0944 - Die Brücke zur Anderswelt
weiterfahren! Wenn die Gangster das Fahrzeug fanden, gerieten nicht nur Minamoto und sie, sondern auch die freundlichen Bewohner dieses abgelegenen Bauerndorfes in höchste Gefahr.
Sie atmete auf, als plötzlich eine Frau in mittleren Jahren auftauchte, die sich als Shoko Hara vorstellte und ein paar Brocken Deutsch sprach. Die hatte sie einst bei ihrem zweijährigen Aufenthalt in der japanischen Toin-Gakuen-Schule im süddeutschen Bad Saulgau gelernt. Nicole hätte sie am liebsten umarmt. So war wenigstens eine grundlegende Verständigung möglich.
Die Französin bedankte sich, erklärte die Umstände und bat Shoko Hara, eine Ambulanz oder noch besser einen Hubschrauber zu rufen und Minamoto ins nächste Krankenhaus überführen zu lassen. Die Japanerin erwiderte, dass dies nicht möglich sei, weil niemand hier das bezahlen könne.
»Na toll.« Nicole versprach, einen Hubschrauber zu schicken und zu bezahlen, sobald sie die nächste größere Stadt erreicht hatte.
In diesem Moment ratterte eine MP los. Nicole rutschte das Herz in die Hose. Verloren!
***
Der schwarz gekleidete Ninja drückte sich in den Schutz einer Felswand. Er verschwamm mit der Finsternis. Nur, wer direkt über ihn gestolpert wäre, hätte ihn überhaupt bemerkt. Zufrieden beobachtete er, wie geschickt die Französin den Jeep durch das wütende Feuer der Yakuza lenkte. Sie war zudem eine entschlossene und gleichzeitig beherrschte Kämpferin. Er hatte nicht zu viel von ihr erwartet. Wie er es ihr geraten hatte, steuerte sie den Jeep auf den einzigen Zugangspfad. Der Ninja wartete, bis ihr erster Verfolger auftauchte. Dann warf er im richtigen Moment eine Handgranate.
Im Explosionsdonner hob es den Jeep vom Weg und warf ihn auf die Seite. Das würde Duval erst einmal Vorsprung verschaffen und das genügte dem Ninja vollkommen. Er hätte in diesen Augenblicken größter Verwirrung durchaus auch die Möglichkeit gehabt, Hasebe zu seinen Ahnen zu schicken, aber er verzichtete darauf. Denn er tötete nur, wenn es unumgänglich notwendig war. Er sah dem Durcheinander noch einen Moment zu. Dann drehte er sich um. Geschmeidig trabte der Schwarzgekleidete den Fahrweg entlang. Er war sich sicher, dass Hasebe so schnell wie möglich die Verfolgung der Befreiten aufnehmen würde. Viel weiter unten am Berg gab es eine Engstelle, die er durch umstürzende Bäume blockieren würde, wenn Duval durch war. Das würde die Französin und Minamoto endgültig retten. Und Hina konnte sie ihrer Bestimmung zuführen, was immer diese auch sein mochte.
Der Ninja vertraute weiter auf Duval und überholte sie, um die nötigen Vorbereitungen an der Engstelle zu treffen. Doch der plötzlich einsetzende Regen machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Denn Duval erschien nicht zum vorausberechneten Zeitpunkt und er konnte sich schon denken, warum. So eilte er voller Sorge zurück und fand den Jeep der Französin tatsächlich im Schlamm feststeckend. Zudem sah er gerade noch, wie Bauern Minamoto abtransportierten und die Französin sie begleitete.
Als der Ninja gerade überlegte, ob er den Verfolgern entgegen eilen und sie schon früher abfangen sollte, hörte er Motorengeräusche. Zwei Jeeps mit insgesamt acht schwer bewaffneten Männern bogen um einen Felsen und hielten hinter dem Fluchtfahrzeug. Sie sprangen ab und sicherten mit angeschlagenen MPs nach allen Seiten. Hasebe war auch wieder dabei.
Der Ninja wartete im Schutz eines Baumes ab. Hasebe befahl zweien seiner Männer, die Umgebung abzusuchen, während er sich selbst um den Jeep kümmerte. Gleich darauf steckte der Kuromaku mit zweien seiner Leute die Köpfe zusammen und deutete dann in Richtung des Bauerndorfes. Sie hatten also die richtige Idee, was aber auch nicht allzu schwierig gewesen war.
Hasebe und fünf seiner Männer gingen schwer bewaffnet in Richtung Dorf. Zwei blieben als Wache bei den Fahrzeugen zurück. Sie hatten ihre MPs umgehängt, lehnten an einer Motorhaube und rauchten. Geduckt näherte sich ihnen der Ninja. Als er die Yakuza etwa zehn Meter vor sich hatte, fischte er zwei Shuriken aus einer Tasche seiner Hose. Er nahm den ersten der Wurfsterne, erhob sich kurz und schleuderte ihn zu den Gangstern hinüber. Eine halbe Sekunde später flog bereits der zweite!
Die Yakuza hatten keine Chance. Mit großer Wucht fraßen sich die extrem scharfen Wurfklingen in ihre Brust. Leise gurgelnd sanken die Männer zu Boden, blieben liegen und rührten sich nicht mehr.
Der Ninja ging mit gezücktem
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