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098 - Der Kerkermeister

098 - Der Kerkermeister

Titel: 098 - Der Kerkermeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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seit 1580 auch über Portugal. Durch Erbschaft war ihm die Krone Portugals und der damit verbundene riesige Kolonialbesitz zugefallen.
    Vor vielen Jahren war ich einmal in Lissabon gewesen. Damals hatte Franca Marzi mich begleitet, doch ich hatte die Stadt nicht gemocht, und die Portugiesen waren mir auch nicht sonderlich sympathisch gewesen. Meine Abneigung gegen sie konnte ich mir zwar nicht erklären, aber sie war vorhanden.
    Persönlich fühlte ich mich keinem Volk zugehörig. In meinem ersten Leben als Baron Nicolas de Conde war ich Franzose gewesen, dann als Juan Garcia de Tabera Spanier, danach als Georg Rudolf Speyer Deutscher, und jetzt als Michele da Mosto Italiener.
    In Lissabon quartierte ich mich in einem kleinen Gasthof in der Nähe des Hafens ein.
    Ich sandte einen Boten zu Pater Markus mit der Bitte, mir mitzuteilen, wann ich ihn sprechen durfte. Zu meiner größten Überraschung kam er mit dem Boten zurück.
    Pater Markus war klein. Sein Kopf war kahl, und die riesigen Ohren standen weit ab. Sein Gesicht war aufgedunsen, und die hellen Augen lagen tief in den Höhlen.
    Mein Portugiesisch war ziemlich mäßig. Ich verstand es zwar recht gut, sprach es aber miserabel.
    Zu meinem Glück beherrschte der Pater die spanische Sprache.
    Wir zogen uns mit einer Karaffe Rotwein in mein Zimmer zurück. Beim Anblick eines Jesuiten wurde mir immer unbehaglich. Ihre eifernden Predigten, ihr religiöser Fanatismus und ihre Rolle in der Inquisition gefielen mir nicht. Sie gehörten der Gesellschaft Jesu an, einem Orden, der 1534 von Ignatius von Loyola gegründet worden war. Sie waren vor allem als Missionare tätig.
    Der Pater sprach dem Rotwein reichlich zu.
    „Erzählt mir von meinem Freund Franca Marzi", bat ich endlich den Pater, nachdem er eine halbe Stunde vom katholischen Glauben gefaselt hatte. Ich wollte nichts von irgendeiner Religion hören, und am allerwenigsten von der katholischen Kirche. Die Schrecken der Inquisition hatte ich am eigenen Leib verspürt.
    Pater Markus schenkte sich ein weiteres Glas ein, leerte es zur Hälfte und lehnte sich zurück.
    „Ich war fünf Jahre lang in Japan", erzählte der Pater. „Es ist ein fremdartiges Land, mit seltsamen Menschen, die ungewöhnliche Gebräuche haben. Seit Jahren herrscht einerbitterter Bürgerkrieg. Der japanische Kaiser besitzt keine Macht. Das Land wird von unzähligen Daimyos, das heißt Große Namen, beherrscht. Diese Daimyos sind Landadelige. Sie regieren ihre Lehen wie unabhängige Nationen."
    Ich trank einen Schluck und hörte interessiert zu. Über Japan wußte ich nur wenig. Mir war bekannt, daß im 13. Jahrhundert die Mongolen, die damals über China herrschten, zweimal versucht hatten, Japan zu erobern. Und zweimal waren sie vernichtend zurückgeschlagen worden. Die Japaner hatten Glück gehabt. Ein Taifun, der kamikaze, der „göttliche Wind", hatte die Flotte der Mongolen zerschmettert. Außerdem hatte ich Mendes Pintos Buch Peregrinacao gelesen, in dem er über die Geschichte Japans berichtet und eine Reisebeschreibung gegeben hatte.
    Japan war 1542 von drei portugiesischen Kaufleuten entdeckt worden. Sie hatten China angesteuert, waren jedoch vom Kurs abgekommen und auf einer der Ryukyuinseln südlich von Japan gelandet. Die Portugiesen waren freundlich empfangen worden. Sie machten gute Geschäfte mit den Japanern, die vor allem an Feuerwaffen interessiert waren.
    Viel mehr wußte ich über dieses geheimnisvolle Land nicht.
    „Oda Nobunaga versuchte, die Macht der Daimyos zu brechen", erzählte Pater Markus weiter. „Er besiegte ein paar Daimyos, und dann marschierte er in die kaiserliche Stadt Kyoto ein. Mit Billigung des Kaisers setzte er seinen Kampf gegen die Landadeligen fort. Nobunaga eilte von Erfolg zu Erfolg. Doch 1582, als seine Heerführer noch immer gegen widerspenstige Daimyos kämpften, wurde er ermordet. Das war für uns Jesuiten ein schwerer Schlag, da wir erst etwa hundertfünfzigtausend Bekehrte hatten. Wir fürchteten, daß Nobunagas Nachfolger uns aus dem Land treiben würde."
    „Wer wurde sein Nachfolger?" fragte ich neugierig.
    „Toyotomi Hideyoshi", antwortete der Pater. „Er war Nobunagas erster Feldherr gewesen. Als er von der Ermordung Nobunagas hörte, ritt er nach Kyoto, tötete den Mörder und trat Nobunagas Erbe an."
    „Und wie verhielt sich Hideyoshi zu den Jesuiten?"
    „Wir hatten Glück. Er ist uns gut gesinnt. Der Bürgerkrieg geht aber noch immer weiter. Das Land ist noch immer nicht

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