095 - Das Ungeheuer von Loch Ness
Baumstämme, noch vor Wasser triefend, blockierten die Straße. Sie mußten erst vor wenigen Minuten dorthin befördert worden sein.
„Paßt auf, Jungens!"
Knapp und hart kam seine Warnung über die Bordsprechanlage. Von diesem Hindernis hatte der Kriminalinspektor nichts gesagt. Das Monster mußte sich in der Nähe befinden. Crocker schwenkte den Turm herum und suchte mit dem Scheinwerfer das Ufer genau ab. In der kalten Nachtluft hing plötzlich ein pestilenzartiger Gestank.
Sergeant Crocker sah leider nicht, was sich hinter dem Panzerspähwagen abspielte. Er konzentrierte sich ausschließlich auf die großen Wasserlachen auf der asphaltierten Straße und versuchte herauszufinden, ob diese Wasserlachen eine Art Spur bildeten.
Das Ungeheuer hatte ihnen eine raffinierte Falle gestellt, eine Falle, die sich nur ein böses Hirn ausgedacht haben konnte.
Von der Landstraße her, dort, wo die ansteigende Böschung relativ flach war, schob sich ein schlangenartiger, großer Echsenkopf vorsichtig und prüfend durch das Gebüsch. Blutunterlaufene Augen, die reine Mordgier verrieten, musterten den Panzerspähwagen. Der lange, muskulöse Hals pendelte leicht hin und her. Der Rachen des Untiers öffnete sich; ein scheußliches Gebiß wurde sichtbar.
Die roten funkelnden Augen hatten das Opfer bereits ausgemacht. Der Hals des Monsters wurde länger. Wie eine riesige Peitsche näherte er sich dem Turm des Panzerspähwagens.
Sekunden später schnappte das Monster gnadenlos zu. Crocker wurde völlig überrascht. Mit diesem Angriff aus dem Hinterhalt hatte er nicht gerechnet. Er wollte schreien, doch er schaffte es nicht mehr. Er war bereits tot, als das Monster ihn aus dem Drehturm riß und auf die Straße schmetterte. Der Fahrer des Panzerspähwagens hörte ein Knacken in der Bordsprechanlage. Er wußte nicht, was das zu bedeuten hatte, geriet in Panik und schrie nach Crocker.
Keine Antwort.
Der Kanonier unten in der gepanzerten Wanne hatte sich umgedreht und warf einen Blick durch den hinteren Sehschlitz. Zuerst wußte er mit der schwarzen Masse dort auf der ansteigenden Böschung nichts anzufangen; die Sichtverhältnisse waren schlecht; doch dann bewegte sich diese schwarze Masse. Ein haushoher Koloß kam mit erstaunlicher Schnelligkeit aus dem Gesträuch und walzte sogar kleinere Bäume nieder.
„Fahr los!" schrie er seinem Fahrer zu. „Gib Vollgas! Fahr doch endlich!"
Der Fahrer ließ die Kupplung kommen und preschte mit durchdrehenden Reifen los. Er wußte nicht, um was es ging, doch die Stimme seines Freundes sagte ihm, sie befanden sich in Lebensgefahr.
Der Panzerspähwagen kam nicht weit. Schon nach wenigen Metern wurde er zur Seite geschleudert und kippte um. Der Fahrer hörte trotz der Kopfhörer ein fast triumphierendes Gebrüll. Er wurde aus dem Fahrersitz geschleudert, hing hilflos in den Gurten und griff nach seinem Messer, um die Gurte durchzuschneiden. Nur im Unterbewußtsein bekam der Mann mit, daß der schwere Wagen ächzte und vibrierte. Stahl knackte, Glas und Instrumente zerbarsten. Es roch nun nach Dieselkraftstoff.
Der Fahrer hörte hinter sich einen entsetzlichen Schrei, riß die Taschenlampe aus der Halterung und leuchtete nach hinten in die Wanne hinein. Vor Entsetzen quollen seine Augen fast aus den Höhlen. Es war einfach nicht vorstellbar, doch was er da sah, war Realität.
Der Panzerspähwagen wurde zusammengedrückt, verformt und dann zerquetscht.
Der Fahrer hatte sein Messer verloren, doch irgendwie schaffte er es, aus den Gurten zu kommen. Er stemmte sich hoch, zog sich an den Haltegriffen nach oben, schob seinen Oberkörper durch die vordere Ausstiegluke und sah dann über sich die schwarze Masse des Monsters. Es., kroch auf dem Bauch über den Panzerspähwagen und drückte ihn allein mit seinem tonnenschweren Gewicht wie eine Spanschachtel zusammen.
Der Fahrer riß seine Waffe aus der Halfter und feuerte Schuß um Schuß in den Körper dieses Ungeheuers. Gleichzeitig zog er sich weiter nach draußen, strampelte, keuchte und versuchte, sich zu retten. Als er jedoch über den Bug des Panzerspähwagens kletterte, war es um ihn geschehen. Er konnte nicht einmal mehr schreien, so schnell ging alles.
Der riesige, massige Leib des Ungeheuers zerquetschte den Panzerwagen völlig. Das Monster blieb auf dem winzig wirkenden Fahrzeug kurz hocken, erhob sich dann schwerfällig, stampfte auf riesigen, säulenartigen Beinen zum Ufer hinüber und glitt ins Wasser.
Pattrick Mclntosh hatte
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