0951 - Die Exorzistin
schauten automatisch auf die Straße.
Natürlich nahmen uns die Baumstämme die Sicht, aber die Lücken waren trotzdem groß genug, um das Auto zu sehen, das am Rand der Straße geparkt worden war.
Es war ein Kombi, mit einer ziemlich geräumigen Ladefläche. Wahrscheinlich ein Volvo. Aus dem Fahrzeug stiegen vier Nonnen. Zwei von ihnen blieben am Rand der Straße stehen. Die beiden anderen öffneten die Heckklappe und zerrten dort eine lange Kiste hervor, die auch gut ein Sarg sein konnte.
»Sie holen ihn ab!« flüsterte Suko. »Verdammt noch mal, haben wir Glück gehabt!«
Ich stimmte ihm nur bedingt zu, weil den Nonnen einfach unser Auto auffallen mußte, das dem ihren gegenüberstand. Sie hatten es auch gesehen. Die beiden Schwestern, die am Wagen geblieben waren, verließen ihn jetzt und umkreisten unseren Rover wie die Geier ihre Beute. Sie wirkten unentschlossen, als wüßten sie nicht, was sie unternehmen sollten.
»Es wird spannend«, sagte ich und zog mich zurück. Auch Suko verschwand, da wir nicht unbedingt entdeckt werden wollten. Hinter zwei Baumstämmen fanden wir Schutz und konnten von diesen Stellen auch die Szene im Auge behalten.
Die anderen beiden Nonnen hatten unseren Rover verlassen. Sie gesellten sich zu ihren Schwestern, die die Kiste oder den Sarg in den Wald trugen. Dabei redeten sie heftig auf sie ein und schauten sich auch immer wieder um.
»Die stecken in einer Zwickmühle«, flüsterte Suko. »Sie sollen den Toten abholen, aber sie befürchten zugleich, daß sie dabei beobachtet werden können.«
»Stimmt.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir haben einen Logenplatz. Ich will ihn nicht verlassen. Diesem Walt können wir nicht mehr helfen. Wenn mich nicht alles täuscht, bringen die frommen Schwestern sogar einen Sarg für ihn mit. Ist das nicht prächtig?«
»Ja, sehr schön.«
»Das hörte sich nicht gerade begeistert an.«
»Soll ich lachen?«
»Lieber nicht.«
Die Nonnen verloren auf dem Weg durch den Wald einiges von ihren Nerven. Sie waren wohl erleichtert darüber, daß sich bisher noch kein Fremder gezeigt hatte und sie auch keinen entdeckt hatten. Dafür gingen sie schneller und hatten in ziemlich kurzer Zeit ihr Ziel erreicht, wo sie die schlichte Holzkiste abstellten.
Eine Nonne hob den Deckel an, während sich die drei anderen um den Toten kümmerten.
»Sie kommen ziemlich spät«, sagte Suko leise. »Ich an ihrer Stelle hätte die Arbeit noch in der Nacht hinter mich gebracht.«
»Wer weiß, was sie daran gehindert hat.«
»Du redest, als wüßtest du Bescheid.«
»Weiß ich nicht, aber ich habe nicht vergessen, daß Marion Bates mitten in der Nacht das Kloster verlassen hat, und das wird bestimmt aufgefallen sein.«
»Du meinst, sie hätten nach ihr gesucht?«
»Vorstellen kann ich es mir.«
Unser Gespräch verstummte. Die Nonnen hatten es mittlerweile geschafft, den Toten in die Kiste zu legen. Zwei suchten noch die Umgebung nach Spuren ab, fanden aber nichts, was ihnen ins Auge gefallen wäre. So gaben sie schließlich das Zeichen zum Abmarsch.
Diesmal kümmerten sie sich zu viert um den primitiven Sarg. Sie hoben ihn zuerst an, stemmten ihn dann hoch und stellten ihn an den vier Enden auf ihren Schultern ab, was ganz gut klappte, da sie alle etwa gleich groß waren.
So zogen sie wieder ab. Eine schaurige Prozession, die sich durch den Wald bewegte. Vier Frauen in langen, grauschwarzen Kutten mit ebenfalls grauschwarzen Hauben auf den Köpfen. Von einem dünnen, weißen Rand wurden die Hauben etwas aufgehellt. In der Körpermitte wurden die Kutten durch Kordeln oder Gürtels gehalten, so genau konnten wir das nicht erkennen, aber sie waren nicht so lang, als daß sie die vier Frauen beim Laufen behindert hätten.
Sie erreichten den Volvo, dessen Heckklappe sie offengelassen hatten. Rasch schoben sie den Sarg in das Wageninnere.
Eine Nonne schlug die Klappe zu.
Eine zweite saß bereits hinter dem Lenkrad.
Die beiden anderen waren noch nicht eingestiegen und schauten noch einmal sichernd nach allen Seiten, vor allem in den Wald.
Uns konnten sie nicht entdecken, aber der abgestellte Rover lag ihnen noch immer schwer im Magen. Sie flüsterten miteinander und deuteten immer wieder auf das Fahrzeug.
Schließlich rief ihnen die Schwester am Lenkrad durch das offene Fenster etwas zu.
Die anderen stiegen ebenfalls ein. Kaum waren die beiden Türen geschlossen, da startete die Fahrerin.
Wenn die vier Schwestern zum Kloster zurückfahren wollten,
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