der Höllenclub
bekommt im Laufe der Zeit seine Erfahrungen, was Menschen angeht, und dieser Typ gehörte zu der harten und gnadenlosen Sorte. Schwarze Kleidung, schwarze Haare, ein kurzer Pferdeschwanz, ein hageres Gesicht, ein sicherlich durchtrainierter Körper. Daß sich ein derartiger Mann, ein Killer, um Donata McBain kümmerte, ließ mein Herz nicht eben vor Freude hüpfen.
Er wollte etwas von ihr, und ich wollte erfahren, was, deshalb verhielt ich mich still. Ich hatte festgestellt, daß meine Beretta fehlte, der Hundesohn hatte sie mir abgenommen.
Sie sprachen, er beleidigte sie, und Donata mußte diese Worte schlucken. Er wollte etwas über zwei Bücher wissen, und ich bekam auch mit, wie ihnen das Thema entglitt und sie über die beiden längst Verstorbenen sprachen.
Für mich lüftete sich ebenfalls der Schleier eines Geheimnisses, ohne es jedoch völlig freizugeben.
Im Endeffekt drehte sich alles um die beiden Bücher, und der Fremde wollte Donata nicht glauben, daß sie nicht Bescheid wußte.
So wichtig die Unterhaltung für mich auch war, es gab andere Dinge, die darüber standen.
Daß ein Killer sein Gesicht offen zeigte, war nicht gut. Es lief häufig darauf hinaus, daß er nach Beendigung seines Besuches den oder die Zeugen töten würde. In unserem Fall waren es zwei, und ich wollte auf keinen Fall zu einem Opfer werden.
So wartete ich nicht nur ab, sondern suchte nach einer Möglichkeit, das Beste aus meiner mißlichen Lage zu machen.
Da mir die Beretta fehlte, würde es nicht leicht sein, den Bewaffneten zu überraschen. Außerdem war ich durch die beiden Treffer gehandikapt, und gegen einen dermaßen durchtrainierten Killer anzukommen, war fast unmöglich.
Mit dem Kreuz vielleicht?
Nein, so sehr es mir bei den beiden Skeletten geholfen hatte, hier bei dem Killer würde As nichts nützen. Er war kein Dämon, er war ein Mensch, auch wenn man ihn als menschlichen Teufel ansehen mußte.
Für mich war es schlimm, daß ich mich nicht bewegen konnte. Ich mußte still und ruhig liegenbleiben, damit der andere keinen Verdacht schöpfte. Wenn das passierte, würde er sofort schießen.
Also wartete ich.
Aber die Zeit drängte.
Viel besser ging es mir auch nicht. Er war zudem zu weit entfernt, um ihn angreifen zu können, und ich sah, wie er sich langsam erhob, seine mörderische Waffe so drehte, daß die Spitze gegen Donatas Gesicht wies und er sie mit einem Stoß nach unten dort hineinrammen konnte. Er stellte ihr ein Ultimatum.
Ich hörte es genau.
Dreißig Sekunden blieben mir, um zu handeln, viel zuwenig, um etwas erreichen zu können.
Meine, nein, unsere Chancen sanken tiefer und tiefer…
***
»Ich würde dir raten, dir schnell etwas einfallen zu lassen!« flüsterte Farell, »die Hälfte der Zeit ist beinahe um.«
»Aber ich weiß doch nichts von den Büchern. Ich habe sie nicht gesehen.«
Der Killer lachte leise. »Das glaube ich dir sogar. Aber es geht jetzt nicht um die Bücher direkt. Ich will wissen, wo dein Mann sie noch versteckt haben könnte.«
»Vielleicht bei ihm?«
»Was sagst du?«
»In seinem Zimmer.«
»Er hatte das?«
»Ja, ein Arbeitszimmer. Der kleinste Raum in dieser Etage…«
Don Farell verengte die Augen. »Ja«, murmelte er, »ich erinnere mich daran, als ich das Haus durchsuchte. Hier gibt es mehrere Zimmer. Und in einem sind die Bücher versteckt?«
»Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, ich vermute es nur. Es ist eine Chance.«
»Das stimmt«, gab der Killer zu und nickte. »Es ist wirklich deine letzte Chance, du Miststück! Sei froh, daß ich meinen menschenfreundlichen Tag habe, sonst sähest du schon anders aus.« Er trat vom Bett zurück. »So, und jetzt hoch mit dir!«
Ich habe Zeit gewonnen, dachte Donata zitternd. Sie folgte dem Befehl und drückte sich langsam in die Höhe.
Dabei schielte sie dorthin, wo John Sinclair am Boden lag. Er bewegte sich noch immer nicht. Die beiden Treffer hatten ihn länger aus dem Gefecht gesetzt, als Donata es sich vorgestellt hatte.
Auch Farell ließ den Bewußtlosen nicht aus den Augen. Er achtete auf ihn und auf Donata, die nun stand und den zerschnittenen Pullover vor der Brust zusammenraffte.
»Stell dich nicht so an«, blaffte er ihr zu. »Dir glotzt schon keiner deine Titten weg.«
Sie wurde rot. Solche Unverschämtheiten und Beleidigungen war sie nicht gewohnt, aber sie dachte auch positiv und hoffte, daß es dabei blieb, denn sie töteten nicht.
»Kann ich zur Tür gehen?«
»Sicher.«
Zitternd
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