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093 - Das Hotel der lebenden Leichen

093 - Das Hotel der lebenden Leichen

Titel: 093 - Das Hotel der lebenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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ihm auf, blindes Vertrauen in den Augen.
    Hätte er ihr jetzt befohlen aus dem Fenster zu springen, sie wäre dem Befehl lächelnd gefolgt.
    Ihr Beispiel schien Henry Danforth zu beschämen. Er erhob sich und riß sich zusammen.
    »Gut, Frank, du kannst dich auf mich verlassen.« Seine Zähne gruben sich in die Unterlippe. »Weißt du, es ist nur, ... in einer solchen Situation bin ich noch nie ...« Henry stotterte.
    »Jedenfalls kommt hier keiner herein, nur über meine Leiche«, versprach er.
    Frank nickte. »Komm und schließ hinter mir ab.« Er ging mit hastigen Schritten zur Tür, öffnete sie und spähte hinaus. Dann winkte er noch einmal mit der Hand und schlüpfte in den dämmrigen Korridor.
    Der Schauspieler verschloß die Tür. Er wandte sich um und blickte das blonde Mädchen an.
    »Ich denke, daß er uns noch das Schlimmste verschwiegen hat«, sagte er leise mit bebender Stimme.
    Kitty hatte sich während Franks Anwesenheit ruhig verhalten. Aber das schien jetzt vorbei zu sein. Bleich, mit zuckenden Lippen und angstvoll geweiteten Augen stand sie nun da.
    »Das glaube ich auch, Mister Danforth.« Ein Seufzer begleitete ihre Worte. Kitty Collins spürte, daß sie am ganzen Körper zitterte.
    Etwas Furchtbares ging hier vor.
    ***
    ***
     In der Bar saßen noch der größte Teil der Gäste des Hotels in angeregtem Gespräch zusammen.
    »Was mich betrifft, ich glaube an Geister«, sagte gerade eine ältere Dame. Sie sah sich um, als erwarte sie, daß graue, wallende Schleier zum Fenster hereinwehten öder blaue Flammen aus den Wänden schlagen würden.
    In der Tat vollzog sich das Erscheinen der beschworenen Schatten in geisterhaft, lautloser Weise. Durch die offenstehende Tür der Bar schoben sich die schreckenerregenden Arme John Mallorys...
    Es war ein Glück für die armen, unglücklichen Menschen, daß alles so schnell ging. Rechts und links wimmelte es bald von zuckenden Leibern, die allmählich erstarrten.
    In den unteren Räumen des Sea View herrschte der Tod.
    Grauenhaft klang John Mallorys satanisches Lachen durch die totenstillen Räume. Sein Triumpf sollte jedoch gestört werden.
    Über die Treppe vom oberen Stockwerk wälzten sich die unförmigen Gestalten der Brüder Webbs in die Halle hinab. Sie berichteten ihrem Herrn, was inzwischen oben passiert war.
    Die Fratze John Mallorys wurde noch abscheulicher. Seine Augen verschwanden ganz in den Höhlen. Die bleiche Gesichtsfarbe wechselte ins grünliche über.
    Eine greuliche Wut erfüllte ihn. Nie hätte er gedacht, daß es in diesem Hause jemand geben würde, der gegen seine Kreaturen ankam.
    »Wir konnten nichts daran ändern, Herr. Der Kerl hat irgend etwas... Ich glaube, wir werden mit ihm noch viel Kummer erleben«, schloß der eine der beiden Brüder seinen Bericht.
    Was ihn und seine Gefühle betraf, sollte er recht behalten.
    Plötzlich fühlten beide einen dicken Strick um ihren Hals, und beide spürten, daß sie keinen Boden mehr unter ihren Füßen hatten. Die Brüder Webbs hingen wie zwei Bälle in halber Höhe der Treppe vom Geländer in die Halle hinab. Sie zappelten hilflos mit ihren Gliedern. Sie rissen ihre Münder auf, als ob sie nach Luft schnappten. Sie konnten keinen Ton mehr von sich geben, und — sie konnten auch nicht mehr sterben...
    »Das ist dafür, daß Ihr versagt habt. Ihr Hunde bleibt dort oben hängen, bis Euch das Fleisch von den Knochen fällt.« Geifer floß dem rasenden John Mallory aus den Mundwinkeln.
    Wilde Flüche ausstoßend begann er auf und ab zu gehen. Dort oben im Haus waren nur noch ein halbes Dutzend lebender Menschen. Diese sollten es nicht so leicht haben wie die anderen, beschloß Mallory.
    Sie sollten erst vor Grauen wahnsinnig werden, bevor sie starben.
    Noch hatte er ja seine besonderen Kräfte nicht recht entfaltet. Sie sollten winseln, und um ihren Tod betteln, dachte der rasende Dämon. Er ließ die Satanspeitsche wie zur Bekräftigung durch die Luft pfeifen.
    Erst, als er die sechs Lederstreifen genießerisch durch seine krallenbewehrten Finger zog, wurde er ruhiger.
    ***
    Während Doktor Ashorn im Sessel saß und mit heruntergezogenen Mundwinkeln vor sich hinbrütete, ging der Commander mit hastigen Schritten auf und ab.
    »Dieser Mister Connors, könnte wenigstens noch einmal zurückkommen«, knurrte er ungnädig.
    »Mhm«, machte Doktor Ashorn und verschränkte die Hände auf seinem Bauch.
    Egerton blieb an der Tür stehen. Seine Hand legte sich auf die Klinke.
    »Was haben Sie im Sinn,

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