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0952 - Nacht über New Amsterdam

0952 - Nacht über New Amsterdam

Titel: 0952 - Nacht über New Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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alle wussten es.
    James Cameron Winston - klein, krumm und nahezu karikaturesk abstoßend - hatte einige Stunden geschwiegen und dabei Blut und Wasser geschwitzt, bis er endlich aufgegeben und gestanden hatte. Seitdem beackerten Zandt und Sanders den Mann im Doppelpack, während Zamorra, Andy und Diane Millerton ihnen von jenseits der Spiegelscheibe zusahen, die das winzige Verhörzimmer im Police Plaza One mit dem Nebenraum verband. Sie sahen Winston, aber Winston sah nur einen Spiegel. War allein mit dem bösen Cop. Und dem noch viel böseren Cop.
    »Und dann haben Sie einfach so gedacht, Sie könnten die Wasabis rausekeln, ja?« Zandt schnaubte. »Mit so einem Schwachsinn?«
    Winston zuckte zusammen, als habe man ihn geschlagen. »Ich muss doch bitten, Lieutenant. Der Plan war, gelinde gesagt, genial. Brognosian war der Beste seines Fachs. Haben Sie nie Grave Dancers gesehen? Niemand spielt einen überzeugenderen Zombie!«
    Zandt schloss die Augen, rieb sich über den Nasenrücken. »Grave Dancers« , murmelte er. »Natürlich…«
    »Und warum?«, hakte Sanders nach, der noch immer nicht zu fassen schien, was ihm hier offenbart wurde. »Sie heuern einen abgehalfterten Schauspieler an, um ein Stück Land zu kaufen?«
    Winston schüttelte den Kopf. »Das Stück Land ist in Downtown Manhattan, Mann! Wissen Sie, wie hoch dort die Grundstückspreise sind? Wie schwierig es ist, da Fuß zu fassen? Was manche Menschen zu tun bereit sind, dort zu landen?« Er hob die Hände, fuhr sich durch das Gesicht. Wirkte unfassbar müde.
    »Aber das war nur der Ur-Grund«, murmelte Zamorra - und Zandt wiederholte die Vermutung, als hätte er sie gehört.
    »In Wahrheit ging es Ihnen noch um ganz etwas anderes, richtig?«, fuhr der Lieutenant fort und baute sich vor Winston auf, als wolle er ihn durch seine Präsenz einschüchtern.
    Das gelang ihm gut. »Es ist nicht strafbar, etwas gegen die Bin Ladens zu haben, oder?«, blaffte Winston im verzweifelten Versuch, sich durch Trotz zu verteidigen. »Es ist nicht strafbar, Amerikaner zu sein.«
    Sanders nickte. »Die Moslems. Sie hörten davon, dass die muslimische Gemeinde Räume in dem geplanten Haus bekommen sollte, und dann drehten Sie durch. Dann wurde aus Ihrem Versuch, den Watumbi ihr Land abzukaufen, der pure Wahnsinn.«
    »Na, hören Sie mal«, regte sich Winston auf. »Was Sie als Wahnsinn bezeichnen, lag doch auf der Hand! Den Legenden nach besitzen Watumbi die Fähigkeit, Wiedergänger zu schaffen. Also ließ ich Kring in einer Nacht- und Nebelaktion ausbuddeln und schickte Brognosian in seiner Verkleidung da hin, wo sein Auftritt ordentlich PR generieren würde - zu Champlain, diesem Schwätzer. Und da ich wusste, dass früher oder später jemand von Ihrer Truppe in Krings Sarg nachsehen würde, hinterließ ich Ihnen dort ein Andenken, dass Sie - und mit Ihnen die Öffentlichkeit - auf die Spur der Indianersekte bringen sollte. Mir ist alles Recht, um dieses Allah-Gesocks aus New York zu bekommen.«
    »Eine Spur, der wir brav gefolgt sind«, murmelte Andy an Zamorras Seite. »Und an ihrem Ende hat er auf uns gewartet. Um die nächste Schlagzeile zu generieren.«
    Der Professor wusste, was er meinte. Brognosians letzter Angriff im Rohbau, bei dem Andy fast ums Leben gekommen wäre, hatte Winston dazu dienen sollen, den Verdacht, den er bei der Bevölkerung geschürt hatte, weiter zu befeuern. Stattdessen war er zur Tragödie geworden.
    Millerton lachte leise. »Was für ein Unfug. Wenn's nicht so tragisch wäre, hätte es das Zeug fürs absurde Theater.«
    Zandt schien ihre Einschätzung zu teilen. »Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um so einen Mumpitz Plan zu nennen?«, regte sich der Lieutenant im Verhörzimmer gerade auf. Seine Gestik und Lautstärke ließen den Buckligen noch kleiner werden. »Ich habe hier ja schon viel gehört, aber das schlägt dem Fass echt den Boden aus! Sanders, rufen Sie mal beim Guiness-Buch an. Der Mord an Barry Champlain fällt wohl in die Kategorie Dümmste Verbrechen der Welt.«
    Während sich J. Cameron Winston, der Filmmäzen und Millionär mit den rassistischen Ansichten und eigensinnigen Methoden, in seinem Stuhl wand und lautstark nach seinem Anwalt verlangte, sahen sich Zamorra und Diane Millerton an. »Damit wären zwei Fälle geklärt«, sagte die rothaarige Gerichtsmedizinerin. »Die Morde und der Leichenraub, bei dem vermutlich tatsächlich Brognosian die Schaufel in der Hand gehalten hat. Bleibt der dritte.«
    Der, in dem

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