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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ausdruck. »Habe ich mich verhört, Mister?«
    »Haben Sie nicht.«
    »Dann will ich Ihnen beiden noch einmal etwas sagen, bevor sie hier den großen Abflug machen. Ich will, daß Sie gehen, und zwar sofort. Ich sitze hier, damit die Regeln eingehalten werden. Es wird niemand, der nicht angemeldet ist, durchgelassen. So sind die Regeln. Und wenn sich im Verlag niemand meldet, haben Sie dort oben nichts zu suchen. Ist das endlich klar?«
    »Sie haben laut genug gesprochen.«
    »Schön, dann machen Sie den Abflug.« Er wedelte mit der Hand, als wollte er irgendwelche Insekten verscheuchen.
    Wir blieben stehen. »Sagen Sie mal, wie viele Mitarbeiter sitzen in den Verlagsräumen?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Doch«, sagte ich, nickte und fügte hinzu: »Es geht mich sehr wohl etwas an. Schauen Sie mal genau hin.« Ich hatte meinen Ausweis hervorgeholt, den er anglotzte, aber schwieg.
    »Sind Sie plötzlich stumm geworden, Meister?«
    »Ich - das habe ich nicht gewußt.« Plötzlich fing er an zu schwitzen. »Dürfen wir jetzt hoch, oder soll ich hier noch mit Kollegen anrücken?«
    »Zweiter Stock.«
    »Danke.«
    »Sie können den Lift nehmen.«
    »Das hatten wir uns schon gedacht.«
    Auf dem Weg dorthin sagte der Bretone mit leiser Stimme. »Es hat schon zu allen Zeiten unfreundliche Menschen gegeben. Das war auch in meinem ersten Dasein nicht anders.«
    »Und die wird es auch immer wieder geben«, erwiderte ich und ließ Godwin als ersten einsteigen.
    Auch die Liftkabine paßte zum Outfit des Ganzen. Die Wände waren mit einer dünnen Metallschicht verkleidet. Aus versteckten Lautsprechern drangen Musical-Melodien von Webber.
    Wir hörten ein Potpourri aus dem »Phantom der Oper«.
    Godwin de Salier war beeindruckt. Einen Kommentar gab er nicht ab, er schaute sich nur um, aber besonders wohl fühlte er sich nicht, wie er mir auch sagte. »Das ist nicht meine Welt.«
    »Nein?«
    »In Südfrankreich fühle ich mich doch wohler.«
    »Aber hin und wieder ein kleiner Trip kann auch nicht schaden, oder?«
    »So ist es.«
    Wir hatten den zweiten Stock schnell erreicht. Der leise Glockenton erklang, als sich die Tür öffnete. Vor uns lag ein breiter Flur, der durch eine undurchsichtige Glasscheibe in zwei Hälften geteilt war. Ein Schild wies auf den Star-Verlag hin. Wenn wir ihn erreichen wollten, mußten wir uns nach links wenden. Die andere Hälfte des Flurs war nicht vermietet worden. Zumindest sahen wir kein Hinweisschild.
    »Gehst du vor, John?«
    »Sicher.« Ich lächelte, denn in dieser Umgebung fand sich mein neuer Freund nicht so zurecht. Er schaute sich um. Sein Blick war nicht ängstlich, aber doch verhalten, und Godwin hatte seine Stirn in Falten gelegt.
    »Stimmt etwas nicht?« erkundigte ich mich.
    »Das kann ich so genau nicht sagen, John, aber es ist komisch.« Er senkte den Blick und schnüffelte. »Kann man eine Gefahr eigentlich riechen? Was meinst du?«
    »Ich zumindest nicht. Du etwa?«
    »Nein, auch nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, daß nicht alles so glatt läuft, wie wir es uns gedacht haben. Einen Gegner kann ich nicht sehen, doch wenn gearbeitet wird, muß man das doch hören. Oder irre ich mich?«
    »Nicht immer. Die modernen Geräte sind sehr leise.« Ich lächelte ihm aufmunternd zu. »Aber das werden wir gleich haben, keine Sorge.« Ich ging bereits auf die Glastür zu und stieß sie auf.
    Auch jetzt befand ich mich im selben Flur, nur sah er hier verändert aus. An den Wänden hingen Poster. Wer hier eintrat, wußte sofort welche Zeitschrift in diesem Hause produziert wurde.
    Die Modells waren durch die Bank weg nackt. Es wurde auch nicht nur eine Zeitschrift verlegt, denn im selben Verlag erschien noch ein Frauenmagazin mit mehr oder weniger bekleideten männlichen Modells. Für meinen Gast war das alles fremd. Er ging mit sehr ruhigen und auch kleinen Schritten weiter, warf hin und wieder einen Blick auf die Bilder und schüttelte auch des öfteren den Kopf. In dieser Welt kam er nicht zurecht, aber er würde sich an sie gewöhnen müssen, wenn er sich länger hier aufhielt.
    Mir bereitete eine andere Tatsache Sorgen.
    Es lag einzig und allein an der Stille. Wir hörten keine Stimmen, nicht das Tuten der Telefone - das ja, aber es hob niemand ab, denn der Apparat klingelte weiter, bis es der Anruf er schließlich aufgab. Es war kein Mitarbeiter zu sehen und zu hören. Die Stille wirkte wie ein gewaltiger Druck, und selbst das leise Klacken der Schreibcomputer hätte mir jetzt

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