0928 - Das Hexendiadem
auch alles versucht haben, um dem Fluch zu entgehen. Und was hat es ihnen genutzt? Warum also sollte es gerade uns gelingen?«
Weil ich dabei bin, du Blödmann , dachte Nicole gereizt.
»Irgendwann geht alles einmal zu Ende«, lächelte Cira. »Und ich habe eine ganze Menge weiterer Dinge herausgefunden. Zu was gibt es heute schließlich Internet? Und meine Verwandtschaft ist ja auch noch da. Vielleicht können wir der Hexe ja doch ein Schnippchen schlagen. Ich bin da tatsächlich auf etwas gestoßen.«
Brauchst du mich wirklich für diese Angelegenheit? Oder soll ich gleich wieder nach dem Frühstück aufbrechen? Irgendwie fühlte sich Nicole im Moment als fünftes Rad am Wagen.
»Du bist auf was gestoßen? Bitte sag schon. Ich verspreche dir auch, nie wieder in Selbstmitleid zu versinken. Obwohl ich schon denke, dass ich ein gewisses Recht dazu habe.« Jeromes Grinsen gelang nur halb.
»Da hast gerade deine unglücklichen Vorgänger erwähnt. Ja, du hast recht, sie sind alle gescheitert. Aber sie haben doch einiges über die Hexe herausgefunden. Und ich weiß auch das eine oder andere. Also, passt auf. Monsieur Davide, der als Letztes dran glauben musste, hat gewusst, wie man die Hexe vernichten kann. Er hat es niedergeschrieben. Sie muss durch die gleiche Todesart umkommen wie beim ersten Mal.«
»Ach ja? Und woher hatte er seine Weisheiten?«
»Er hat einen der bekanntesten Magier seiner Zeit konsultiert. Aleister Crowley.«
Nicole horchte auf. »Tatsächlich? Monsieur Davide hat mit Aleister Crowley zusammengearbeitet? Das ist ja hoch interessant.«
»Ich habe mal gelesen, dass Crowley ein Satanist gewesen sein soll«, erwiderte Jerome.
»Das sind wohl eher Gerüchte. Er war Okkultist und Magier. Aber die Kirche Satans zum Beispiel stuft ihn nicht als Satanisten ein, auch wenn er mit Klischees und Vorstellungen spielte, die mit Satan in Verbindung gebracht werden können. Trotzdem war er eher auf der Seite des Lichts, auch wenn viele Zwiespältigkeiten um seine Person bleiben. Durchaus möglich, dass er Monsieur Davide geholfen hat. Auf welche Weise auch immer. Oder auch nicht. Immerhin ist Davide seit dieser Zeit verschwunden, was eher für die zweite These sprechen dürfte.«
Jerome starrte sie an. »Wie auch immer. Davide oder Crowley sagen also, dass wir die Hexe einfach nur nochmals erhängen müssen und fertig. Geht sicher ganz einfach.«
»Sicher nicht.« Ciranoush sah ihn fast empört an. »Erst voller Selbstmitleid und dann bis zum Abwinken sarkastisch. Ich bin sicher, dass wir's schaffen. Aber zuerst müssen wir noch etwas anderes tun.«
Sie deutete auf das Goldkettchen seiner Mutter, das er wieder unters Hemd zurück geschoben hatte. »Das da musst du sofort ablegen. Ich weiß nämlich, dass echtes Gold Hexenkräfte ins Unendliche verstärkt, weil Gold ein typisches Hexenmetall ist. Und weil in dem Anhänger ein Stückchen deiner Lebenskraft und damit ein Stück von dir selbst steckt, solltest du es an einem heiligen Ort verstecken, damit die Hexe es nicht weiterhin gezielt benutzen kann.«
»Wie meinst du das?«
»Nun, ich denke, dass ihr der Goldanhänger an deinem Hals geholfen hat, besser zu dir zu finden. Nur so konnte sie hinter dir auf dem Pferd auftauchen. Im Gold können Hexen ihre Kräfte manifestieren und sich dadurch orientieren.«
»Und so was gibt es tatsächlich«, murmelte Jerome.
Ciranoush lächelte. »Gibt es. Also, das ist unsere erste kleine Maßnahme. Die zweite ist folgende…« Sie fummelte in ihrem Dekolletée herum und Jerome befürchtete schon das Schlimmste. Ob Cira gerade an einen Dreier mit ihm und Nicole dachte?
Dann schämte er sich aber umgehend für diesen typisch männlichen Gedanken. Denn Cira holte einen seltsamen Gegenstand aus ihrem Ausschnitt. »Äh, ich habe es direkt auf dem Herzen getragen und es dadurch mit positiver Energie aufgeladen«, sagte sie entschuldigend.
»Ich krieg die Krise. Was ist das?«
»Na was wohl. Ein Drudenfuß, den ich aus Schierlingskraut geflochten habe. Hexen hassen Schierling. In Form eines Drudenfußes kann er sie sogar kurzzeitig bannen. Trag ihn ab jetzt immer um den Hals.«
Fast andächtig nahm Jerome den magischen Gegenstand entgegen und hängte ihn sich um, nachdem er seinen Goldanhänger in der Tasche hatte verschwinden lassen. »Du gibst mir tatsächlich ein bisschen Hoffnung zurück«, sagte er.
Nicole blieb fast der Mund offen stehen. »Jetzt mal raus mit der Sprache, Cira. Woher weißt du das alles?
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