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0936 - Schattentheater

0936 - Schattentheater

Titel: 0936 - Schattentheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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CHAVACH.«
    ***
    Nicole warf dem Shinigami noch einen überraschten Blick zu, doch dann wandte sie sich wieder den beiden Männern auf dem Boden zu. Es schien wirklich höchste Eisenbahn zu sein; denn jetzt konnte sie sich den starken Widerstand von Ieyasus Körper erklären. Minamoto war in der Tat einfacher zu bewegen.
    Doch als sie als Nächstes vorsichtig den Kopf Ieyasus in die Hand nahm, um ihn aus der Halsbeuge Minamotos zu winden, stockte ihr der Atem. Ieyasus Gebiss wies überdimensionale Reißzähne auf und die hatten wohl gerade begonnen, sich in der Kehle ihres japanischen Kollegen zu verbeißen, als der Zeitzauber des Shinigami ihn daran gehindert hatte! Ebenso klafften die Kiefer weiter auseinander als menschenmöglich war, was dem Gesicht etwas entschieden Dämonisches verlieh. Nicole unterdrückte einen Schauder. Keine Zeit.
    Die Hauer waren noch nicht tief in Minamotos Hals eingedrungen, doch Nicole konnte erkennen, dass Ieyasu die Absicht gehabt hätte, seinem Freund nicht nur die Kehle, sondern auch die Halswirbel durchzubeißen. Nur der Zeitzauber des Shinigami hatte verhindert, dass Minamoto dasselbe grauenhafte Ende erleiden musste wie Tanabe-san.
    Sie starrte auf die beiden hinunter, das grausam verzerrte Gesicht Ieyasus war jetzt klar zu erkennen. Vorsichtig versuchte Nicole, Ieyasus Kiefer aufzubiegen, doch es gelang ihr nicht. Sie wandte sich an den Shinigami. »Jetzt sitz nicht nur da rum! Hilf mir lieber«, rief sie erbost. Doch der Shinigami rührte sich nicht. Im nächsten Moment hörte Nicole wieder eine Stimme, die mehr zu fühlen als zu hören war. Der Oberton-Gesang! Er ging von dem Shinigami aus! Die Schwingungen der erzeugten Töne waren bis in ihren Magen zu spüren und ließen Nicoles Muskeln erzittern, als vibriere der Boden unter ihr.
    Im nächsten Moment glaubte sie, ein Grollen aus Ieyasus Kehle zu hören und riss die Hände zurück. Auf einmal erkannte sie, dass sich der Schauspieler bewegte! Minimal zwar und kaum erkennbar, aber dennoch sichtbar. Auch das grünlich leuchtende Energienetz rund um Minamoto wurde engmaschiger, je mehr sich Ieyasu bewegen konnte.
    Wieder entrang sich der Kehle des Theaterdirektors ein Grollen, und Nicole rutschte hastig ein Stück zurück. Plötzlich knurrte Ieyasu noch einmal lautstark und warf brüllend den Kopf in den Nacken. Dann machte er einen Satz nach vorn und blieb vor dem ungerührt dasitzenden und weiter singenden Shinigami stehen.
    Nicole gab einen Schreckenslaut von sich, als die volle Wucht von CHAVACHS Präsenz, die sie in ihren Albträumen wieder und wieder erfahren hatte, über sie hereinbrach. Sie kam sich klein und unbedeutend vor und konnte nur hoffen, dass das gewaltige und machtvolle Wesen sie nicht zur Kenntnis nahm.
    »Du! Du bist der, der mich bannte!«, schrie Ieyasu.
    War er es überhaupt?, fragte sich Nicole unwillkürlich. Die Stimme klang, als donnere ein Echo über ein tiefes Tal. Sie war viel zu klangvoll und mächtig, als dass sie einem Menschen hätte gehören können.
    »Immer und immer wieder! Du hast mir Kraft geraubt, kostbare Kraft, die ich für meine große Aufgabe gesammelt hatte! Auch jetzt versuchst du, mich zu bannen, zu fesseln. Doch ich bin frei, hörst du? Frei!«
    Der Shinigami rührte sich zu Nicoles Überraschung auch jetzt nicht und sang weiter. Warum unternimmt er nichts? Erst rennt er hinter mir her, dass er und ich gemeinsam aufgrund eines höheren Befehls CHAVACH finden sollen, dann tut er nichts, wenn er vor ihm steht? Sie umfasste erneut den Dhyarra. Die Kanten des Steins drückten fest in ihre Hand und halfen ihr, die Beherrschung wiederzuerlangen und die Furcht vor dem übermächtigen Wesen, das hier vor ihr stand, zu überwinden.
    Doch gerade, als sie sich vorstellen wollte, wie der Dhyarra silberweiße Blitze ausstieß, die die Gestalt Ieyasus durchfuhren und von innen heraus zerfraßen, erschütterte ein weiteres überwältigendes Brüllen die Garderobe. Es kam nicht aus Ieyasu selbst, so viel stand fest, doch Nicole war außerstande, darüber nachzudenken. Mit einem Aufschrei drückte sie sich die Hände an die Ohren und presste die Augen zusammen. Sie hatte geglaubt, dass nichts so einschüchternd war und sie so winzig fühlen ließ, wie CHAVACHS Gegenwart, doch dieses Donnern, das wie ein turmhoher Gong klang, ließ die Erde unter ihr erbeben.
    Nicole schrie wieder auf, als sich der Boden unter ihr zu spalten und sie zu verschlingen drohte. Der Ton war so laut und donnerte so

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