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0945 - Zielort Kristallwelt

0945 - Zielort Kristallwelt

Titel: 0945 - Zielort Kristallwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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unangenehm helle Licht an den Körpern der Verurteilten herabfloss, ohne ihre Züge oder ihre Gestalt zu verdecken, sprach Morano weiter.
    »Ihr werdet euch fragen, mein Volk - denn das seid ihr jetzt -, warum der Drahtzieher noch nicht unter den Verurteilten ist. Nun, er war der Drahtzieher, der Anführer. Auf ihn wartet ein ganz besonders grausamer Tod, der den dieser Herren hier noch übertreffen wird. Ich werde seinen Tod gesondert zelebrieren und ihr werdet mit mir feiern, wie ihr auch den Tod dieser sieben mit mir feiern werdet.«
    Bis jetzt hatten die Todeskandidaten nur erschrocken geblinzelt und ihren neuen Herrn ein wenig verwundert angesehen. Gemurmel machte sich schon in der Menge breit, alle fragten sich, was es denn mit dem Leuchten auf sich hatte. Fest stand, dass dieser ERHABENE unberechenbar war. Doch Morano hielt weiterhin beinahe segnend die Hände in die Richtung der Verurteilten gestreckt und sorgte offenbar nun dafür, dass das Licht, das von ihm zu den sieben hinströmte, begann, sichtbar zu pulsieren.
    Als die ersten Wellen den Sampi am Rand, den mit den ungewaschenen Haaren, erreichte, quiekte dieser auf. Sinje-Li glaubte zuerst, dass er Schmerzen habe, aber dann streckte dieser Kerl den Zeigefinger in Richtung des ERHABENEN.
    »Ist das alles, was du kannst, Vampir? Mehr hast du nicht zu geben als ein winziges Kitzeln in den Finger- und Zehenspitzen?«, schrie er und die um ihn schwebenden Mikrofone verstärkten seine Stimme ins Unendliche.
    Sinje-Li hielt den Atem an, doch Tan Morano lächelte nur leise. Nur wenig, aber unglaublich grausam. Er antwortete nicht.
    Die Kameras zeigten nun, wie die sieben Sampi ein wenig verwundert die Fingerspitzen betrachteten, offenbar fragten sie sich dasselbe wie dieser Zafier. Doch sie sprachen es nicht aus. Eine Kamera fuhr jetzt nahe an die Finger eines der Männer und zeichnete auf, dass die Finger zu zucken begannen. Ein leises Stöhnen war zu hören. Es ließ Tan Moranos Mundwinkel erneut zu einem leichten Lächeln verziehen.
    »Sagt meinem Volk, was euch passiert.«
    Erst wehrten sich die Sampi sichtlich dagegen, den Mund aufzumachen, sie wollten dem ERHABENEN nicht gehorchen, doch Tan Morano zwang sie schließlich dazu. Es schien ihn keine Kraft zu kosten. Die Sampi hingegen schon. Sie versuchten, die Lippen aufeinander zu pressen, doch Schweiß brach ihnen sichtbar aus, ihre Wangenmuskeln zuckten, während der ERHABENE sanft lächelnd auf seinem Antigrav-Podest stand und auf sie hinabsah.
    »Wir… die Zellen… sie explodieren eine… eine nach der anderen«, presste schließlich einer der sieben hervor. Sinje-Li fiel auf, dass er der mit dem stolzesten Gesicht gewesen war. Beinahe tat der Mann ihr leid. Doch es war nur folgerichtig: Tan Morano hatte vor, den Männern nicht nur das Leben, sondern auch den Stolz zu nehmen.
    »Ja«, fügte ein anderer jetzt hinzu. Er bemühte sich, seine Stimme fest zu halten, doch es wollte ihm nicht gelingen. »Der… ER… ERHABENE sorgt dafür, dass jede einzelne unserer Zellen abstirbt.«
    »Immer… immer eine nach der anderen«, fügte der Dritte hinzu.
    »Nie zwei… zwei gleichzeitig!«, stöhnte der Vierte.
    Dem Fünften stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er erkannte, dass er nun weitersprechen musste. Tan Morano zwang ihn mit einem sanften Nicken dazu. »Jede Zelle stirbt mit dem Schmerz, der einer… einer Amputation entspricht.« Er musste unterbrechen, denn jetzt schien sich die Qual zu kumulieren. Es war klar, die Männer wären gern zusammengebrochen, hätten auf dem Boden zusammengekauert weitergelitten, doch Tan Morano zwang sie dazu, stehen zu bleiben.
    »Schmerz, mill… milliardenfach«, keuchte der Sechste, der seine Finger weit von sich streckte, als er spürte, wie eine Zelle nach der anderen in seinem Körper unwiderruflich abstarb.
    Der Siebte, Zafier, schrie nur noch. Er sagte nichts mehr, doch er war ein Bild des Jammers. Bei ihm war kein Stolz, keine Würde mehr erkennbar. Auch bei den anderen war absehbar, dass sie die Maske der Verachtung und des Hochmuts nicht mehr lange würden aufrecht erhalten können - zu einem Zeitpunkt, an dem ihre Qualen noch lange, sehr lange nicht beendet sein würden.
    Sinje-Li musste schlucken, doch sie hütete sich, sich etwas anmerken zu lassen. Das hier würde noch Stunden gehen. Es war die effizienteste und langwierigste Foltermethode, von der sie je gehört hatte.
    Die Zuschauer waren erst totenstill gewesen. Sie hatten sich gefragt, was

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