097 - Die Knochenkammer der Dämonen
»Laß sie los, du verklemmter Wüstling!«
Die Tasche traf Zep Leggebs Hinterkopf. Er knurrte ärgerlich und ließ Linda James tatsächlich los.
Aber nur deshalb, weil es nicht mehr nötig war, sie festzuhalten. Sie hatte nämlich soeben das Bewußtsein verloren und sackte zu Boden, als wäre sie tot.
Das versetzte Jubilee beinahe in Panik. Wie von Sinnen schlug sie auf den Mann ein.
Zep Leggeb erkannte Jubilee nicht. Die Dunkelheit schützte sie; Leggeb konnte ihr Gesicht nur schemenhaft sehen.
Blitzschnell überlegte er, ob er beide Mädchen nach Croydon bringen sollte, aber das war ihm von Erasmus Buldeo nicht befohlen worden. Er wollte nichts falsch machen - und beging gerade damit seinen größten Fehler!
Er wollte sich dieses wilde Mädchen vom Hals schaffen, und zwar schnell, damit niemand die Entführung verhindern konnte.
Zep Leggeb knurrte wie ein Tier. Zornig stieß er Jubilee zurück, und als sie sich gleich wieder auf ihn stürzte, streckte er sie mit einem Faustschlag nieder.
Dann riß er Linda die Autoschlüssel aus den Fingern und schloß den Wagen auf. Er packte das ohnmächtige Mädchen hinein und ließ sich hinter das Volant fallen.
Der Wagen überrollte Jubilee fast. Ganz knapp kam das linke Vorderrad an ihrem Gesicht vorbei.
Sie wußte es nicht, war besinnungslos. Zep Leggeb grinste breit, während er den ›Moon Studio‹ -Parkplatz verließ.
Er hatte sich bewährt, und es war nicht besonders schwierig gewesen. Erasmus Buldeo würde mit ihm zufrieden sein.
Die Gefahr war gebannt. Was Yul ihm mit dem Höllenschwert angetan hatte, würde keine Fortsetzung finden.
***
Ich setzte Mr. Silver zu Hause ab, wie wir es besprochen hatten, und fuhr gleich zum ›Moon Studio‹ weiter.
Jubilee hatte mich überreden wollen, auch mitzumachen, aber ich fand, daß diese Art von Turnen nicht das Richtige für mich war.
Wenn Sport, dann Jogging oder Tennis. Oder hartes Kampftraining im Fitneßraum meines Hauses, denn das war wichtig, um bei meinem Job zu überleben.
Meiner Ansicht nach war Aerobic mehr etwas, das man zum Vergnügen machte, und dafür hatte ich keine Zeit.
Ich war gespannt, was Tucker Peckinpah für uns in Erfahrung bringen würde. Garantiert hatte er bereits eine Menge Hebel in Bewegung gesetzt.
Yuls Auftauchen lag mir wie ein Pflasterstein im Magen, unverdaulich. Daß Mortimer Kull mitmischte, hätte mir gerade noch gefehlt. Er hätte rücksichtslos - wie es von jeher seine Art war - seine Organisation des Schreckens eingesetzt, um Yul zur Strecke zu bringen.
Wie viele Menschen bei einer solchen Aktion das Leben verloren, hätte ihn nicht interessiert.
Kull war ein Teufel. Er war nicht besser als Yul, den er nur deshalb vernichten wollte, weil der weiße Gigant für ihn eine lebende Niederlage darstellte.
Yul war seiner Kontrolle entglitten, das wollte er nicht hinnehmen.
Als ich den Parkplatz des ›Moon Studios‹ fast erreicht hatte, kam mir ein Wagen entgegen, dessen Fahrer Jonathan Dewaere verteufelt ähnlich sah. Ein Ruck ging durch meinen Körper, aber dann sagte ich mir, daß das unmöglich Dewaere sein konnte. Ich sah schon Gespenster!
Ich verschwendete keinen weiteren Gedanken an ihn, sondern freute mich auf Jubilee und Vicky Bonney.
Ich parkte meinen Rover vor dem Studioeingang und ging hinein. Vicky Bonney stand neben der Garderobentür.
Ich nahm an, sie wartete darauf, daß Jubilee herauskam.
Sie lächelte mir entgegen. Ich küßte sie. »Na, war es wieder anstrengend?« fragte ich.
»Ziemlich«, antwortete Vicky.
»Wo ist Jubilee?« wollte ich wissen. »Liegt sie im Sauerstoffzelt?«
»Sie ist draußen auf dem Parkplatz«, gab Vicky zurück. »Bist du ihr nicht begegnet?«
»Nein.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Vicky. »Linda hat die Sporttaschen verwechselt. Jubilee bemerkte den Irrtum und lief ihr nach.«
Vielleicht hätte es nun bei mir klingeln sollen, weil ich Jonathan Dewaere gesehen hatte, aber das tat es nicht.
Ich wußte, wer Linda war. Linda James. Ich hatte sie vor ein paar Tagen kennengelernt. Sie war Jubilee sehr ähnlich. Ein nettes, hübsches Mädchen. Sehr nett und sehr hübsch, wenn ich ehrlich sein soll. Ich hätte bei ihr Chancen gehabt, so etwas spürt man. Das änderte sich erst, als Linda erfuhr, daß ich mit Vicky befreundet war. Da stellte sie ihren Sex Appeal sofort ab, denn sie hatte nicht vor, Vicky den Freund auszuspannen.
Wir warteten auf Jubilees Rückkehr, aber sie kam nicht. Es dauerte nicht lange, bis ich
Weitere Kostenlose Bücher