097 - Die Knochenkammer der Dämonen
unruhig wurde.
»Da stimmt was nicht«, sagte ich zu Vicky und schlug vor, nach draußen zu gehen.
Keine Linda James und keine Jubilee auf dem Parkplatz!
»Merkwürdig«, sagte Vicky.
»Das ist nicht nur merkwürdig, das ist schon beunruhigend«, verbesserte ich sie, und im nächsten Moment sah ich Jubilee. Mein Herz krampfte sich zusammen. »Da ist sie!« stieß ich aufgeregt hervor und eilte dem Mädchen entgegen.
Sie taumelte, als wäre sie betrunken. Vicky Bonneys Stöckelschuhe klapperten hinter mir. Wir erreichten Jubilee. Das Mädchen sank mir in die Arme und schluchzte wütend.
»Was ist passiert, Jubilee?« wollte ich wissen.
»Linda wurde überfallen… Von einem Mann… Ich eilte ihr zu Hilfe, aber der Kerl schlug mich nieder… Ich konnte Linda nicht helfen.«
Mir ging plötzlich ein ganzer Kronleuchter auf. Es war also doch Jonathan Dewaere! schrie es in mir. Yul hat ihn fortgebracht, und irgend jemand hat ihn wieder zum Leben erweckt!
Ich forderte Jubilee auf, den Mann zu beschreiben. Sie begann stockend. Natürlich beschrieb sie Dewaere. Ich fiel ihr ins Wort und setzte die Beschreibung fort.
Jubilee und Vicky sahen mich verblüfft an. »Du kennst diesen Mann?« fragte Vicky.
»Sein Name ist Jonathan Dewaere«, sagte ich.
»Woher weißt du das?« wollte Jubilee wissen.
Ich erzählte ihnen, was passiert war.
»Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte plötzlich jemand hinter uns. Es war Mandy Bellwood. Auch sie kannte ich.
Jubilee beachtete ihr, was sich ereignet hatte. Mandy wurde blaß. »Entführt!« stieß sie heiser hervor. »O Gott.«
Ich weiß nicht, wieso, aber mir kam es so vor, als wäre sie zu sehr betroffen. Ich fragte sie geradeheraus nach dem Grund ihrer übertriebenen Reaktion.
Sie ging nicht auf meine Frage ein. Statt dessen sagte sie mit gesenktem Blick: »Wir werden sie nicht wiedersehen.«
»Was wollen Sie damit sagen, Mandy?« fragte ich überrascht. »Was wissen Sie über diese Sache?«
Mandy sah geistesabwesend aus. Sie starrte auf den Boden. »Mädchen…«, sagte sie wie in Trance. »Sie verschwinden spurlos… Niemand weiß, wohin… Sie tauchen nicht mehr auf…«
Ich griff nach Mandy Bellwoods Schultern und schüttelte sie. »Kommen Sie zu sich, Mandy. Was reden Sie da?«
Ihre Augenlider zuckten. Sie schaute mich ängstlich an. »Ich glaube, Linda James war nicht das erste Mädchen, das entführt wurde, Tony. Bei den anderen bekam niemand etwas mit. Sie waren nur auf einmal nicht mehr da. Sally Hill… Diana Grant… Und nun Linda James… Weg. Einfach weg.«
Mandy erwähnte, sie habe gehört, daß auch aus den anderen »Moon Studios« Mädchen verschwunden wären.
Das war ein Hammer!
Jonathan Dewaere war ein Endzeitdämon gewesen. Wenn man dieser Spezies helfen wollte, mußte ein Mensch seine Energie abgeben. Junge Mädchen verschwanden. Opfer für Endzeitdämonen, dessen war ich mir ganz sicher. Und Yul mischte dabei auch mit. Eine verdammt haarige Angelegenheit!
»Wem gehören die ›Moon Studios‹?« fragte ich hastig. Daß es fünf davon gab, war mir bekannt.
»Mr. Buldeo«, antwortete Mandy Bellwood. »Erasmus Buldeo.«
»Ein ungewöhnlicher Name«, stellte ich fest. »Ist der Gentleman Ausländer?«
»Schon möglich«, sagte Mandy.
»Kennen Sie ihn?« fragte ich.
»Selbstverständlich. Er ist mein Boß«, gab Mandy Bellwood zurück.
»Wie sieht er aus?« wollte ich wissen. Mandy beschrieb ihn. Es war nichts Dämonenhaftes an ihm. Er sah eher aus wie Alain Delon. »Wissen Sie, wo Erasmus Buldeo wohnt?« erkundigte ich mich.
»In Croydon«, sagte Mandy Bellwood.
Das hatte ich befürchtet. Ich wandte mich an Vicky Bonney und Jubilee. »Ihr setzt keinen Fuß mehr über die Schwelle eines ›Moon Studios‹, ist das klar?«
***
Er hatte lange gewartet. Man hatte den Leichenwagen verschwinden lassen, hatte ihn aber nicht aus dem Schloßhof gefahren, sondern in einem unterirdischen Stollen abgestellt - und jetzt bewegte sich der Sargdeckel im Inneren des Wagens!
In der Totenkiste befand sich Jonathan Dewaeres Opfer, der junge Mann, den er im Einkaufszentrum getötet hatte. Aber nicht er bewegte den Sargdeckel, sondern Boram, der sich darin versteckt hatte.
Der Nessel-Vampir hatte viel Zeit verstreichen lassen, damit niemand von seiner Anwesenheit wußte. Jetzt tauchten die grauen Dampffinger auf. Sie schoben sich über den Sargrand, während sich der Deckel immer weiter zur Seite bewegte.
Boram war in der Lage, den Nesseldampf, aus dem er
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