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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gespürt und das Gefühl gehabt, als sollten seine Beine vom Körper getrennt werden.
    Aber er fing sich wieder und hetzte weiter. Auf Schmerzen konnte er nicht achten, denn hinter ihm wühlte sich der sechsfache Tod weiter auf der Jagd nach Blut.
    Er starrte nur auf das Fenster. Leider war es nicht so weit geöffnet worden, als daß er direkt hätte hindurchklettern können. Er mußte es noch heranschieben, um außen auf die Fensterbank zu steigen. Sie war sehr schmal, aber das machte ihm nichts. Er würde einfach in die Tiefe springen, auch wenn es der zweite Stock war und er so hart landete, daß er sich möglicherweise schwer verletzte.
    Lieber gebrochene Beine, als das Opfer der Blutsauger zu werden.
    Toby Reagan hatte nicht rechtzeitig genug gestoppt. Er fiel gegen die Kante der inneren Fensterbank, die hart in seinen Magen hineindrückte, dann hatte er sich wieder gefangen, Luft geholt und mit beiden Händen das Fenster an den Seiten gepackt, um die Scheibe in die Höhe drücken zu können.
    Er schaute sich nicht mal um. Er wollte es nicht. Er wußte, daß sie hinter ihm waren, aber er konnte es einfach nicht riskieren, den Kopf zu drehen und damit noch mehr Zeit zu verlieren.
    Toby hörte sich selbst schluchzen.
    Da vermischten sich Angst und Wut miteinander. Warum, zum Teufel, klemmte dieses verdammte Fenster ausgerechnet jetzt?
    Er drückte. Die Sekunden rannen dahin. Die kühle Luft erreichte bereits seinen Unterkörper, und plötzlich bekam er das Fenster in die Höhe gedrückt.
    Durch den plötzlichen Ruck fiel er sogar nach vorn, so daß die Möglichkeit bestand, daß er kopfüber in die Tiefe kippte.
    Aber er konnte sich halten.
    Die Luft schlug als kalte Wand dagegen. Mühsam hob er sein rechtes Bein. Er stemmte seinen Fuß auf die Fensterbank, brauchte nun das andere Bein nur mehr nachzuziehen und sich dann aus dem Fenster stürzen.
    Das alles lief in seinem Hirn wie ein Computer-Programm ab, und er war auch fest entschlossen, dieses Risiko einzugehen, aber er hatte nicht mehr mit der Meute gerechnet.
    Die war bereits nah - zu nah!
    Toby Reagan schrie auf, als er die erste Hand an seinem Rücken spürte.
    In Höhe des Schulterblatts hatte sie ihn erwischt, und sie wanderte an seinem Rücken herab nach unten. Da kratzten Fingernägel über das Leder der Jacke, dann hatte die Hand - oder waren es schon mehrere? den Gürtel der Hose erreicht.
    Dort hakten sie sich fest.
    Hinter sich hörte Toby kein Triumphgeheul, kein Jaulen oder bösartiges Schreien. Die Meute blieb so gut wie stumm, aber die Hände zerrten ihn zurück.
    Toby gab nicht auf. Er wollte raus, er wollte sein Leben retten. Er kämpfte dagegen an, und er schlug seine Arme so weit wie möglich nach vorn.
    Die Hände und auch Teile der Unterarme ragten aus der Fensteröffnung, wobei die Hände nach unten hin wegknickten und die Finger es sogar schafften, den unteren Rand der Fensterbank zu umklammern.
    Dort hielt sich der Mann fest.
    Aber die Blutsauger hielten ihn ebenfalls gepackt und dachten nicht daran, ihn loszulassen.
    Toby wimmerte. Er nahm all seine Kraft zusammen. Er wollte dem Druck der Meute widerstehen, aber er wußte auch, daß er es nicht schaffen konnte.
    Hilfe? Gab es Hilfe?
    Toby Reagan hatte nichts gesehen, und seine verzweifelten, erstickt klingenden Schreie hallten durch die Stille der Nacht…
    ***
    Wir hatten nicht weit zu fahren brauchen, um den Kiosk zu erreichen. Er stand wirklich wie ein einsamer Wächter auf einem fast leeren Platz.
    Schräg hinter ihm wuchs ein Baum hoch, der auf mich den Eindruck eines Wächters machte.
    Ich hielt an. Auf dem Fahrersitz drehte ich mich nach hinten und schaute Ed Moss an. »Ist er das?«
    »Klar.«
    »Und wo befindet sich die Straße?«
    »Hier direkt.«
    »Ich sehe zwei«, sagte Bill Conolly. »Eine davon kann nur die richtige sein.«
    »Wenn ich das wüßte…«
    Ich öffnete die Tür und stieg aus. Der Kiosk stand auf einem kleinen Platz, um den der Weg herumführte. Hinein konnten wir nicht. Eiserne Rolladen schützten die Auslagen. An der linken Seite blieb ich stehen.
    Zum Glück gab eine Laterne noch etwas Licht ab, und ich erkannte, daß sich die Straße gabelte. Wir konnten wählen, nach rechts oder nach links.
    Auch Bill war zu mir gekommen. Vor uns lagen zwei düstere Tunnels.
    Früher hatten hier mal Laternen geleuchtet. Jetzt waren sie zerstört worden, und Menschen entdeckten wir auch nicht, denen war es wohl zu kalt geworden.
    »Rechts oder links, John?«
    »Links.

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