Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0904 - Der Krieger der weißen Stadt

0904 - Der Krieger der weißen Stadt

Titel: 0904 - Der Krieger der weißen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
versunken.
    Sie war die Hüterin der Wurzeln, die jede einmal eine weiße Stadt kontrollieren und regeln sollten. Diesen Dienst hatte sie in Perfektion ausgeübt. Bis zu dem Augenblick, da ihr bewusst wurde, dass die Herrscher ein falsches Spiel mit ihr spielten. Begreifen konnte Maiisaro das nicht, doch sie war gewillt, dieses Rätsel zu lösen. Ohne ihre Tätigkeit würden die kommenden Wurzeln niemals ihre volle Kraft entfalten. Das wussten die Herrscher. Warum also diese Störmanöver? Warum störte - und zerstörte - man dann ihren ewig erprobten Ablauf?
    Maiisaro hatte eine Entscheidung gefällt. Sie würde die Pflege der Wurzeln reduzieren. Natürlich sollten die dabei nicht leiden oder gar verdorren, doch sie wurden geschwächt. Eine Tatsache, die von den Herrschern nicht ignoriert werden konnte.
    Doch es gab Dinge, die Maiisaro noch viel mehr beschäftigten. Professor Zamorra, Vinca von Parom und Artimus van Zant hatten ihr berichtet, was außerhalb von Maiisaros Welt geschah. Sie hatten von dem Plan gesprochen, den eklatanten Fehlern, die von den Herrschern und deren Helfershelfern begangen wurden.
    Das alles konnte nur im Chaos enden, dessen war sich Maiisaro bewusst. Wollte sie also wirklich hier auf ihrer Welt warten, bis die Herrscher zu ihr kamen? Dann konnte es bereits zu spät sein, um noch korrigierend einzugreifen. Ob sie das dann auch konnte, war eine andere Sache. Doch wenn sie keinen Einfluss auf die Herrscher ausüben konnte, wer dann?
    Andererseits… die Welt verlassen?
    Maiisaro mochte diesen Gedanken nicht.
    Zur Zeit war sie nicht alleine in ihrer kleinen Idylle. Vinca von Parom und seine Frau Lakir waren hier, denn Lakir mußte sich von ihrem Tod erholen. So verrückt das auch klang, so war sie doch bereits tot, als Vinca sie zu Maiisaro brachte. Die frühere Wächterin von Paroms weißer Stadt hatte den Tod der dortigen Wurzel nicht verkraften können. Zu lange war sie mit ihr verbunden gewesen.
    Doch Maiisaro hatte ein Mittel gefunden, die Paromerin wieder ins Leben zurück zu rufen.
    Die Heilung schritt voran, doch Lakir brauchte Ruhe, die Maiisaro ihr hier bieten konnte.
    Viel war da draußen geschehen, was Maiisaro nicht einmal im Ansatz bemerkt hatte. Zu lange hatte sie sich hier abgeschottet. Maiisaro warf jegliche Entspannung von sich und konzentrierte sich mit jeder Faser ihres Körpers. Das Meer, die endlose Weite, in der sich die Krieger in ihren Speeren bewegten; es dauerte eine Weile, doch schließlich tauchte Maiisaro mit ihrem vollen Bewusstsein dort ein. Früher einmal, da hatte sie das sehr oft getan.
    Sie lächelte.
    Das war natürlich nicht ohne Grund geschehen, denn wenn man ein absolutes Verbot umgehen wollte, musste man sich ein sicheres Plätzchen suchen. Ein unbeobachtetes Plätzchen vor allem! Und wo mochte man unbeobachteter sein als in einem Speer ?
    Eine Weile lauschte Maiisaro dem Flüstern der Krieger, die sich untereinander austauschten. Es tat gut, wieder einmal die Stimmen derer zu hören, die in den weißen Städten für Schutz und Sicherheit sorgten.
    Doch damals wie heute gab es dort auch andere Stimmen. Die, die von Befreiung und Revolution sprachen, und andere, die von Kampf und Leid berichteten. Maiisaro hatte immer beiden Seiten gerne gelauscht.
    Die Krieger - sie waren dann irgendwann Maiisaros Schicksal geworden.
    Zumindest einer von ihnen…
    Sie meinte, seine Stimme aus denen der anderen heraus zu hören, doch das war natürlich nur Einbildung. Er lebte nicht mehr - er war ermordet worden. Sie konnte man nicht töten, aber es gab andere Mittel und Wege.
    Maiisaro verzog schmerzhaft das Gesicht. Eine neue Stimme war im Fluss der Speere erklungen. Eine Stimme voller Angst, Wut und Hass auf sich selbst. Maiisaro kannte die Stimme und in diesem Augenblick wurde ihr klar, in welcher Gefahr der Krieger schwebte. Denn da war noch etwas anderes, etwas, das sich ihn nun näherte.
    Maiisaro sprang auf, lief sofort los.
    Sie fand Vinca und Lakir auf einer nahegelegenen Wiese. Die beiden Paromer spielten mit den Ballwesen, die sich freuten, dass zur Zeit zwei neue Kameraden für sie da waren. Maiisaro hatte ja immer so wenig Zeit, um zu spielen.
    Und nun kam sie auch noch um das schöne Spiel mit den zwei netten Wesen zu stören.
    Mitten im Lauf fing Maiisaro den Ball ab, der gerade aktuell im Spiel war. Das kugelrunde Wesen raunzte sie an. »Verschwinde - ich will gefälligst gespielt werden.« Maiisaro antwortete nicht, sondern ließ den Kugeligen einfach

Weitere Kostenlose Bücher