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0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren

0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren

Titel: 0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an den Küsten Europas errichtet worden waren. Es waren alte Häuser, vielleicht so alt wie unser Jahrhundert, das sich allmählich dem Ende zuneigte, aber der kalte Brandgeruch ließ sich nicht wegdiskutieren.
    Wir hatten Weston gegen Mittag erreicht und waren zur Promenade gefahren. Als Promenade im modernen Sinne konnte diese alte Flanierstraße am Wasser nicht durchgehen, dafür war die unmittelbare Umgebung schon zu sehr heruntergekommen. Hinzu kam, daß kaum ein Geschäft geöffnet hatte. Alles wirkte tot, traurig und auch wenig bunt, denn die Farben der Buden und Häuser hatte der ewige Seewind längst verblassen lassen.
    Drehte ich den Kopf nach links, dann wischte jedesmal ein Lichtblitz über meine Augen hinweg.
    Hervorgerufen wurde er von einer runden, glänzenden Platte, die vor einem geschlossenen Friseurladen hing und sich oberhalb der Tür bewegte.
    Wir waren nicht die einzigen Menschen in dieser Umgebung. Es gab mutige Spaziergänger, die sich auch von der Kälte und dem böigen Wind nicht abschrecken ließen, ihren Spaziergang am Strand zu unternehmen.
    »Nichts los, wie?«
    Ich nickte.
    »Bis auf den Rauch.«
    Ich drehte mich um. Hinter Suko bauten sich die bleichen Fassaden der Bretterbuden auf. Dazu gehörten auch alte Umkleidekabinen, die längst nicht mehr benutzt wurden. »Stört er dich?«
    »Ich würde mich gern umschauen.«
    »Und Ernest Carella?«
    »Kann warten.«
    »Okay, fahren wir hin.« Ich stemmte die Hände in die Taschen und schritt neben Suko her auf den fast leeren, großen Parkplatz zu, wo unser BMW ziemlich verloren stand. »Was zieht dich so zu dem Brandherd hin?«
    Suko hob die Schultern. »Kann ich dir auch nicht sagen. Vielleicht liegt es am Finale des letzten Falls, in dem wir uns auch in einem brennenden Haus befunden hatten.«
    »Das ist richtig.«
    »Es kann auch alles Zufall sein«, sagte Suko.
    Ich hob die Schultern.
    Der Inspektor schloß den Wagen auf. Die Zentralverriegelung machte es möglich, daß ich auch sofort einsteigen konnte. Als ich die Tür zudrückte, mußte ich daran denken, daß es eigentlich mehr ein Zufall gewesen war, der uns hier an den Strand geführt hatte.
    Wir waren aus Bristol gekommen und hatten den Motorway verlassen. Daß der Tourismus hier nicht richtig Fuß gefaßt hatte, lag bestimmt auch am Wetter. Es war hier zumeist schlechter als im Süden.
    Suko startete, wendete und richtete seinen Blick auf die dunkle Häuserkette, auf die wir zufuhren.
    Das Wetter meinte es an diesem Tag relativ gut mit uns. Kein Schnee, kein Regen, nur Wind. Der sorgte für ein wildes Wolkenspiel am Himmel, als würden sich dort die Ungeheuer gegenseitig jagen.
    Mir kam die Gegend etwas verlassen vor. Die Menschen waren verschwunden. Vom Strand, aus den Geschäften und aus den Häusern.
    In den Häusern lebte niemand. Der Wind umheulte sie, er ließ die losen Bretter klappern. Er fegte über die Dächer hinweg und suchte nach Hindernissen, an denen er sich reiben konnte. Und seine Zerstörungskraft war gewaltig. Wir sahen abgedeckte Dächer und umgerissene Bäume.
    Selbst der Zustand der Straße war schlecht. Schlaglöcher und Wellen bildeten das äußere Muster, und so manches Mal knurrte Suko, wenn sein Wagen zu sehr über die Hindernisse hinwegschaukelte. Daß sich hierher nur wenige Touristen verliefen, war verständlich. Es fehlte einfach eine attraktive Infrastruktur.
    Ein ideales Sanierungsgebiet. Land für große Bauvorhaben, nicht unbedingt schön, dafür mehr Häuser mit mehr Wohnungen, in die Menschen hineingepfercht wurden. So würden die Miniwohnungen entstehen, das kannte man. Aber zuvor mußten alte Häuser abgerissen und Besitzverhältnisse der Grundstücke geklärt werden. Insgesamt ein See für die Haie der Baubranche.
    Wir fuhren auf die alten Häuser zu, und die Straße wurde nicht besser. Dafür war sie beinahe von mehreren Fahrzeugen verstopft. Wir sahen die Wagen der Feuerwehr und entdeckten auch zwei Fahrzeuge unserer Kollegen.
    Suko fuhr langsamer. »Hier hat es gebrannt«, sagte er, »und man ist mit großer Mannschaft angerückt, was nach Ärger riecht.«
    »Sehe ich auch so.«
    »Willst du vorbeifahren?«
    Ich grinste nur schief. Zudem kannte er meine Antwort und rollte so dicht wie möglich an die parkenden Fahrzeuge heran. Man hatte uns gesehen, arbeitete aber weiter. Männer in Feuerwehruniformen verließen das Haus, dessen Fassade rußgeschwärzt war. Der Rauch war aus den Fensterhöhlen gekrochen und hatte einen dicken Schmier

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