093 - Das Hotel der lebenden Leichen
auf keinen Fall von Lornas Seite zu weichen, und verließ den Raum.
Immer noch grollte das Gewitter und erschütterte mit heftigem Donner das Haus.
Der Reporter eilte mit langen Schritten durch den Gang. Er spürte die unheimliche, ungeheuerliche Gefahr, die sie alle bedrohte. Er mußte etwas unternehmen, aber er fand keinen Ansatzpunkt.
Am Fuß der Treppe stieß Frank mit dem Geschäftsführer zusammen.
Sie sind mir gerade richtig, Mister Evans, Ihre Telefone sind wohl nur zur Dekoration?« knurrte Frank.
»Ja, ich weiß, Mister Connors. Ich wollte eben ein Ferngespräch führen. Die Leitung ist tot, vielleicht durch das Unwetter.« Evans zuckte die Schultern.
»Haben sie wenigstens für solchen Fall einen Arzt im Haus, oder muß man hier ohne ärztliche Hilfe ins Jenseits pilgern.«
Es war wohl Franks Erregung zuzuschreiben, daß er so grob war. Der arme Mister Evans machte ein Gesicht, als habe er einen Wurm verschluckt, dessen Ende absolut nicht in den Hals hinunter wollte.
»Doktor Ashorn wohnt bei uns.« Evans Augen forschten in Franks Gesicht.
»Brauchen Sie denn einen Arzt? Es ist doch wohl nichts passiert?«
»Ja, verdammt nochmal. Wo kann ich diesen Doktor finden?« Frank wurde jetzt wirklich nervös. Hastig und mit knappen Worten schilderte Frank dem Hotelleiter, was passiert war.
»Um Himmels willen«, murmelte Evans verstört. »Kommen Sie, Mister Connors. Der Doktor müßte noch bei dem Commander sein.« Evans sprang, gefolgt von Frank’ hastig die Treppe empor.
Sie trafen Doktor Ashorn im Korridor. In der einen Hand ein Köfferchen, die andere in der Tasche seiner etwas zu weiten Jacke, kam er auf sie zu.
»Kann ich Sie einen Augenblick sprechen, Mister Evans?« fragte er, den beiden Herren liebenswürdig zulächelnd, »bevor ich mich wieder zu meinem Patienten begebe.«
»Bitte, kommen Sie mit, Doktor. Sie haben noch einen anderen Patienten.«
Doktor Ashorn schielte kurz über seine schiefsitzenden Augengläser.
»Natürlich«, murmelte er. »Wo ...?«
Es waren nur ein paar Schritte bis zu dem Appartement. Frank Connors, Evans und der Doktor traten hintereinander ein.
Henry Danforth hatte Lorna schon ins Schlafzimmer getragen. Er stand vor dem Bett und blickte ratlos und verstört auf Lornas blasses 1 Gesicht herab.
Doktor Ashorn murmelte. »Bitte gehen Sie hinaus.«
Henry nickte. Stumm verließ er den Schlafraum und schloß die Tür. Frank und Mister Evans standen ihm gegenüber.
»Ich bin wie vor den Kopf geschlagen, meine Herren«, sagte Evans. »Das ist nun schon der zweite Zwischenfall heute abend.«
Frank überlegte eine Sekunde. »Erzählen Sie uns von der anderen Sache«, murmelte er.
Evans erzählte von dem eigenartigen Benehmen des Commanders Eger-ton.
»Nun, die Geschichte mit dem Commander war schon etwas seltsam.« Was der Geschäftsführer berichtete war für Frank Connors nichts Neues. Er hatte plötzlich das fast sichere Gefühl, das zwischen diesen Vorfällen irgendein Zusammenhang bestehen mußte.
Nachdenklich sah er den Geschäftsführer an.
»Dieser Commander, litt er früher schon mal an Zwangsvorstellungen?« fragte er gespannt.
»Was? Nein. So etwas ist mir nie aufgefallen.«
In diesem Augenblick öffnete sich die Schlafzimmertür. Dr. Ashorn schloß sie hinter sich und wandte sich dann um.
»Doktor?« drängte Henry Danforth.
»Tja, ich würde sagen, daß es sich um einen starken Nervenschock handelt. Ich habe ihr eine Spritze gegeben. Der Puls ist kräftiger geworden. Sie schläft.« Doktor Ashorn zögerte. Die Augen hinter den Gläsern blickten von einem zum anderen. »Würden Sie mir sagen, was die Dame in diesen Zustand versetzt haben könnte?«
»Sags’ ihm«, murmelte Henry Danforth, dem das Sprechen schwerfiel.
Frank Connors berichtete dem Doktor was es zu berichten gab.
»Das Schlimme ist, Doktor, wir haben keine Ahnung, was sich abgespielt hat«, bekannte er.
»Hm, so war die Sache.« Nachdenklich fuhr der Doktor über sein Kinn. Die Augen auf den Teppich gerichtet fragte er dann. »Ist die Dame sehr zart besaitet? Sehr empfindlich?«
»Nein«, erwiderten Frank und Henry wie aus einem Mund.
»Rätselhaft.« Doktor Ashorn hob seinen Blick. Er fuhr fort sich über sein Kinn zu kratzen. »Jedenfalls«, sagte er endlich, »sollten Sie sich keine übergroßen Sorgen machen. Es muß natürlich jemand bei der Patientin bleiben. Ich sehe Sie mir dann später noch einmal an.«
»Hören Sie, Doktor«, sagte Frank hastig.
»Ja,
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