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0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren

0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren

Titel: 0894 - Im Würgegriff der Wachsfiguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blieben wir hinter ihm und bewegten uns dicht an der Wand entlang. Als Hulster stehenblieb, stoppten auch wir. »Das ist sie!« sagte er und deutete schräg zu Boden.
    Es fiel schon genug Tageslicht auf den Dachboden, so daß wir auf die Taschenlampe verzichten konnten. Was wir dann sahen, das wollte uns einfach nicht in den Kopf. Es war irre, nicht zu fassen.
    »Nun, was sagen Sie?«
    »Nichts«, murmelte ich.
    »Ist das die Leiche?« flüsterte Suko.
    »Ja.«
    »Das kann nicht sein. Das ist ja Wachs. Ein großer Wachsfleck, sage ich mal. Als wären zahlreiche Kerzen ausgelaufen.«
    »So habe ich auch gedacht«, bestätigte Hulster.
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »Schauen Sie mal nach rechts. Es ist nicht alles geschmolzen. Und, so frage ich Sie, seit wann haben denn Wachsflecken Augen…?«
    ***
    Augen! Ich mußte mich räuspern. Der Kollege hatte von Augen gesprochen, und ich wollte ihm widersprechen, aber ich sah den ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht und nahm auch wahr, daß Suko bereits seine kleine Leuchte hervorholte und den Strahl über den schmutzighellen Rest hinweggleiten ließ, bis er eine Stelle erreicht hatte, wo plötzlich helle Reflexe entstanden.
    »Das sind sie«, bestätigte Hulster, »das sind zwei Augen, denke ich.«
    »Menschliche?« fragte ich.
    »Keine, Ahnung. Wir werden sie noch untersuchen. Ob menschlich oder nicht, ich weiß nicht, ob das so wichtig ist. Tatsache ist, daß wir hier zwei Augen sehen. Reste, die zurückgelassen worden sind. Reste von einer Person, einer Figur, einem Gegenstand, wie auch immer, der aus Wachs gewesen ist. So, und jetzt sind Sie an der Reihe. Was sagen Sie dazu?«
    »Zunächst einmal nichts«, murmelte ich.
    »Schön. Das habe ich bei der ersten Entdeckung auch so gehalten. Ich habe nichts gesagt, ich habe nichts getan, ich habe nur einfach hier an dieser Stelle gestanden, den Kopf geschüttelt, wobei es mir nicht möglich war, meine Gedanken zu sortieren.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte Suko.
    »Dann aber habe ich überlegt. Ich dachte darüber nach, ob ein Mieter, der hier einmal gewohnt hat, eine Wachsfigur beim Auszug einfach vergessen oder sie bewußt dort stehengelassen hat. Ich weiß es nicht, und ich kann es mir auch nicht vorstellen.«
    »Könnten oder können Sie sich denn in diesem Zusammenhang etwas vorstellen?« erkundigte ich mich.
    Hulster verzog das Gesicht, als hätte er eine saure Flüssigkeit getrunken. »Die Frage ist gut, sie bringt mich sogar in eine gewisse Verlegenheit.«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schultern. »Antworten Sie trotzdem, wir sind unter uns.«
    Er mußte erst einen gewissen Anlauf nehmen und sprach davon, daß es in Weston ein Wachsfigurenkabinett gäbe. »Zwar nicht so berühmt wie das der Madame Tussot, aber wir haben hier ebenfalls ein Wachsfigurenkabinett.«
    »Weiter.«
    »Es ist eine der wenigen Attraktionen bei schlechtem Wetter. Um diese Zeit ist es geschlossen. Der Besitzer wohnt allerdings selbst in diesem Haus.«
    »Wie heißt er denn?«
    »Magnus Murdock.«
    »Oh.«
    »Was ist?«
    »Ein seltsamer Name.«
    Hulster hob die Schultern. »Zu diesem seltsamen Beruf paßt auch ein seltsamer Name, wie ich finde. Dieser Murdock hat eben in seinem Kabinett die Wachsfiguren stehen, aber nicht ausschließlich die Berühmtheiten der Weltgeschichte oder die Stars aus der Unterhaltungsbranche, er hat auch ganz normale Menschen ausgestellt, die so echt wirken, als wären sie eben eingeschlafen und würden in der folgenden Sekunde erwachen.« Er holte trotz der miesen Luft tief Atem, was er sofort mit einem Husten bezahlte. Mit einem Taschentuch wischte er sich über die Lippen und sprach dann weiter. »Jetzt kann man sich natürlich vorstellen, daß eine von Murdocks Wachsfiguren hierher geschafft worden ist. Es ist dann zu diesem Brand gekommen, bei dem die beiden Brandstifter selbst nicht achtgegeben haben und getötet wurden. So sehe ich die Sache, so ist sie wahrscheinlich auch verlaufen, aber es gibt dort etwas, was mich irritiert hat und Sie nicht mehr sehen können, weil wir die beiden Leichen weggeschafft haben.«
    »Was denn?« fragte Suko.
    »Zunächst einmal haben wir alle drei hier oben gefunden. Die Menschen und diesem inzwischen wieder hart gewordenen Wachs. Eine Leiche lag als verkohltes Etwas genau in dieser Flüssigkeit oder Lache. Es sah so aus, als hätte sie sich hineingestürzt - oder, was noch schlimmer ist, als wäre sie zusammen mit der Wachsfigur in einer innigen Umarmung

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