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0944 - Die Brücke zur Anderswelt

0944 - Die Brücke zur Anderswelt

Titel: 0944 - Die Brücke zur Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Japaner mit dem brutal wirkenden Gesicht zur silbrig glänzenden Quelle hinüber. Er liebte die Nacht und die vielfältigen Geräusche des Berglandes. Sie erinnerten ihn an seine Kindheit. Als Sohn bitterarmer Reisbauern war er im Süden der Insel Hokkaido aufgewachsen und hatte sich geschworen, irgendwann ein besseres Leben zu haben, egal, was er dafür tun musste. Mit vierzehn war er ohne Abschied von Zuhause fortgegangen, hatte sich in Tokio als kleiner Taschendieb durchgeschlagen und war schließlich in einer Bande von Rauschgiftkurieren gelandet. Dort hatte er es dank seiner Intelligenz, Skrupellosigkeit und Eiseskälte schließlich an die Spitze der Yamaguchi-gumi , der mit 20.000 Mitgliedern größten Yakuza-Organisation Japans, geschafft. Erpressung, Prostitution, Menschen- und Drogenhandel, aber auch illegales Glücksspiel, Pachinko, illegale Vermittlung von Arbeitskräften, illegale Inkasso-Geschäfte, Schutzgelderpressungen und vieles mehr hatten ihn steinreich gemacht. Aber das interessierte den Mann, der sich seit frühester Jugend auch mit okkulten Praktiken beschäftigte, nur noch am Rande. Für diese Geschäfte hatte er seine Männer.
    So konnte sich der Mann, der zudem als Kuromaku , als »Graue Eminenz« aller Yakuza galt, in Ruhe seinem Traum, dem ewigen Leben, verbunden mit der absoluten Macht, widmen. Das war nicht einfach gewesen. Aber seine Nachforschungen, in die Hasebe viel Geld und Zeit investiert hatte, hatten sich irgendwann doch bezahlt gemacht.
    Plötzlich wurde ein Jeep angelassen. Hasebe fuhr herum. Er besaß eine bemerkenswert kurze Reaktionszeit. Mit langen Sätzen spurtete er ins Lager zurück, hinein ins Chaos. MP-Schüsse zerrissen die Nacht. Gleich darauf stürzten die Männer aus den Hütten.
    Hasebe schrie Befehle. Einer der Kämpfer kam zu ihm her.
    »Was ist hier los?«
    »Die Gefangenen sind geflohen.«
    Hasebe zerbiss einen Fluch zwischen den Lippen. Erneut zerrissen Schüsse die Nacht. Er rannte zum nächststehenden Jeep. Dabei rief er weitere Befehle. Drei Männer sprangen in den Geländewagen, er selbst klemmte sich hinter das Steuer. Hasebe gab Gas. Er schlingerte hinter den Flüchtenden her, direkt auf den Felspfad zu. Der Beifahrer grunzte und zog das Genick ein.
    »Wir haben sie gleich wieder. Die kommen nicht weit«, schrie der Yakuza-Boss und war jetzt schon sicher, dass Köpfe rollen würden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er hasste Dilettantismus über alles. Hasebe passierte die Schwelle zum Felspfad. Knapp dahinter standen ein paar verkrüppelte Bäume. Als sie kurz davor waren, erhellte plötzlich ein greller Blitz die Nacht. Hasebe schloss geblendet die Augen. Er hörte die Explosion, spürte die Druckwelle, konnte nichts dagegen tun. In einer instinktiven Ausweichreaktion verriss er das Steuer. Der Jeep brach seitlich aus, schlingerte und krachte gegen die Felsen. Der Beifahrer flog seitlich hinaus. Hasebe schlug mit der Stirn gegen die Frontscheibe. Der Motor erstarb blubbernd, der Jeep stand quer über dem Pfad.
    Einen Moment lang nahm der Gangster nur tiefe Stille wahr. Dann drang das Stöhnen des Beifahrers zu ihm durch. Einer der Männer auf dem Rücksitz fluchte. Er hatte sich die Brust am Überrollbügel geprellt. Hasebe selbst tastete nach seiner Stirn. Etwas Klebriges haftete an seinen Fingern. Blut. Er schüttelte unwillig den Kopf und stieg aus.
    Eine Handgranate. Das war knapp. Bei Susanoo, ich darf nicht leichtsinnig werden. Auch wenn es um das ewige Leben geht. Gerade, weil das der Preis ist, darf ich es nicht!
    Männer mit Handlampen kamen auf ihn zu. Hasebe rappelte sich hoch und klopfte den Dreck aus seinem Anzug, der an vielen Stellen zerrissen war. Dann tupfte er sich das Blut von der Stirn und befahl seinen Männern, den Handgranatenwerfer zu suchen. Schließlich verschaffte er sich einen kurzen Überblick. Zehn Minuten später hatte er ihn. Die Gefangenen hatten einen schwer bewaffneten Helfer. Wahrscheinlich waren sie deswegen nun selbst schwer bewaffnet. Ganz wichtig war die Frage, ob der Helfer aus den eigenen Reihen stammte. Oder ein Mankiko war. Das wäre fatal gewesen. Denn er hatte Deneuve extra deswegen in das geheime Versteck in den Bergen schaffen lassen, um sie dem Zugriff des Geheimbundes zu entziehen und sie in Ruhe verhören zu können. Eigentlich war er zuversichtlich, dass die magische Absicherung hier oben der okkulten Macht der Mankiko gewachsen war. Aber ganz sicher konnte er sich nicht sein, da er im Grunde immer noch

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