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0971 - Alarm auf Martappon

Titel: 0971 - Alarm auf Martappon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war, das Signal, durch das Armadan von Harpoons Anlage aktiviert wurde, sei zu spät gekommen. Fünfzehntausend Jahre zu spät? hätte man sie fragen mögen.
    Nach der Ansicht des Varios gab es in der Genprogrammierung und Bewußtseinspfropfung der Orbiter einen Vorgang, der Armadan von Harpoons Geschöpfe ein für allemal und über alle Logik hinaus daran hinderte, an der grundlegenden Weisheit des Verteidigungsplans gegen die Horden von Garbesch zu zweifeln. Zu dieser grundlegenden Weisheit aber gehörte vor allem die Einsicht daß der Alarm, dem die Orbiter ihr Entstehen verdankten, nur durch den Angriff der Garbeschianer und auf keinen Fall durch irgendeinen anderen Vorgang ausgelöst werden könne. Die Frage: „Kann es sein, daß ihr euch täuscht?" war für einen Orbiter so unverständlich, als wäre sie in der längst ausgestorbenen Sprache eines Volkes aus einer weit entfernten Galaxis formuliert. Er hörte sie nicht.
    Der Vario nannte diese Erscheinung die „Singularität des OrbiterBewußtseins". Bestandteil der Singularität war auch, daß die Orbiter grundsätzlich und ohne jeglichen Gedanken an Auflehnung die ihnen zugewiesene Rolle versahen.
    Aber wie bei jedem Massenfertigungsprozeß kam es auch hier mitunter zu Fehlern. Einer dieser Fehler war die Irre Olkyra gewesen. Aber auch Engnal entsprach nicht dem Idealbild der Orbiterin. Sie war nicht geistesgestört, aber sie rebellierte gegen ihr Schicksal. Wenn es gelang, mehrere Orbiter mit defekten Singularitäten aufzuspüren, dann bot sich vielleicht eine Möglichkeit, mit Hilfe dieser „Abwegigen" an der Aufklärung des großen Irrtums zu arbeiten.
     
    *
     
    Die jüngste Entwicklung führte zu einer einschneidenden Umschichtung der Prioritäten. Aus den Gründen, die er sich selbst soeben aufgezählt hatte, war der Vario gezwungen, in Harden Coonors Nähe zu bleiben und nach einer Möglichkeit zu suchen, wie der Unglückselige aus seiner gegenwärtigen Lage befreit werden konnte. Das Vorhaben, ein Raumschiff zu kapern und von Martappon zu fliehen, mußte vorderhand aufgegeben werden. Eine Flucht ohne Harden Coonor wäre einem Fehlschlag gleichgekommen.
    Selbst in halbaktivem Zustand war die Egopositronik fortgefahren, die einundzwanzig Werkroboter, die viele Kilometer von hier im Innern des Erkunder-Schiffes arbeiteten, mit Steuerimpulsen zu versorgen. Soweit der Vario die Lage zu beurteilen vermochte, waren die Roboter weiterhin an der Arbeit und hatten den Ausfall ihres eigentlichen Gruppenleiters nicht bemerkt.
    Er schaltete die Steuerimpulse ab. Nach seiner Berechnung würden die Innenarbeiter daraufhin noch eine Zeitlang in ihrer Tätigkeit fortfahren, dann aber einer nach dem andern die Aktivität einstellen. Der Vario nahm an, daß die Desaktivierung des Kegelroboters entweder schon entdeckt worden war, oder die Entdeckung unmittelbar bevorstand, sobald der nächste Ansprechimpuls des zentralen Überwachungsrechners unbeantwortet blieb. Hätte er die Abstrahlung von Steuersignalen an die Werkroboter fortgesetzt, dann wäre man ihm rasch auf die Spur gekommen.
    Immerhin handelte es sich nicht um einen vollständigen Verlust. Falls man nicht das Basisprogramm der Innenarbeiter untersuchte - und dafür bestand eigentlich kein Grund, da ihr Ausfall doch offenbar durch das Versagen des Gruppenleiters bedingt war - dann blieb die kleine Routine bestehen, die auf des Varios Wunsch hin die Roboter zu seinen Sklaven machte. Lediglich eines würde er in Zukunft berücksichtigen müssen. Die Innenarbeiter wurden einem neuen Kegelrobot zugeteilt. Sobald er den entsprechenden Befehl.gab, würden sie ihren Aufseher im Stich lassen. Es war anzunehmen, daß die Kegelmaschine auf einen solchen Vorgang mit einem sofortigen Alarm reagieren werde.
    Er hatte sich inzwischen am südlichen Rand des Parks umgesehen, um einen Ort zu ermitteln, an dem er erstens vor Entdeckung sicher war und zweitens die Vorgänge rings um das Wohnhaus im Auge behalten konnte.
    Der Wald war hier unerfreulich licht. Es blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als sich ein Versteck in den Boden zu graben. Er schlüpfte hinein und bedeckte sich mit einem Teil des ausgeworfenen Erdreichs. Bis auf den Orterkopf, den er ein paar Zentimeter weit ausgefahren hatte, war von ihm nichts mehr zu sehen. Er fühlte sich sicher.
    Sobald die junge Träumerin das Haus verließ, würde er versuchen, mit Harden Coonor Kontakt aufzunehmen.
     
    *
     
    „Das ergibt keinen Sinn", sagte Grin Demmid

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