Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0959 - Der Fallbeil-Mann

0959 - Der Fallbeil-Mann

Titel: 0959 - Der Fallbeil-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
bekommen. Der Fallbeil-Mann war da!
    ***
    Sir Vincent Mosley war unfähig zu denken, zu atmen und sich zu bewegen. Er konnte nicht fassen, was er da zu sehen bekam. Er weigerte sich, diesen Besuch anzuerkennen, der sein Fallbeil gleich mitgebracht hatte.
    Der Lord hatte ihm nichts getan. Er nicht persönlich. Er hatte ihn sogar akzeptiert, zumindest für eine Weile, bis ihm die Toten zuviel geworden waren.
    Der Henker sah schrecklich aus, weil er die dunkle Kapuze über den Kopf gezogen hatte. Bis zum Hals reichte sie. Zwei Augenschlitze waren hineingeschnitten worden. Der Oberkörper des Henkers war nackt. Er glänzte leicht fettig, als wäre er mit Öl eingerieben worden. Er trug eine ebenfalls dunkle Hose und Stiefel.
    In den Schlitzen entdeckte der Lord die Augen. Sie funkelten ihn an.
    Der Henker hatte die Arme vor seiner nackten Brust verschränkt. Es war eine Haltung, die Triumph und Siegessicherheit ausdrückte. Ob er atmete, war nicht zu erkennen. In Höhe seines Mundes bewegte sich der Stoff der Kapuze zumindest nicht.
    Neben ihm stand das Fallbeil.
    Alles in einem. Der Klotz mit der Mulde für den Kopf. Das Holz war dunkel vom eingetrockneten Blut der Opfer. Weiter oben hing das schräge Fallbeil fest. Es konnte in die Höhe gezogen werden, um dann mit voller Wucht nach unten zu sausen.
    Der Henker sagte nichts. Aber dem Lord rann der eisige Schauer über den Rücken. Er hatte sich nie über seine Sterbestunde Gedanken gemacht, nun mußte er es tun.
    Aber er wollte nicht. Er war ein geselliger Mensch, zudem leicht angetrunken.
    Deshalb nahm er das Glas wieder hoch und hielt es dem Fallbeil-Mann hin. Er grinste noch dabei. »He, Meister, trinken wir einen zusammen?«
    Es gab keine Reaktion.
    »He, was ist? Bist du stumm?«
    Der Henker bewegte sich nicht um einen Millimeter.
    »Was willst du hier?« Sir Vincent versuchte es auf einem anderen Weg.
    »Hier hast du nichts zu suchen. Hier gibt es keine Nonnen, die du killen kannst. Du weißt das genau. Hier sind keine Nonnen! Geh ins Kloster, dort findest du sie. Mach schon, hau ab!« Je mehr er sprach, um so mutiger fühlte er sich. Er nahm auch noch einen kräftigen Schluck aus dem Glas, dann setzte er sich in Bewegung und ging auf den Henker zu.
    »Oder willst du mit mir einen Drink nehmen? Ist auch gut. Ich bin ja nichts so. Der Whisky ist ausgezeichnet. Glaub mir, Henker. Ich bin ein wirklicher Kenner.« Er war jetzt so nahe an die Gestalt herangekommen, daß er seinen Arm nur auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren. Er selbst stand in diesem rötlichen Licht, wie auch der Henker. Beide waren von diesem dünnen Blut umflutet.
    Der Fallbeil-Mann bewegte sich. Nur sehr kurz. Dafür heftig. Er schlug dem Adeligen das Glas aus der Hand. Es fiel zu Boden, zerbrach dort, und der Whisky breitete sich als Lache aus.
    Mosleys Kinnlade sackte herab. Er saugte pfeifend den Atem ein. Mit einer derartigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Plötzlich wurde ihm überdeutlich, in welch einer Lage er steckte. Der Henker war gekommen, um ihn zu köpfen.
    Darüber konnte er nicht lachen, denn es war kein Witz, das war so verdammt echt. Aber er wußte auch, daß der Fallbeil-Mann tot war, und trotzdem war er zurückgekehrt.
    Erst jetzt dachte er näher über dieses Phänomen nach, eben weil es ihn betraf. Zwar hatte es die geköpften Nonnen gegeben und auch den getöteten Touristen, die waren aber fremd gewesen. Jetzt sollte es ihm an den Kragen gehen.
    Er mußte weg. Flüchten. Verschwinden. Raus aus diesem verdammten Bau. Er war zu einer tödlichen Falle geworden. Wohin er sich auch innerhalb des Schlosses wenden würde, der Henker würde schneller sein. Er war kräftiger. Seine nackten Arme bestanden aus regelrechten Muskelpaketen. Kopf und Gesicht waren unter der Kapuze verschwunden.
    Der Lord wußte nicht, wie der Fallbeil-Mann aussah, er wollte es auch nicht mehr wissen und ging zurück.
    Weg von ihm.
    Zitterschritte. Der erste, der zweite, und der Henker rührte sich nicht. Er stand einfach da. Nach dem dritten Schritt des Lords bewegte er sich.
    Gelassen streckte er seinen Arm aus und streichelte seine Guillotine.
    »Schon gut!« keuchte der angetrunkene Lord, der plötzlich alles verschwommen sah. »Schon gut, ich weiß ja, wer du bist. Du brauchst es mir nicht mehr zu demonstrieren Aber du hast dich verlaufen, Henker, das kann ich dir sagen. Du bist hier falsch. Einfach falsch. Ich bin nicht der richtige Mann für dich. Halte dich an die Nonnen, die haben dich

Weitere Kostenlose Bücher