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0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Rinds- und Schweinsleder eingebundenen Wälzern vergnügen, zumindest wenn sie in die Zeit vor 1800 wolle.
    »Ich vertraue Ihnen, Mademoiselle Deneuve. Machen Sie mir nichts kaputt hier, beschädigen Sie nichts. Das ist alles, worum ich Sie bitte.«
    Nicole versprach es hoch und heilig. Dann machte sie sich ans Recherchieren. Es war schon gar nicht einfach, den Band mit dem 12. Jahrhundert zu finden, denn die Chroniken standen nicht chronologisch. Und die verschnörkelten, zum Teil verblassten Handschriften zu lesen, war nur noch einem Geübten möglich. Nicole besaß darin reichlich Erfahrung, denn sie hatte sich immer wieder mit der Archivierung der Bibliothek auf Château Montagne beschäftigt. Doch es dauerte Stunden, bis sie überhaupt nur auf den Namen Madeleine Brissac stieß. Und das auch nur, weil ihr Ciranoush bereits einen Anhaltspunkt geliefert hatte. Was sie dann aber unter großen Mühen entzifferte, bestätigte Ciras Angaben voll und ganz. Viel weiter kam sie allerdings auch nicht.
    ***
    Während Nicole sich im Archiv verkroch, stellte Jerome die Futterbestellungen für die nächsten Wochen zusammen. Zudem stellte er fest, dass verschiedene Reitgegenstände dringend dazu gekauft und vier Sättel zur Reparatur mussten. So warf er sie spätnachmittags in den Jeep und fuhr nach Le Havre. Bei einem Sattler, in einem kleinen Ort zehn Kilometer von der Stadt entfernt, lud er die Sättel ab. Dann fuhr er in die Innenstadt, wo er den goldenen Anhänger seiner Mutter in einer Kirche deponierte und dann in einem Reitsportgeschäft verschiedene Einkäufe tätigte. Als er sich wieder auf den Heimweg machte, war es bereits dunkel.
    Jerome fuhr die alte, wenig befahrene Küstenstraße entlang. Auf Höhe von Étretat war plötzlich ein anderer Wagen hinter ihm, dessen Scheinwerfer ihn blendeten. »Idiot«, fauchte er und blickte in den Rückspiegel.
    Tödlicher Schreck durchfuhr ihn. Innerhalb der Lichtflut sah er die Silhouette eines menschlichen Kopfes.
    Jemand saß auf dem Rücksitz!
    Jerome schrie sich die Seele aus dem Leib, aber das konnte seine jäh aufgestiegene Panik nicht dämpfen. Gleichzeitig riss er so stark am Steuerrad, dass der Jeep gefährlich ins Schlingern geriet. Die Scheinwerferkegel vor ihm veranstalteten einen irren Tanz. Jerome versuchte sich instinktiv umzudrehen, weil er dem Etwas hinter ihm nicht mehr den ungeschützten Rücken zudrehen wollte, musste sich aber nach vorne konzentrieren, um das Schleudern wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mehr als einmal kam der Abgrund der Steilküste gefährlich nahe, aber er konnte den Wagen jedes Mal abfangen. Dabei schrie er die ganze Zeit. Jerome gelang es nicht mehr, den Jeep wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mit weit aufgerissenen Augen raste er auf die Klippenkante zu. Dahinter ging es mehr als 80 Meter senkrecht in die Tiefe.
    Aus!
    Er war verloren.
    Eine unsichtbare Hand verhinderte den Absturz. Machtvoll riss sie das Steuer herum. Es wurde Jerome förmlich aus den Händen gerissen. Mit quietschenden Reifen schlingerte der Jeep auf einen Felsen zu und knallte dagegen. Metall kreischte. Ein unglaublicher Ruck warf Jerome nach vorne. Der Sicherheitsgurt fing ihn ab, nahm ihm für einen Moment die Luft, während das nachfolgende Auto wild hupend vorbei zog.
    Jerome bestand für einen Moment nur noch aus seinem rasenden Herzschlag, den er überlaut hörte. Er hing nach vorne gebeugt im Gurt und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Eine unsichtbare Kraft zwang ihn, den schmerzenden Oberkörper aufzurichten und nach hinten zu schauen.
    In diesem Moment begann es vom Rücksitz her zu leuchten. Madeleine Brissacs dämonische Fratze grinste ihn an. Nackt saß sie auf dem Rücksitz, direkt in der Mitte, sodass Jerome sie gut sehen konnte. Gleichzeitig hörte er ein leises, hässliches Kichern, das ihm vollends das Blut in den Adern gefrieren ließ. Böser hatte er noch nie jemanden kichern hören.
    Die Hexe legte ihm ihre totenstarre Klaue auf die Schulter. Er spürte den Tod, der darin steckte. Und er hatte gleichzeitig das Empfinden, das Monstrum hinter ihm würde ihm die Seele aus dem Leib reißen. Ein Wimmern stieg aus seiner Kehle.
    »Noch nicht. Noch ist es nicht Zeit, mein lieber Jerome«, flüsterte die Hexe. »Du musst weiter leiden, bevor ich dich hole. Das wird auch deine magisch begabte Freundin nicht verhindern können. Irgendwo bekomme ich dich immer. Ich habe Zeit, so viel ich will.«
    »Warum ich? Ich bin der Falsche. Ich bin kein

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