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0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Schleimhäute des Grafen. Er bemühte sich, nicht zu husten.
    »Wissen Sie, Monsieur Caraman, ich habe einen Schutzengel. Und ich nehme ihn ernst. So redet er mit mir, gibt mir gute Tipps für alle Lebenslagen und ist auch sonst ein ganz umgänglicher Zeitgenosse. Er heißt übrigens Aiwaz.«
    »Ach, ja, gut. Und seit wann wissen Sie von seiner Existenz?«
    »Es interessiert Sie? Das ist sehr gut, denn Aiwaz wird eine entscheidende Rolle spielen in dem, was wir zu besprechen haben. Wissen Sie, Aiwaz schwebt in einer Art Wolke. Er sieht aus wie ein großer dunkler Mann in den Dreißigern, wohl gebaut, stark und lebhaft, mit dem Gesicht eines grausamen Herrschers und verschleierten Augen, damit ihr Strahl nicht zerstört, worauf er seinen Blick richtet.«
    Den Grafen fröstelte es. Unwillkürlich blickte er sich um. »Ist er… ist er hier?«
    Crowley nickte. »Aber natürlich. Schutzengel befinden sich immer in Rufweite ihrer Menschen. Nun, ich habe Aiwaz bereits im April 1904 kennengelernt. Ich war mit meiner damaligen Frau Rose auf Hochzeitsreise, die uns auch nach Kairo führte. Rose besaß hellseherische Fähigkeiten. Dadurch wurde sie im Boulak-Museum auf eine Holzstele aufmerksam. Es ist die Stele des Anchefenchons, auch Stele der Offenbarung genannt. Sie stellt eine Opferszene dar, bei der der Besitzer der Stele vor dem ägyptischen Gott Re-Harachte steht.«
    Crowley nickte. »Die Tatsache, dass diese Stele im Ausstellungskatalog die Nummer 666 trug, betrachtete ich als ein Zeichen, da ich mich selber schon seit frühester Zeit mit dieser Zahl, auch die Zahl des großen Tieres genannt, identifiziere. Nun, nachdem ich vor dieser Stele den Horus angerufen hatte, meldete sich Aiwaz und diktierte mir das Buch, in dem all meine Lehren niedergeschrieben stehen.«
    »Das Liber Al vel Legis. Ich habe davon gehört.«
    »Haben Sie?« Crowley lachte erneut. Durch den wabernden Pfeifenrauch wirkte sein Gesicht nun beinahe dämonisch. »Und was halten Sie davon?«
    »Ich kann leider keine Auskunft geben, denn ich habe mich nie damit beschäftigt.«
    »Es spielt auch keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich Aiwaz befragt habe, was in Ihrem Fall zu tun sei.«
    Davide de Caraman beugte sich gespannt vor. »Und? Hat Aiwaz geantwortet?«
    »Nicht nur das. Er hat mir sogar etwas gegeben.« Crowley fasste in die Innentasche seines Cutaways und zog etwas hervor. Dann ließ er es an zwei Fingern herunter hängen. Es handelte sich um ein grünes, aus Blättern geflochtenes Band, an dem ein einziges Blatt mit unten bauchiger und oben spitz zulaufender Form zu hängen schien.
    »Was ist das?«, fragte Davide de Caraman enttäuscht und er spürte wieder die Todesangst, die ihm immer öfters die Brust eng machte.
    »Oh, ich gebe zu, es sieht etwas unscheinbar aus. Aber Aiwaz versicherte mir, dass dieser Gegenstand, den er Hexendiadem nennt, über große magische Macht verfügt. Damit sollte es möglich sein, den Fluch zu brechen und Ihnen das Leben zu erhalten.«
    »Wenn Ihnen das gelingt, soll es Ihr Schaden nicht sein, das sagte ich bereits.«
    »Wenn es gelingt, verlange ich 50.000 englische Pfund, keines mehr und keines weniger. Denn ich will die Abtei von Thelema(Die Abtei von Thelema war eine magische Kommune, die Aleister Crowley 1920 auf Sizilien gründete, die aber nach seiner Ausweisung aus Italien 1923 nur noch zwei Jahre weiter bestand.) noch einmal aufbauen. Nicht mehr in Sizilien, sondern in Frankreich oder England. Können Sie diesen Betrag bezahlen?«
    Davide de Caraman nickte zögernd. »Das ist eine stattliche Summe. Aber ja. Wenn Sie mir diese verfluchte Hexe vom Hals schaffen, bezahle ich Ihnen den Betrag.«
    Noch am selben Abend fuhren die beiden Männer zum Landgut Caraman. Aleister Crowley ließ sich von seinem Auftraggeber in die Folterkammer führen, in der einst die Hexe Madeleine Brissac den Fluch ausgestoßen hatte. Die Kammer war jahrhundertelang vergessen gewesen, aber seit etwa 50 Jahren wieder bekannt.
    Crowley atmete tief durch, als er den Ort des Schreckens betrat. Für gut eine Minute stand er still und lauschte, während der Graf, der die Fackel hielt, immer nervöser wurde. »Ah, ich wusste es«, brach Crowley schließlich das Schweigen und sah den huschenden Schatten nach, die das Fackellicht erzeugte. »Ein unglaublicher magischer Ort. Nur noch an einem Ort auf der Welt habe ich noch derart starke magische Kraftlinien erfühlt. Auf dem Eiffelturm in Paris nämlich. Vielleicht handelt es sich sogar um

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