0928 - Das Hexendiadem
ein- und dasselbe Kraftfeld. Nun, Aiwaz erzählte mir bereits auf der Herfahrt, dass ich dies hier vorfinden würde und er hatte absolut recht.«
Crowley nahm das Hexendiadem zur Hand. »Knien Sie vor mir nieder, Davide de Caraman. Hier und jetzt werde ich diesen magischen Gegenstand mit Ihrer starken Persönlichkeit verbinden. Ab jetzt soll es Ihnen gehören und Ihnen den Dienst leisten, den Sie von ihm erwarten.«
Er setzte dem Grafen das Diadem auf den Kopf. Verwundert registrierte Davide de Caraman, dass die Blätter warm waren, dass ein spürbarer Kraftstrom durch das Diadem floss und seinen ganzen Kopf in Hitze versetzte. Gleichzeitig sah er seltsame Bilder unter blutroten Himmeln, die Szenen aus der Hölle glichen, wie sie Hieronymus Bosch gemalt haben konnte. Mit einem Schlag verschwand die Hitze wieder.
»So, das Diadem ist nun Ihnen geweiht, Graf Caraman. Es wird seine Dienste tun. Sobald die Hexe vernichtet ist, überweisen Sie mir bitte das Geld.«
***
Gegenwart
»Was dann weiter passiert ist, weiß ich nicht«, beschloss Pauline Lamont ihre Erzählung. »Monsieur Davide schrieb das alles in einem Tagebuch nieder, das ein Hausmädchen später gefunden hat. Deswegen weiß auch ich davon.«
Die alte Dame schob ihre Brille zurecht. »Fünf Tage, nachdem Monsieur Crowley auf dem Gut war, ein Furcht einflößender Mann übrigens, ich habe ihn selbst gesehen, ist Monsieur Davide verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Wir alle nahmen an, dass dieses Hexendiadem die Hexe tatsächlich getötet hatte, den armen Monsieur Davide aber auch. Warum sonst hätte er einfach verschwinden sollen? Zumal das Geld für Monsieur Crowley niemals überwiesen wurde. Aber sicher waren wir alle nicht. Sicher war ich eigentlich erst, als Madeleine Brissac im Jahr 2005 nicht mehr auftauchte. Ich dachte, der Fluch sei besiegt. Warum sie jetzt plötzlich vier Jahre später wieder zurückgekommen ist, ist mir ein völliges Rätsel.«
»Dieses Hexendiadem hat also seinen Zweck nicht erfüllt«, stellte Nicole fest. »Aber irgendetwas muss es doch bewirkt haben, da der 77-Jahres-Rhythmus nicht mehr eingehalten wird. Und dieses Diadem ist nie wieder aufgetaucht?«
»Ich weiß jedenfalls nichts davon.«
»Gut. Und was ist mit dem Gerücht, man könne die Hexe töten, indem man sie zum zweiten Mal auf dieselbe Art und Weise umbringt?«
»Davon weiß ich auch nichts.«
Jerome stöhnte und fasste sich an den Kopf. »Wenn ihr weiter reden wollt, dann müsst ihr das ohne mich tun. Ich bin so müde, mein Kopf tut immer noch weh wie die Hölle. Ich will nur noch schlafen.«
Nicole nickte Ciranoush zu. »Dann nimm Jerome und geh mit ihm in dein Zimmer.«
Die Baskin schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, dass er hier ebenso gut aufgehoben ist. Er hat ja den Anhänger aus Schierlingskraut.«
Nicole kniff die Augen zusammen. »Willst du nicht doch? Ich meine…«
»Nein«, bestimmte Ciranoush. »Jerome soll nicht mehr gehen müssen. Er bleibt hier. Und ich mit ihm.«
»Aber das geht doch nicht«, sagte Pauline Lamont und schaute erschrocken zwischen ihrem Enkel und der Baskin hin und her.
»Keine Sorge, Madame.« Ciranoush lachte hämisch. »Wir haben heute Nacht etwas anderes vor als das, was Sie denken.«
»Dann ist es ja gut.« Die alte Dame lächelte gequält.
Wieder glaubte Nicole, einen leichten magischen Kraftstrom zu spüren. Sie nickte, verabschiedete sich knapp und ging in ihre Wohnung zurück.
***
Mitten in der Nacht rüttelte Ciranoush den tief schlafenden Jerome wach.
»Was… was ist denn los?« Er brauchte eine Weile, um zu sich zu kommen. Verschlafen blinzelte er in das grelle Licht. Die Nachttischlampe brannte. Und seine Geliebte stand angezogen neben dem Bett und war soeben im Begriff, sich auf die Kante zu setzen.
»Liebe Güte. Wie spät ist es denn? Warum weckst du mich?«
Sie nahm seine Hand. »Während du geschlafen hast, hab ich die letzten Stunden gearbeitet. Es ist vier Uhr morgens und ich komme gerade aus den Verliesen, mein Herz.«
Mit einem Schlag war Jerome hellwach. » Wo warst du?«
»In den Verliesen. Ich habe die alte Folterkammer gesucht und gefunden. Du wirst es nicht glauben, aber da drinnen hängt tatsächlich noch der Galgenstrick, mit dem Gräfin Felipa einst die Brissac erhängt hat.«
»Woher willst du das so genau wissen?«
»Ich spüre… ich meine, welcher sollte es sonst sein«, verbesserte sie sich schnell.
Jerome sah sie seltsam an. »Ich denke mal, dass uns das irgendwie
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