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096 - Der grüne Leichnam

096 - Der grüne Leichnam

Titel: 096 - Der grüne Leichnam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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„Du lebst, Liebster!"
    Wieder beugte sie sich über den Sarg und drückte dem Toten einen Kuß auf die Stirn. Dann öffnete sie die Jacke und das Hemd des Toten. Sie küßte ihn auf die Brust. Dann richtete sie sich langsam auf. Für einen Augenblick sah ich eine schwarze Wunde auf der Brust des Toten.
    Muriel knöpfte das Hemd zu und wandte mir das Gesicht zu. Ihre Kinnbacken bewegten sich malmend, so als würde sie etwas zerkauen.
    „Jetzt werden wir Muriel besuchen", sagte ich und gab Abi die Hörer. „Du beobachtest weiter das Zimmer, während Coco und ich ins, Haus gehen!"
    Vor dem Haustor holte ich mein Spezialbesteck hervor, und zwei Minuten später traten wir in die Diele. Eine Tür stand offen, die in einen breiten Gang führte, der dunkel war. Leise huschte ich weiter. Vor einer Tür blieb ich stehen. Deutlich war Muriels Stimme zu hören.
    „Du wirst in wenigen Augenblicken erwachen, Liebster. Bald ist es soweit."
    Geräuschlos öffnete ich die Tür einen Spalt und lugte ins Zimmer. Muriel kehrte mir den Rücken zu. Der Tote im Sarg stieß einen tief aus der Kehle kommenden Brummton aus. Wieder schob sich eine Hand auf den Sargrand. Mühsam setzte sich Tom Baine auf.
    Ich sprang ins Zimmer und lief auf Muriel zu, die überrascht den Kopf umwandte. Ihre Augen wurden groß. Sie handelte augenblicklich. Wie eine Furie ging sie auf mich los. Mit weit ausgestreckten Armen flog sie mir entgegen. Ihre spitzen Nägel verkrallten sich in meiner Jacke. Die Wucht des Anpralls war so groß, daß ich zwei Schritte zurücktaumelte.
    Muriel ließ mich nicht los. Sie fauchte wie eine Raubkatze und versuchte mit ihren Zähnen meine Kehle zu erwischen. Mir blieb keine andere Wahl, ich mußte die Tobende niederschlagen. Mit der rechten Handkante schlug ich gegen ihre Schläfe. Sie heulte schmerzhaft auf, wurde aber nicht bewußtlos. Ich schlug nochmals zu. Sie verdrehte die Augen, und ihr Griff lockerte sich.
    Muriel ließ sich zur Seite fallen, dabei schlug sie mit voller Kraft zwischen meine Beine. Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Ein entsetzlicher Schmerz durchraste meinen Unterleib. Tränen traten in meine Augen. Ich japste nach Luft. Sie schlug nochmals zu. Ich klammerte mich an ihr fest, und wir fielen gegen den Sarg, der umstürzte. Der Tote flog heraus und richtete sich auf. Ich lag benommen auf dem Boden. Muriel griff nach einem Kerzenständer - und in diesem Augenblick griff endlich Coco ein. Sie riß die Arme hoch, und Strahlen schienen von ihren Fingerspitzen auf Muriel überzuspringen. Muriel stieß einen schrillen Schrei aus und ließ den Kerzenleuchter fallen. Bei unserem Kampf hatte sie sich das Kleid über der Brust und dem Bauch zerrissen. Die junge Frau riß die Arme hoch, und da sah ich es.
    Aus ihrem Nabel wuchs eine Alraunenblüte.
    „Sie ist in Hekates Bann!" schrie ich.
    Ich stand schwankend auf. Da fiel mir der zum Leben erwachte Tote ein.
    Tom Baine lief auf das Fenster zu. Mit weit ausgestreckten Armen sprang er einfach durch eine Fensterscheibe. Ich hörte Abis Schrei und rannte zum Fenster.
    Abi lag auf dem Boden und stöhnte. Der Untote hatte ihn niedergeschlagen.
    Tom Baine durchquerte den Garten und trat durch das Gartentor auf die Straße. Wütend preßte ich die Lippen zusammen. Eine Verfolgung schied aus. Der Untote hatte schon einen zu großen Vorsprung.
    „Der Kerl hat mich niedergeschlagen. Abi ärgerte sich.
    „Komm ins Haus!" sagte ich enttäuscht.
    Hastig drehte ich mich um. Coco war es gelungen, Muriel Baine zu überwältigen. Die junge Frau lag rücklings auf dem Boden. Sie atmete schwer. Ihr Gesicht war verzerrt, die Augen hatte sie geschlossen.
    „Tom Baine ist entkommen", sagte ich schweratmend und lehnte mich an die Wand.
    Meine Schmerzen ließen langsam nach.
    Coco und ich wechselten einen raschen Blick. Ich war sicher, daß sie an das gleiche dachte.
    Nur zu deutlich erinnerte ich mich an unser Abenteuer im Himalaja, als wir in der Gewalt der Schneemenschen gewesen waren. Wir waren Hekates Gefangene gewesen, die in ihrem verborgenen Reich die Alraunenwurzeln gezüchtet hatte, die sie zum Leben brauchte. Damals war es uns gelungen, den Schneepalast mit all den Opfern zu vernichten, doch ich hatte mich oft gefragt, wo jetzt Hekate ihre Nahrung hernahm. Muriel und Tom Baine waren Hekates Opfer gewesen. Hekate brauchte Menschen, um zu den Alraunenwurzeln zu kommen. Sie pflanzte den Samen in magisch beeinflußte Menschen ein, in deren Körpern sich dann die

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