Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
Vom Netzwerk:
Ärmel seines Schlafrockes über die schweißnasse Stirn. Verzweifelt versuchte er die gewohnte Ordnung in sein Hirn zu bringen, aber er hatte nicht allzuviel Hoffnung, daß es ihm gelang. Im Grunde war er überhaupt nicht in der Lage, über alles richtig nachzudenken, oder gar die teuflischen Verstrickungen, in die er geraten war zu durchschauen.
    »Was sagten Sie eben?« schnarrte Egerton, wie aus einem Traum erwachend.
    »Ich sagte, Sie sollen sich beruhigen, aber...« Doktor Ashorn blickte sich in der Halle um.
    In dem spärlichen Licht, das die einzige brennende Lampe verbreitete, erkannte er vage die Umrisse einiger Sessel und eines Tischchens. Sogar die sonst immer hellerleuchtete Empfangsloge war dunkel.
    »Was aber?« drängte der Commander forschend.
    »Es kommt mir alles so eigenartig vor. Ich sehe keinen Menschen«, murmelte der Doktor.
    »Die Sache ist Ihnen auch an die Nieren gegangen ...?«
    Der Commander stockte. Er hielt den Kopf lauschend vorgestreckt. Die blauen Äderchen an seiner Stirn zeichneten sich dunkel ab.
    »Was bei allen heiligen Affen ist das jetzt wieder?« flüsterte er. Er fuhr herum und faßte nach Ashorns Rockaufschlägen. »Hören Sie es nicht, Doktor?« keuchte er.
    Der Commander stand kerzengerade da. Er sah aus wie eine Wachsfigur. Besorgt musterte ihn der kleine Doktor über den Rand seiner Brille hinweg. Er setzte gerade zu ein paar beruhigenden Worten an, als er zusammenzuckte!
    Jetzt hörte er es auch!
    Ein klagendes Stöhnen und Wimmern vieler Stimmen erfüllte die Luft. Das leise Geräusch, das aus der Ewigkeit zu kommen schien, schwoll immer mehr an. Daneben drang noch ein Klopfen an ihre Ohren. Erst glaubte Commander Egerton, daß es das Klopfen seines eigenen Herzens wäre. Dann merkte er, daß er sich geirrt hatte.
    Das klopfende Geräusch kam von außen. Er machte ein paar Schritte und spähte in alle Richtungen. Da sah er es!
    Jetzt begann er endgültig an seinen Verstand zu zweifeln. Unwillkürlich wich er zurück. Seine Augen wurden immer größer und fiebriger.
    »Doktor«, krächzte er, »sehen Sie sich das an.«
    »Was?« Mit einem schnellen Schritt war Doktor Ashorn an seiner Seite. Seine Lippen öffneten und schlossen sich lautlos.
    Gräßlich und grotesk zugleich war das Bild, das ich ihnen bot.
    Zwei dicke, plumpe Gestalten hingen mit kurzen Stricken, die um ihren Hals geschlungen waren, am Treppengeländer. Es waren die Brüder Webbs, denen der Commander schon einige Male die Pest und den Tod an den Hals gewünscht hatte. Jetzt in ihrer Lage mußten sie eigentlich schon tot sein.
    Aber die Brüder Webbs lebten...!
    In ihren teigigen Gesichtern fuhren die Augen gräßlich glotzend umher. Die wulstigen Lippen über dem feisten Doppelkinn, bewegten sich wie zu einer lautlosen Bitte. »Holt uns hier herunter.«
    Ihre Glieder schlugen wild durch die Luft. Die dicken, plumpen Fäuste trafen manchmal das Holz der Treppe, was das klopfende Geräusch verursachte.
    »Neiiiin«, schrie der Commander.
    Der Anblick war zuviel für seine überforderten Nerven. Seine Sinne schwanden. Einer Ohnmacht nahe machte er eine halbe Drehung und schlug hart auf den Boden der Halle. Den Aufprall spürte er schon nicht mehr.
    ***
    Frank Connors warf einen kurzen Blick auf die Leiche Professor Hackerts, dann hastete er weiter.
    Ich muß die Menschen warnen, hämmerte es in seinem Schädel. Er drückte die Klinke der nächsten Tür.
    Sie war nicht verschlossen. Er riß sie auf. Kein Mensch war in dem erleuchteten Wohnraum. Die Tür zum angrenzenden Schlafzimmer stand weit offen. Auch dort brannte Licht.
    Frank Connors Blick glitt durch den Raum. Er zuckte zusammen.
    Das Bett war zerwühlt, und große dunkelbraune Flecken von eingetrocknetem Blut verunzierten die weißen Bezüge.
    Zu spät, schoß es Frank durch den Kopf. In seinem Gesicht zuckte es. Er wandte sich um, und rannte mit langen Schritten los.
    Auch das nächste Appartement war nicht verschlossen. Der Wohnraum war dunkel, unter der Tür zum Schlafzimmer zeichnete sich ein schmaler Lichtstreifen ab.
    Vorsichtig bewegte Frank sich durch den Raum. Er schob die Tür los. Eine Nachttischlampe mit honiggelbem Schirm verbreitete gedämpftes Licht. Auch hier war das Bett zerwühlt und blutbesudelt. Frank Connors fühlte ein unsagbar elendes und fades Gefühl in der Magengegend. Ein furchtbarer Gedanke fraß sich in seinem Hirn.
    Sollten etwa schon alle Menschen im Hotel...?
    »Fast alle.«
    Der Reporter zuckte zusammen. Er vermochte

Weitere Kostenlose Bücher