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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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kaum noch wiedererkannte. Er wollte protestieren, alles offen legen und den hochehrwürdigen Vater in die Geschehnisse einweihen, die zu dieser Farce geführt hatten, doch eine innere Stimme zwang Holger, die Ruhe zu bewahren. Sich nichts anmerken zu lassen.
    Großer Gott, Astrid! Was würde geschehen, wenn man sie auch noch bemerkte? Ohne Holger an ihrer Seite dürfte es ihr schwer fallen, auch nur eine halbwegs glaubhafte Begründung für ihre unerlaubte Anwesenheit im nicht-öffentlichen Bereich des Klosters am Laacher See vorzubringen. Holger konnte nur auf Astrids Geschick und ihren Menschenverstand vertrauen. Und darauf, dass ihr im Zweifelsfall die Polizeiuniform eine Glaubwürdigkeit verlieh, welche über den Inhalt ihrer Worte hinausging.
    »Bruder Holger, bitte geleiten Sie unsere Gäste doch noch zü ihrem Wagen«, sagte Abt Bauerschwail freundlich, als sie die Hauptpforte des Hauses erreicht hatten. »Monsieur, Madame, ich würde mich freuen, Sie bald wieder begrüßen zu können - mit entsprechender Anmeldung, selbstverständlich.«
    Ein letzter Händedruck, ein wenig Smalltalk, und Zamorra, Nicole und Holger fanden sich allein auf dem Hof des Klosters wieder. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, fuhr der junge Mönch den Professor an. »Und was jetzt? Was ist mit Astrid? Was sieht Ihr Wahnsinnsplan für diese Gelegenheit vor?«
    »Dass wir warten«, antwortete der Franzose schlicht und steuerte auf den Parkplatz zu, wo sein Jaguar stand.
    »Außerdem muss ich mal telefonieren.« Zamorra lächelte gelassen, und Holger musste sich zusammenreißen, den Fremden nicht am Kragen seines roten Hemdes zu packen und durchzuschütteln.
    Falls Zamorra seine Wut wahrnahm, ließ er sie sich nicht anmerken. Einzig Nicole Duval reagierte. Sanft berührte sie den Mönch am Arm. »Haben Sie Vertrauen in ihre Schwester. Und in ihn.« Sie nickte in Richtung des Franzosen, der bereits einige Meter vor ihnen den geteerten Weg entlang wanderte.
    ***
    624 Tage.
    So lange war es her, seitdem Astrid Lessbrück zuletzt im Einsatz ihre Dienstwaffe aus dem Gürtelhalfter gezogen hatte. 624 Tage, auf die die junge Polizistin stolz war, denn sie mochte keine Schusswaffen. Sie fand diese Hilfsmittel feige und unnötig. Ein Gespräch oder von ihr aus auch einen gerechten Faustkampf erachtete sie als wertvoller - und moralisch vertretbarer - als eine Pistole. Dieses unfaire Gerät, mit dem man selbst aus der Entfernung noch als Sieger vom Platz ging. Waffen ja, aber bitte nur zur Abschreckung - das war immer ihr Credo gewesen. 624 Tage lang.
    Jetzt hielt sie die Walther P99 in ihrer Rechten, umklammerte den kühlen, schmalen Griff, und war dankbar dafür, sie zu haben. »Allein« wäre der Weg durch den schmalen Geheimgang sicher noch eine ganze Spur unangenehmer geworden.
    Nachdem die anderen den Raum verlassen hatten, war Astrid in ihrem Versteck zwischen den Regalen geblieben und hatte gewartet. Darauf, dass der Abt zurückkam oder der Mönch von jenseits der geheimen Tür wieder in Erscheinung trat. Letzterer tat ihr den Gefallen. Nur wenige Minuten, nachdem Zamorra, Nicole und Holger die Bibliothek hatten verlassen müssen, hörte Astrid erneut das dumpfe schabende Geräusch, das beim Aufschwingen des Bücherregals entstand. Durch die Deckung der Bücher sah sie, wie der stämmige Mönch von vorhin aus dem Geheimgang trat und die Regaltür hinter sich schloss. Er trug ein Buch unter dem Arm, dem Aussehen nach war es sehr alt und sehr kostbar. Sie konnte zwar nicht erkennen, worum es sich genau handelte, doch der Goldaufdruck auf dem ledernen Umschlag glänzte im Licht der Nachmittagssonne, die durch die Fenster fiel.
    Der Mönch nestelte noch ein wenig am Regal herum. Er prüfte vermutlich, ob die zugefallene Geheimtür auch wirklich nicht als solche erkennbar war; dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ die Bibliothek durch dieselbe Seitentür, durch die er sie betreten hatte. Astrid bemerkte er nicht.
    Okay, Mädchen. Was machst du jetzt?
    Sie konnte sich rausschleichen, nach den Franzosen suchen und Meldung machen. Das war vermutlich die vernünftigste Wahl und entsprach wohl auch dem, was Zamorra von ihr erwartete. Andernfalls: Wenn sie jetzt ging, wie lange würde es dauern, bis sie wieder so weit waren? Immerhin waren der Professor und seine Begleitung achtkantig aus dem Kloster geworfen worden. Einzig Holger durfte sich hier frei bewegen. Und sollte sie ihm die ganze Arbeit überlassen?
    Nein. Sie war

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