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0944 - Die Brücke zur Anderswelt

0944 - Die Brücke zur Anderswelt

Titel: 0944 - Die Brücke zur Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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mir. Aber das müsst ihr ja nicht wissen. Jedenfalls nicht sofort. Tarnen und täuschen ist angesagt. Dann liefere ich euch jetzt mal ein kleines Schauspiel à la Nicole, ihr Bastarde…
    Nicole zerrte wild an ihren Fesseln und rollte mit den Augen. Minamoto redete hektisch auf den Mann ein. Der kümmerte sich nicht darum. Stattdessen drehte er die Französin brutal um. Sie kam auf dem Bauch und auf der linken Wange zu liegen. Er setzte sich auf ihren Rücken. Dann schob er den Ärmel ihrer Bluse hoch und tastete nach einer Vene. Die Berührungen ekelten Nicole an. Außerdem stank der Typ bestialisch. Ein zweiter Mann erschien an der Ladeklappe.
    Nicole sah die Spritze aus den Augenwinkeln schräg über sich. Der Kerl senkte sie auf ihren Arm hinunter.
    »Nein, nicht«, keuchte sie entsetzt und strampelte mit den Beinen, als sie die Nadelspitze auf der Haut spürte. Doch der Yakuza zögerte keinen Moment. Böse kichernd injizierte er ihr das Heroin in die Vene. Dann ließ er von ihr ab.
    Außer dem Einstich spürte Nicole nicht viel. Das Wasser des Lebens würde jegliche schädliche Wirkung des Heroins neutralisieren.
    Hm, wie war das noch mal mit der Wirkung von Heroin? Was muss ich jetzt machen, um in einen möglichst effektvollen Drogenrausch zu verfallen? Mal sehen. Ganz genau weiß ich's nicht mehr…
    Nach einigen Sekunden erschien ein glücklicher Ausdruck auf Nicoles Gesicht. Ihre Augen begannen zu leuchten. »Die Welt ist so schön«, flüsterte sie. »Das Licht, die Farben, wie intensiv sie leuchten. Und das herrliche Braun um mich ist wie eine Höhle. Schön. Ich fühle mich so beschützt und geborgen.«
    Nicole plapperte weiteren Unsinn, der ihr gerade so einfiel. Sie lächelte die beiden Yakuza, die sie gespannt beobachteten, an. »Danke, dass ihr mir die Welt erst so richtig geöffnet habt. Bitte, besucht mich bald wieder«, rief sie ihnen nach, als sie, anscheinend zufrieden mit der erzielten Wirkung, wieder von der Ladefläche sprangen.
    »Madame Deneuve, kommen Sie… bitte wieder zu sich«, stöhnte Minamoto entsetzt. »Sie haben… einen Flash…«
    Nicole seufzte, drehte den Kopf und schaute ihn aus leicht verdrehten, verklärten Augen an. »Ist es nicht unbeschreiblich schön, wenn Menschen sich so gut verstehen, Minamoto-san? Wollen Sie diese bunte Welt nicht mit mir zusammen erleben? Ich bitte die lieben Yakuza, Ihnen auch eine Spritze zu verpassen. Soll ich?«
    »Nein, bei Amaterasu, bloß nicht.« Minamoto bäumte sich kurz auf und fiel wieder zurück. »Sie reden Blödsinn, Madame Deneuve. Bitte versuchen Sie klar zu… denken. Sie… Sie erleben gerade einen glückseligen, euphorischen Zustand. Das ist Teil eines Heroin-Drogenrausches. Machen Sie sich das klar. Kämp… fen Sie dagegen… an. Bitte. Das ist ein… Flash.«
    »Kein Flash«, erwiderte Nicole und kicherte leise. »Nur überragendes Schauspieltalent. Keine Angst, Minamoto-san, das Zeug wirkt bei mir nicht. Ich bin so klar wie zuvor.«
    Der Japaner sah sie sprachlos an.
    Längst rumpelte der Lastwagen weiter. In den nächsten Stunden ließ sich kein Yakuza mehr auf der Ladefläche blicken. Nicole und Minamoto versuchten, ihre Fesseln zu lösen, aber es gelang nicht. Da waren Meister ihres Fachs am Werk gewesen. Zu gerne hätte die Französin ihren Dhyarra in die Hand bekommen, dann hätte sie die Fesseln schnell auflösen können. Vielleicht wäre es ihr sogar möglich gewesen, den blauen Sternenstein irgendwie aus ihrer Jackentasche zu ziehen; aber er schien nicht mehr da zu sein, weil sie keinen Widerstand spürte. Hatten die Yakuza ihn ihr abgenommen? Oder hatte sie ihn bei dem kurzen Kampf in Kawasaki verloren?
    Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung bemerkte Nicole, dass sich ihr japanischer Begleiter zunehmend erholte, auch wenn sie beide längst wie die Schlosshunde froren. Zudem kribbelte es überall, weil diverse Körperteile »eingeschlafen« waren.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt der Lastwagen plötzlich an.
    »Jetzt kommen sie sicher gleich und ich muss einen auf Cold Turkey machen«, flüsterte Nicole. »Aber das krieg ich auch noch hin. Passen Sie nur mal auf, Minamoto-san. Kennen Sie übrigens den Ausdruck Cold Turkey?«
    »So werden die Entzugserscheinungen genannt, nicht wahr?«
    »Exakt.«
    Kurze Zeit später wurden Schritte laut, eine Hand erschien, die die Plane nach oben warf. Vier Yakuza sprangen auf die Ladefläche.
    Nicole zitterte nun am ganzen Körper. Schweißgebadet war sie ohnehin. Effektvoll

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