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0964 - Königin der Toten

0964 - Königin der Toten

Titel: 0964 - Königin der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch miteinander reden, bevor sie im Wohnraum verschwanden.
    Die Detektivin schüttelte den Kopf. Gerade die letzte Geste des Superintendenten hatte ihr bewiesen, daß Sir James nicht unbedingt nur der trockene Bürokrat war. Das Hochheben des Daumens hatte eine gewisse Lässigkeit demonstriert, was man bei ihm kaum vermuten konnte.
    Lange dachte sie darüber nicht nach, denn ihre Aufgabe war wichtiger. Jane überlegte noch, ob sie auf dem Hocker Platz nehmen sollte oder stehenblieb.
    Sie entschied sich für das Sitzen.
    Allmählich gewöhnte sich Jane an die Ruhe im Bad. Es war nicht sehr groß. Mehr eine Zelle ohne Fenster. Die Luft roch seltsam. Zudem war sie feucht. Da hatten sich die Dampfschwaden des Duschbads mit dem gemischt, was aus der Spiegelöffnung hervorgedrungen war. Etwas aus einer anderen Welt. Ein gefährlicher Brodem, ein Gestank, wie er nur in fremden Dimensionen produziert werden konnte, wo die Welten vor sich hinfaulten.
    Der Spiegel war wichtig. Ein Ausgangspunkt, eine transzendentale Tür in eine andere Dimension, die sich jedoch nicht durch Jane Collins öffnen ließ, denn sie kam sich vor wie in der zweiten Reihe sitzend. Sie selbst konnte nichts tun, sie mußte warten, bis die andere Seite reagierte.
    Sir James hatte zwar auf ihre noch wenig vorhandenen Hexenkräfte spekuliert, sie aber von einem Augenblick auf den anderen zu aktivieren, würde ihr nicht gelingen. Man konnte sie nicht einfach abrufen. Dazu mußte sie sich schon in einer gewissen Situation befinden und selbst unter hohem Druck stehen.
    Ob sie das Richtige tat, wußte sie auch nicht. Auf der anderen Seite hatte sie die beiden Männer nicht enttäuschen wollen.
    Es war ein Versuch, mehr nicht, und Jane Collins wollte ihn auch durchführen.
    Nichts war zu sehen. Der Spiegel blieb, was er war. Er öffnete sich nicht. Das Geheimnis blieb verborgen. Jane konnte nicht sehen, was hinter der Glasfläche lag.
    Der Hocker gehörte nicht eben zu den bequemsten Sitzmöbeln. Jane blieb auch nicht lange sitzen.
    Sie stand auf und näherte sich dem Spiegel. Allmählich spürte sie die Wut in sich hochsteigen. Zwar wollte sie nicht von einer Frage der Ehre sprechen, aber irgendwo ärgerte sie sich schon, daß sich nichts tat.
    Es gab Hexen, die mit Hilfe von Bannsprüchen versuchten, in andere Welten zu gelangen. Zugleich sorgten die Sprüche dafür, daß auch ihr Inneres in Bewegung geriet. Aber zu dieser Kategorie zählte Jane Collins nicht. Dieses Dasein lag hinter ihr, und sie wollte auch so wenig wie möglich daran erinnert werden.
    Sie ging durch das Bad. An der Tür blieb sie stehen und schaute durch den Spalt in den leeren Flur.
    Von den beiden Männern war nichts zu hören. Sie verhielten sich ruhig.
    Die Detektivin drehte sich wieder. Inzwischen war auch die Spannung von ihrem Gesicht gewichen.
    Aber nur für Sekunden. Sie kehrte zurück, als Jane plötzlich den eigenartigen Geruch wahrnahm. Er gehörte einfach nicht hierher. Als sich Jane umschaute, entdeckte sie keine Quelle.
    Aber sie hatte sich nicht geirrt, da war sie absolut sicher.
    Jane konzentrierte sich wieder auf den Spiegel. Wie eine Tänzerin, die ihre Bewegungen verlangsamt hatte, näherte sie sich dem Spiegel auf Zehenspitzen.
    Niemand sollte sie hören, obwohl dies sicherlich vergebliche Mühe war, aber sie verspürte einfach den Drang, sich so leise wie möglich zu verhalten, um andere nicht auf sich aufmerksam zu machen, um ihnen nicht in die Quere zu geraten.
    Welche anderen?
    Der Geruch blieb, und Jane war jetzt auch in der Lage, seine Herkunft festzustellen. Er drang von vorn gegen sie wie eine unsichtbare Wolke, und die Quelle war der Spiegel.
    Vor ihm blieb sie stehen. Noch immer zeigte er sich völlig normal. Seine Oberfläche hatte sich nicht verändert. Jane erkannte ihr eigenes Spiegelbild darin, aber sie wußte auch, daß dies nicht so bleiben würde. Das hier war erst der Beginn.
    Einige Schweißtropfen hatten sich in ihrem Nacken gesammelt und rannen den Rücken hinab. Der fühlte sich an wie ein Stück Eis. Jane schauderte kurz zusammen, dann war die Ablenkung vorbei, und sie stellte fest, daß sich auch auf der Spiegelfläche etwas getan hatte.
    Das hatte nichts mit ihrer Anwesenheit oder mit ihren noch geringen Hexenkräften zu tun. Der Spiegel ließ sich von ihr nicht manipulieren, er gehorchte anderen Gesetzen, und zwar denen, die in einer fremden Dimension aufgestellt worden waren.
    Die glatte Fläche wellte sich auf. Ein Muster entstand. Ob es

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