0964 - Königin der Toten
nächste Frage zerstörte bereits den Eindruck.
»Wie sieht es aus, Sir? Haben sich Neuigkeiten ergeben?«
»Nein.«
Jane strich durch ihr kurzes Haar, in das sie sich zwei hellere Strähnen hatte hineinfärben lassen.
»Also hat sich im Bad auch nichts ereignet.«
Sir James gestattete sich ein Lächeln. »Vielleicht hat die andere Seite auf Ihr Eintreffen gewartet, Jane.«
»Das glauben Sie doch selbst nicht, Sir.«
Der Superintendent hob die Schultern. »Wer weiß das schon? Möglich ist alles.«
»Und wo finde ich den bewußten Raum?«
»Ich gehe vor«, sagte Jarrel. Er hatte sich wieder ein wenig erholt. Es konnte durchaus an Janes Anwesenheit liegen, die einen sehr aktiven und frischen Eindruck machte.
Sie jedenfalls zögerte nicht mit dem Öffnen der Tür.
»Da ist wirklich nichts«, sagte sie nach einer Weile zu den beiden Männern in ihrem Rücken.
»Sie lassen sich eben nicht so leicht locken.«
»Da haben Sie recht, Sir James.« Jane Collins blieb in der Mitte des kleinen Raumes stehen, die Hände in die Hüften gestützt, und schaute sich um.
Natürlich interessierte sie besonders der Spiegel. Ihm widmete sie die meiste Zeit.
»Sieht ganz normal aus, wie?«
Jane nickte nur. Sie sah im Spiegel, wie Sir James auf sie zukam. Seine Gestalt war auch nicht verzerrt, sie sah völlig normal aus. In der offenen Tür stand Jarrel wie jemand, der darauf wartete, beim ersten Anzeichen von Gefahr sofort verschwinden zu wollen.
»Ich habe ihn abgetastet, aber das war wohl sehr dilettantisch, Jane. Ich spürte nichts.«
»Jetzt setzen Sie Ihre Hoffnungen auf mich.«
»Irgendwie schon.«
Die Detektivin warf Sir James einen schrägen Blick zu. »Und wie kommen Sie darauf?«
»Denken Sie an Ihre Vergangenheit und auch daran, was bei Ihnen noch zurückgeblieben ist.«
Jane warf den Kopf zurück und lachte. »Sir, das ist nicht mehr als ein Strohhalm. Klar, hin und wieder spüre ich etwas, aber ich weiß nicht, ob es ausreicht, um einen Kontakt mit anderen Welten aus der Vergangenheit herzustellen.«
»Aber es ist einen Versuch wert.«
»Sie lassen nicht locker«, stellte Jane trocken fest.
»Stimmt.«
»Okay«, sagte sie. »Dann werde ich mal herausfinden, wer von uns beiden recht hat.«
Jane mußte schon näher an den Spiegel heran, um ihn berühren zu können. Sie stand jetzt direkt vor dem Waschbecken und griff darüber hinweg. Sie hatte die Hände gespreizt, denn sie wollte das Glas zuerst nur mit den Fingerspitzen anfassen.
Der Spiegel war kühl. Nichts besonders. Ein Spiegel, wie er in jedem Bad hing. Nicht mehr neu und an einigen Stellen blind, aber sonst noch in Ordnung.
Beide Männer ließen die Detektivin in Ruhe, die sehr akribisch vorging und keine Stelle auf dem hellen Viereck ausließ, in dem sich das Licht der Deckenleuchte spiegelte.
»Darf ich Sie schon etwas fragen, Jane?« erkundigte sich Sir James.
»Ja, aber ich kenne bereits meine Antwort. Es ist nichts festzustellen. Der Spiegel ist für mich normal und von dieser Seite aus nicht zu beeinflussen.«
»Schade.«
Jane löste ihre Hände von der blanken Fläche und drehte sich um. »Es hörte sich an, als würden Sie aufgeben, Sir.«
»Das sicherlich nicht, aber ich hatte schon mehr erwartet. Kann sein, daß ich zu ungeduldig geworden bin.« Er hob die Schultern. »Dann müssen wir eben warten, ob sich von der anderen Seite her etwas bewegt.«
»Sie denken an eine Wache hier im Bad.«
»Das hatte ich mir vorgestellt.«
Jane Collins nickte. »Damit bin ich einverstanden. Ich werde sogar die Wache freiwillig übernehmen,«
»Ich hatte es gehofft«, erwiderte Sir James und schmunzelte dabei.
»Ja, ja«, sagte Jane und nickte ihm zu. »Sie wissen schon, wie man es machen kann.«
Sir James stellte ihr den Hocker hin. Die Kleidung hatte Jarrel zuvor entfernt. Sie hing jetzt über seinem Arm. Der Mann machte einen nervösen Eindruck. Er wußte nicht so recht, wo er hinschauen sollte, bis Sir James auf ihn zukam und ihm mit einer Kopfbewegung klarmachte, daß beide nichts mehr in diesem Zimmer zu suchen hatten. Irgendwo war Jarrel auch froh, das Bad verlassen zu können.
Sir James blieb noch stehen. »Soll ich die Tür schließen, Jane? Oder möchten Sie…«
»Nicht ganz, Sir.«
»Gut. Ich lasse sie einen Spalt offen.«
Sie lächelte. »Das wäre nett.«
Er zwinkerte ihr noch zu und stellte den Daumen in die Höhe. Ein Zeichen, daß er ihr alles Gute wünschte. Danach zog er sich zurück. Jane hörte die beiden Männer
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