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093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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an seiner Schläfe.
    Diese Menschen waren doch nicht tot. Das alles konnte doch nur ein makabrer Scherz sein. Ein Hoffnungsschimmer stahl sich in Cranes Hirn.
    »Du glaubst es also nicht«, sagte John Mallory kalt. Er wandte sich zu dem Kellner. »Komm einmal her, John!«
    Der Befrackte gehorchte sofort. Seine mächtige Gestalt baute sich vor dem Dämon auf.
    »Du hast mich gerufen, Herr«, murmelte er.
    »Zieh doch mal dein Hemd aus, damit er deinen wahren Zustand erkennt«, krächzte Mallorys hohle Stimme.
    Starr waren die Augen des Kellners gegen die Wand gerichtet. Gehorsam begann er sich zu entkleiden. Nach wenigen Sekunden stand er mit entblößtem Oberkörper da.
    Des Kellers Fäuste schienen die Kraft zu besitzen, aus Steinen Wasser zu pressen. Der gewaltige Brustkasten, ebenso seine Arme, zeigten riesige Muskelpakete, und mitten in der Brust Johns waren mehrere häßliche, klaffende Wunden mit schwarzen Rändern.
    »Damit du es endgültig kapierst.« In John Mallorys knochiger Hand blitzte ein Messer auf. Tief stieß er es in Johns gigantischen Brustkasten.
    Der Kellner zuckte nicht einmal. Kein Tropfen Blut rann aus der neuen Wunde.
    Ronald Crane verdrehte die Augen.
    Mitleidlos beobachtete John Mallory seine krampfhaften Versuche, nicht den Verstand zu verlieren. Er weidete sich an den seelischen Qualen Ronald Cranes und kostete sie genießerisch aus. Es machte ihm Spaß, seine Opfer vor ihrem Tod und bei klarem Verstand alle Qualen der Hölle durchkosten zu lassen.
    »Hast du noch einen Wunsch, mein Freund?« fragte er höhnisch. »Ich denke da an die verschiedenen Arten des Sterbens. Mancher hat nicht gerne solche Löcher im Bauch. Sollte das bei dir der Fall sein, bin ich gern bereit, dir entgegenzukommen.«
    Ronald Crane hörte die Worte nicht. Sein Gesicht war bleich und seine Augen geschlossen. Er schwamm in einem Meer von Grauen und Entsetzen. Ein Alptraum, dachte er. Ein grauenhafter ...
    Der junge Mann konnte den Gedanken nicht mehr zu Ende denken.
    Mallory hob, enttäuscht, mit seinen Worten keine Wirkung erzielt zu haben, das Messer.
    Ein kalter, höllischer Schmerz fraß sich in Ronald Cranes Brust. Dann spürte er gar nichts mehr.
    ***
    Frank und Doktor Ashorn standen inzwischen vor der Tür zu Commander Egertons Appartement.
    »Ich glaube allerdings nicht...«
    Mit halboffenem Mund hielt Ashorn mitten im Satz inne. Ein Geräusch hinter der Tür ließ ihn aufhorchen. Es klang, als ob jemand mit schweren Schritten auf und ab marschierte.
    »Der Commander wird doch nicht schon wieder auf den Beinen sein«, murmelte er.
    »Das werden wir ja gleich sehen.« Frank Connors klopfte an die Tür.
    »Herein«, tönte es nach einigen Sekunden.
    Frank drehte den Knauf und öffnete.
    Mitten im Zimmer stand ein großer, in einen dunklen Morgenrock gehüllter Mann. Der Zigarre, an der er paffte, entstieg schwärzlicher Rauch wie aus dem Schornstein einer Dampflokomotive.
    Frank sah den Commander zum ersten Mal genau. Trotz der graumelierten Haare wirkte das Gesicht verhältnismäßig jung. Es war noch etwas blaß, aber alles in allem machte der alte Offizier nicht den Eindruck eines Kranken.
    »Nun, kommen Sie schon herein, Doktor«, schnarrte Egerton. Er hielt inne und musterte mit gerunzelten Brauen Frank Connors.
    »Wen schleppen Sie denn da an?«
    »Dies ist Mister Connors aus London, Commander«, stellte Ashorn vor. nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatten. »Warum liegen Sie nicht in Ihrem Bett?« Ein Schatten der Mißbilligung flog über Ashorns Gesicht.
    »Weil ich nachdenken muß«, knurrte der Commander »Wenn ich nachdenke, muß ich rauchen, und das kann ich nicht im Bett, Sie alter Quacksalber.« Ein mißtrauischer Blick aus seinen schmalen Augen traf Frank. »Aber was will der junge Mann hier eigentlich von mir?«
    Frank Connors erläuterte mit wenigen Worten die Situation.
    Als er geendet hatte, war es so still im Raum, daß man eine Uhr ticken hörte.
    »Ich verstehe nicht«, sagte der Commanders beherrscht, aber seine Nasenflügel bebten. »Sie behaupten da etwas von mir...«
    »Es scheint leider festzustehen, daß es so gewesen ist.« Franks Stimme klang hart.
    »Himmel und Hölle«, fluchte der Commander im unterdrückten Ton. »Junger Mann, glauben Sie etwa, daß ich verrückt bin?« Er zögerte und warf Doktor Ashorn einen forschen Blick zu. »Was sagen Sie dazu, Doktor?«
    »Ich muß leider auch sagen, daß es so gewesen ist, Commander.«
    »Verflucht nochmal!« war Egertons

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