0914 - Der Fluch der Sinclairs
Häuser standen nicht mehr so dicht beisammen. Die umgestaltete City lag hinter ihm, er sah die Gärten, auf denen die Bauten wie Inseln wirkten, aber es waren nur wenige Menschen auf den Gehsteigen zu finden. Bei diesem Wetter hatten sich die meisten in ihre Häuser zurückgezogen.
Aus zahlreichen Schornsteinen drang noch Rauch, aber der Wind zerfaserte ihn sofort.
Die Fahrt ging weiter.
Er mußte nach rechts abbiegen, in eine Straße, die hinaus in die Hügel führte und damit auch zum Haus der Sinclairs, das auf der erhöhten Stelle wie ein Beobachtungsposten stand.
McDuff dachte daran, daß die Sinclairs einiges mitgemacht hatten. Und nicht selten war er an diesen unheimlichen Dingen ebenfalls beteiligt worden. Bisher hatten sie es immer geschafft, sich den Attacken fremder Mächte zu erwehren. An diesem Tag jedoch war der rothaarige Sergeant nicht so optimistisch.
Die Abstände zwischen den Häusern wurden größer. Das letzte Haus gehörte den Sinclairs, und nach einer Kurve konnte er es bereits sehen. Ein schwaches Viereck, mit einem großen Baum davor, der an Hochsommertagen herrlich kühlen Schatten bot.
Am Himmel spielte der Wind mit den mächtigen Wolkenfelsen. Er jagte sie vor und zurück, er drehte sie, er trieb sie in die Höhe oder mal zur Seite weg. Er schleuderte sie einfach in die Runde.
Sie drehten sich oder sahen aus, als sollten sie auseinandergerissen werden, was aber nicht geschah.
Wieder fauchte eine Bö heran. Sie rüttelte den Wagen regelrecht durch, aber McDuff sah keinen Grund, nicht weiterzufahren. Er fühlte sich im Fahrzeug sicher.
Er hatte die Scheinwerfer eingeschaltet. Das blasse Licht glitt über die Fahrbahn hinweg wie ein starrer Schleier. Seiner Meinung nach wurde es noch dunkler. Die Sonne schien es überhaupt nicht zu geben, und das ausgerechnet am Tag! So richtig fassen konnte McDuff es nicht.
Der Sergeant war nervös und abgespannt zugleich. Er suchte die Fahrbahn ab, schaute zum Himmel, wo die Wolken wie Bleistücke schimmerten, dann senkte er wieder den Kopf - und bekam plötzlich starre Augen.
Da war etwas!
Die letzten Häuser lagen längst hinter ihm. Weiter vorn gab es nur das Haus der Sinclairs, und er befand sich auf einer leeren Strecke. Der Sergeant stoppte. Er konnte nicht mehr weiterfahren, denn auf der Straße spielte sich etwas ab, mit dem er nicht zurechtkam.
Es sah so aus, als hätte sich eine der düsteren Wolken aus der Formation oben am Himmel gelöst und wäre auf die Straße gefallen, um sich dort wie grauer Rauch oder Nebel auszubreiten. Die Wolke glitt über den aufgerauhten Asphalt hinweg und schien in ihm zu versickern.
Die Wolke oder der Nebel huschte über die Straße, breitete sich mal nach links aus, dann wieder rechts, kroch auch über die Ränder hinweg, verließ aber nie den unmittelbaren Bereich der Fahrbahn und fand immer wieder seinen Weg zurück, um dann in einem Zentrum, mitten auf der Straße, zu kreisen.
Der Boden schluckte den Nebel nicht tatsächlich. Es hatte nur so ausgesehen.
Sergeant McDuff hielt plötzlich den Atem an. Was er sah, war nicht normal. Ein derartiges Wolkenspiel war ihm noch nie zuvor untergekommen. Das war völlig neu für ihn, und er glaubte plötzlich nicht mehr daran, daß es eine natürliche Ursache dafür gab. Hier spielte sich etwas ab, mit dem er nicht zurechtkam, und der Gedanke, der brennend sein Gehirn durchschoß, machte ihm noch mehr Angst.
McDuff erinnerte sich daran, daß auch Horace F. Sinclair von dieser ungewöhnlichen Wolke oder von einem Schatten gesprochen hatte, der über ihn gekommen war.
War es das?
Seine Überlegungen wurden durch ein Geräusch unterbrochen, mit dem McDuff zuerst nicht zurechtkam. Unter der Motorhaube gurgelte etwas, drehte sich und kratzte, und dann war es plötzlich still.
Der Motor lief nicht mehr.
Ruhe, beinahe unheimlich. Wie die Stille in einer Gefängniszelle, und McDuff hörte sich atmen. Er spürte den Druck hinter seinen Augäpfeln. Wie in weiter Ferne hörte er das Heulen des Windes um seinen Wagen, doch darum kümmerte er sich nicht, denn die seltsame Wolke, die jetzt zu einem Schatten geworden war, schob sich in die Höhe. Und sie tat es mit kreisenden Bewegungen. Sie behielt den Kontakt mit dem Boden, wobei sich ihr Körper, falls man davon überhaupt sprechen konnte, regelrecht in die Höhe reckte.
Er war dabei, einen bestimmten Umriß anzunehmen, und wieder drängte sich die Erinnerung in das Denken des Mannes.
Auch Horace F. Sinclair
Weitere Kostenlose Bücher