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0903 - Der Schattenkelch

0903 - Der Schattenkelch

Titel: 0903 - Der Schattenkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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heraus, dass der Schwarzblütler offenbar nach Höherem strebte. Schließlich rebellierte er sogar gegen den Teufel und wollte dessen Platz als Höllenherrscher einnehmen.
    Zamorra sah eine kleine Zeichnung, die wohl von dem Pergament stammte. Sie war unterschrieben mit den Worten Agamar fordert den Teufel heraus .
    »Agamar«, flüsterte Zamorra. »Noch nie gehört.«
    Er klickte die Zeichnung an und auf dem Bildschirm öffnete sich ein weiteres Fenster, in dem eine größere Version des Bildes zu sehen war.
    »Ach, du dickes Ei!«, entfuhr es ihm.
    Die erstaunlich detailreiche Zeichnung zeigte zwei Dämonen im Kampf. Der Herausforderer, Agamar, hatte mit seinen Schwingen eine gewisse Ähnlichkeit mit Lucifuge Rofocale. Der Herausgeforderte jedoch, der, den Ailean, der Chronist und Lehrling Dòmhnalls, als den Teufel bezeichnete, hatte nicht nur eine gewisse Ähnlichkeit! Er war Lucifuge Rofocale!
    Konnte das wirklich sein? Natürlich konnte es sein. Warum auch nicht? Lucifuge Rofocale war für Zamorra und sein Team schon seit längerem nur noch Geschichte und auch sein »Zwilling« aus der Spiegelwelt war inzwischen vernichtet, aber die hier dargestellte Szene hatte sich vor annähernd zweitausend Jahren zugetragen. Der ehemalige Ministerpräsident der Hölle war lange genug eine große Nummer gewesen, dass man durchaus auch heute noch auf Spuren seiner Existenz stoßen konnte.
    Was Zamorra allerdings zu denken gab, war, wie Lucifuge Rofocale auf der Zeichnung aussah. Anscheinend hatte er während des Kampfes ganz schön einstecken müssen. Eine seiner Schwingen war durchlöchert und hing in Fetzen wie ein verwitterter Windmühlenflügel von seinem Rücken herab. Das rechte Auge war nur mehr eine leere Höhle. Er hatte zahlreiche Wunden an den Armen und am Oberkörper. Selbst seine Hörner schienen irgendwie derangiert herabzuhängen, was natürlich Unsinn war.
    Dann war da noch Agamar, der Herausforderer. In einer Hand hielt er einen Kelch, den er triumphierend in die Höhe streckte. Zu seinen Füßen saß eine Kreatur, die Zamorra vor gar nicht allzu langer Zeit schon einmal gesehen hatte: eine haarlose Mischung aus Hund und Affe.
    »Na sieh mal einer an! Jetzt wird es interessant!«
    Zamorra schloss das Fenster mit der großen Zeichnung und las den Rest von Aufstand gegen den Teufel . Ailean berichtete davon, dass Dòmhnall und er Agamar in einer Siedlung aufspürten, wo er sich gerade einen Kampf mit dem Teufel lieferte. Dòmhnall war von Hass und Rachegelüsten so zerfressen, dass er nicht mehr vernünftig denken konnte, als er den Dämon entdeckte. Er erkannte seine Chance! Agamar war durch den Kampf abgelenkt und würde den Weißmagier gar nicht kommen sehen.
    Ailean versuchte seinen Herrn von diesem Irrsinn abzubringen. Selbst wenn es ihm gelänge, Agamar zu töten, müsste er sich danach gegen den Teufel zur Wehr setzen. Das konnte keinem Menschen, auch keinem Zauberer, gelingen. Doch Dòmhnall wollte nicht hören. Er riss sein Schwert mit den magischen Runen aus der Scheide und…
    ***
    Vor Hunderten von Jahren
    Es war ein eigenartiges Gefühl. Einerseits spürte Agamar, wie er mit jeder Sekunde, die er von Lucifuge Rofocales Leben trank, stärker wurde. Andrerseits strengte ihn die Verbindung so sehr an, dass er befürchtete, sie nicht mehr lange aufrecht halten zu können. Aber lange würde es auch nicht mehr dauern, bis der Ministerpräsident der Hölle tot vor ihm im Staub lag.
    »Stirb, du Scheusal!«, ertönte ein heiserer Schrei.
    Agamar wandte sich nach rechts und traute seinen Augen nicht. Zwischen den Ruinen zweier Hütten stürmte ein muskulöser Glatzkopf hervor. Er hielt ein schartiges Schwert über den Kopf erhoben, dessen Anblick Agamar Unbehagen bereitete. Den Grund dafür erkannte er gleich: Zauberrunen auf der Klinge.
    »Was zum…?«, rief er.
    In diesem Moment war der Glatzkopf heran.
    Agamar ließ die Verbindung zu Lucifuge Rofocales Gefängnis los und duckte sich unter der heransausenden Klinge weg. Er spürte den Luftzug, als das Schwert ihm über den Kopf und die Hörner zischte. Er wollte gerade seinen Triumph herausschreien, als ein sengender Schmerz durch seine rechte Schwinge schoss. Sie, die weit über seinen Schädel hinausragte, hatte er nicht mehr in Sicherheit bringen können. Aus dem Augenwinkel sah er die halbe Schwinge durch die Luft segeln und in den Dreck fallen.
    Agamar stieß ein hündisches Heulen aus, in das seine Schattenhunde einfielen. Sein Körper fühlte sich

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