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0896 - Das Psychonauten-Kind

0896 - Das Psychonauten-Kind

Titel: 0896 - Das Psychonauten-Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist ja nicht zu fassen. Jemand, der von einer Kugel getroffen worden ist, der muß doch nachbehandelt werden.« Ich sah Millers Lächeln und wußte, daß der Captain einen weiteren Trumpf im Ärmel hatte. »Los, raus damit!«
    »Sie können sich einen Besuch bei Wilson sparen. Fahren Sie nach Wollwich im Hafengebiet. Dort hat sich ihr Mann in einer Pension einquartiert. Sie heißt ›Baracke‹.«
    »Wie sinnig.«
    »Ihnen geht es um den Jungen, nicht?«
    »Auch, warum?«
    »Ich würde gern mit Ihnen fahren und zudem noch einige meiner Männer mitnehmen, aber ich weiß, welche Direktiven ich bekommen habe, und ich kenne auch Ihre Kompetenzen. Ihr Chef, Sir James, hat meinen eingeweiht. Ich soll Ihnen frei Hand lassen und mich nicht einmischen. Ich habe es akzeptiert.«
    »Danke, Captain.«
    »Was soll man sonst machen? Aber die Fahndung habe ich bestehen lassen. Auch die nach dem Jungen und seinem Hund. Da kann London noch so bunt und wild sein, ein durch die Straßen laufender Junge mit einem großen Hund wird schon auffallen.«
    »Wie ich Sie kenne, lassen Sie auch die Baracke beobachten - oder?«
    »Jetzt schon.«
    »Gut, mein Kollege und ich werden diesem Killer einen Besuch abstatten.«
    »Den Sie hoffentlich dann auch verhaften werden.«
    »Das versteht sich, Captain.« Ich lächelte. »Schließlich haben wir ja Julio Gomez als Zeugen zur Hand. Und er wird, davon gehe ich aus, bei seiner Aussage bleiben.«
    Captain Miller reichte uns die Hand. »Viel Glück wünsche ich Ihnen.«
    »Danke, das können wir - brauchen…«
    ***
    London war für Gordy wie ein fremder, neuer und überhaupt nicht uninteressanter Planet. Die Stadt erinnerte ihn an ein gewaltiges Puzzle, aus vielen Einzelheiten zu einem Ganzen geformt, wobei die einzelnen Stücke - noch ihre Eigenständigkeit bewahrt hatten und es für den Fremden immer wieder etwas Neues zu entdecken gab.
    Besonders für einen Jungen wie Gordy, der nicht mit geschlossenen Augen durch die Welt ging, sondern an allem Neuen Interesse zeigte, was sich ihm bot.
    Und London gab ihm die Chance.
    Er besaß zum Glück Geld. Hubert Huxley hatte es ihm gegeben, praktisch in einem Anfall von Mitleid oder Großzügigkeit, was Gordy aber nicht wußte. Wichtig allein waren die Scheine, die in seinen Taschen knisterten, und mit mehr als hundert Pfund kam er schon zurecht. Damit konnte er auch seinen Hund versorgen, der streng an seiner Seite blieb und den Jungen beschützte.
    Es war auch nötig, denn Gordy bewegte sich durch heruntergekommene Gegenden, wo Touristen Mangelware waren.
    Gordy fiel allein wegen seiner Thermo-Kleidung auf, die praktisch war und auch warm.
    Gordy nahm auch die öffentlichen Toiletten in Anspruch, er duschte sich in den öffentlichen Bädern, er aß zwischendurch, versorgte auch seinen Hund mit Nahrung und spürte, daß gewisse Kräfte bei ihm zurückkehrten. Er merkte es daran, daß er sich immer besser erinnern konnte. Was sein Gehirn oder das dritte Auge gespeichert hatten, waren vor mehr als vierundzwanzig Stunden nur verschwommene Standbilder gewesen. Es hatte sich nun geändert. Er konnte klarer sehen, er sah wieder die Gesichter hinter den Lampen, und er sah sie allein durch die Kraft seines dritten Auges.
    Männergesichter.
    Kalt und unmenschlich. Mit Augen, in denen die Brutalität festgeschrieben stand.
    Sie waren in London. Er würde sie finden, wenn er schnell genug war. Er würde eiskalt sein, er würde dann mit ihnen abrechnen, denn Mitleid verdienten sie nicht.
    Wenn er daran dachte, streichelte er seinen Hund, denn Eden war seine zweite Waffe. Die körperliche, die andere war rein geistiger Natur. Nur finden mußte er die drei Männer, wobei er davon überzeugt war, daß sie sich in London aufhielten.
    Gordy wußte nicht, ob er sie spüren konnte. Ihre Ausstrahlung, ihren körperlichen Magnetismus. Es war möglich, vielleicht wäre es später kein Problem für ihn gewesen, doch er, der Junge, stand leider erst am Beginn des Lebens.
    Er hatte Zeit.
    Tage- und wochenlang.
    Irgendwann würde er es packen, denn er wollte und konnte nicht vergessen.
    Am dritten Tag nach dem Vorfall hatte er sich in London bereits eingelebt. Die Nächte verbrachte er in unterschiedlichsten Verstecken. Den Plan der U-Bahn zu lesen, gehörte mittlerweile zu seinen leichtesten Übungen.
    Er wollte kreuz und quer durch London fahren und sich bewußt offen zeigen. Dabei konnte es ihm durchaus passieren, daß er dem einen oder anderen Killer über den Weg lief, denn er

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