0951 - Die Exorzistin
mußten sie wenden, was sie auch taten. Trotz der recht engen Straße schafften sie es mit zwei Rangierbewegungen, dann hatten sie die normale Richtung erreicht und brausten mit ihrer Beute davon.
Wir standen mittlerweile wieder im Freien und schüttelten beide unsere Köpfe, als wir dem Volvo nachschauten.
Ich blies die Luft aus. »Jetzt werden sie ihre Beute in das Kloster schaffen.«
»Richtig, John. Und was machen sie damit? Begraben?«
»Glaubst du daran?«
Er lachte. »Nicht so recht, obwohl das natürlich sein kann. Aber man kann nie wissen.«
»Gut, wie geht es weiter?«
»Wir fahren hinterher.«
Suko lächelte. »Und fragen nach dem Toten?«
»Auch das.«
»Ich bin gespannt, wie sie reagieren werden, wenn sie sehen, daß wir mit einem Fahrzeug ankommen, das ihnen bekannt ist.« Suko tat mit der Fußspitze in das gefrorene Laub und schaute zu, wie die zusammenklebenden Blätter in die Höhe flogen.
»Sie werden sich etwas einfallen lassen.« Ich bog einen Ast zur Seite, der mich störte, und sprach weiter. »Wir müssen davon ausgehen, daß diese Angelina, unsere Exorzistin, von den Nonnen gedeckt wird. Ich glaube kaum, daß wir Antworten auf unsere Fragen erhalten werden, wenn ja, dann werden es sicherlich die falschen sein. Die lassen sich auf keinen Fall in die Karten schauen.«
Suko stimmte mir durch einen Brummlaut zu. Danach stellte er eine Frage, die auch mich beschäftigte. »Was meinst du, was sie vorhaben? Warum haben sie das getan?«
Ich hob die Schultern und sprang über den Straßengraben hinweg auf die Fahrbahn. »Ich weiß nicht, welchem Orden sie angehören, aber sie scheinen noch tief in den alten Wurzeln des Mittelalters verstrickt zu sein, als der Exorzismus in hoher Blüte stand.«
»Nur damals?« fragte Suko.
»Nein, heute auch.« Diesmal wollte ich fahren und schloß die Tür auf. »Er kehrt zurück, das wissen wir. Der Exorzismus erlebt eine Renaissance, und aus Berichten wissen wir, daß auch die offizielle Kirche ihn anerkennt und sogar praktiziert: Ich brauche nur an Frankreich zu denken. Dort leben einige Exorzisten, die sehr viel zu tun haben.«
»Gehören die denn einer Kirche an?«
»Nein und ja. Sie sind zumeist aus der offiziellen ausgetreten und haben ihre eigene gegründet, die sehr traditionell ist. Sie beruht auf alten Gesetzen, möglicherweise führen sie sich bis auf die Urkirche zurück, wo es meist noch strengere Regeln gab, die inzwischen durch die Konzile aufgehoben wurden. Aber der alte Geist ist noch vorhanden das bekommen wir immer wieder zu hören und auch zwischen den Zeilen zu lesen. Die Kirche tut viel Gutes, das ist unbestritten, aber wo Licht ist, findet man auch Schatten, und jenseits der Mitte gibt es auch bei ihr gewisse Auswüchse, die uns nicht gefallen können.«
»Du weißt Bescheid.«
»Hin und wieder bilde ich mich fort«, gab ich lächelnd zu.
»Ach ja, fort. Eine Frage mal. Warum fahren wir eigentlich nicht los und hocken hier im Wagen herum?«
»Weil ich nachdenken muß.«
»Wie schön. Und worüber?«
Ich tippte mehrmals auf den Lenkradring und lauschte dabei den entstehenden Geräuschen. »Was hältst du davon, wenn wir uns mal nicht als das zu erkennen geben, was wir eigentlich sind? Also nicht als Yard-Leute auftreten?«
Suko schwieg.
»Nichts?« fragte ich nach.
»Sprich erst mal weiter.«
»Wir könnten zum Beispiel erklären, daß wir Freunde eines gewissen Walt sind, die nach ihm suchen. Daß er uns eingeweiht hat, wo er in der vergangenen Nacht hingehen wollte. Daß wir auch über Angelina Bescheid wissen und nun mit ihr reden wollen, weil wir unseren Freund vermissen, da er sich zum verabredeten Zeitpunkt nicht gemeldet hat.«
Suko wartete nicht lange mit der Antwort. »Das hört sich gar nicht mal schlecht an.«
»Finde ich auch.«
»Unsere Namen werden wir behalten.«
»Sicher.«
Er deutete nach vorn. »Okay, dann mal los, und als was trudeln wir dort ein? Nur als Freunde oder auch als Männer, die sehr gut informiert sind und denselben Weg gehen wollen wie Walt?«
»Das kommt auf die Situation an.«
»Dann spielen wir es durch…«
***
Bis zum Kloster war es wirklich nicht mehr weit gewesen. Wir hatten den Wald kaum verlassen und schauten über das freie und stark gefrorene Feld hinweg, da sahen wir in der Ferne bereits das Gebäude, dessen Mauern und Dach die Mauer überragte.
Die Straße führte nicht direkt vorbei. Wir mußten abbiegen. In eine unbefestigte Nebenstraße.
Das dünne Bimmeln der
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