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0981 - Tränenjäger

0981 - Tränenjäger

Titel: 0981 - Tränenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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hinaus ins Freie.
    Don Antonio lag reglos auf dem steinigen Boden der Zufahrtsstraße, das Gesicht im Schotter.
    Pedro verlor keine Zeit, sondern eilte zu seinem Herrn. Es war nicht einmal Fürsorge, die ihn bewegte. Vielmehr wusste er, was Álvarez mit ihm anstellen würde, falls er noch lebte und erfuhr, dass man ihm nicht gleich geholfen hatte.
    Vorsichtig drehte er den Patron auf den Rücken.
    Don Antonio starrte blicklos in den Nachthimmel. Sein Körper zuckte leicht. Er schien zu fiebern.
    Pedro hatte keine medizinischen Fachkenntnisse, dennoch untersuchte er den Zuckerbaron nach bestem Wissen.
    Plötzlich schien Álvarez wieder zu Bewusstsein zu kommen. Er streifte die Hände seines Bediensteten ab, drehte sich am Boden um und stemmte sich langsam hoch.
    Einen Moment lang schien der Patriarch noch unsicher zu sein, aber mit jedem Augenblick schien er seinen Körper besser zu beherrschen. Das Schwanken fiel von ihm ab und schließlich ließ er seinen granitharten Blick über das Anwesen schweifen.
    Álvarez blickte hinter sich. Seine ledrigen Züge verzerrten sich, als er einen schrillen Pfiff ausstieß. Jetzt erst wurden weitere Schatten im Dschungel sichtbar. Seine unheimlichen Entführer taumelten zwischen den Bäumen umher, aber mittlerweile wirkten sie nicht mehr aggressiv.
    Als sie das Pfeifen Don Antonios hörten, bewegten sie sich vorsichtig aus dem Wald heraus und schwankten in Richtung des Anwesens.
    Immer noch schien Álvarez nicht ganz bei sich zu sein. Als er nun den Mund öffnete, hatte Pedro den Eindruck, als würde ihm die menschliche Sprache plötzlich Schwierigkeiten bereiten.
    »Du«, blaffte er knapp. »Hilf mir ins Haus!«
    Eilig beeilte sich Pedro, der Aufforderung nachkommen.
    Nur wenige Minuten später saß Álvarez in einem bequemen Ohrensessel seines riesigen Arbeitszimmers. Langsam schien er wieder zu Sinnen zu kommen. Der Blick des Patriarchen klärte sich. Gleichwohl hatte sich seine gesamte Ausstrahlung verändert. Don Antonio haftete eine Düsternis an, die trotz all seiner vorherigen Grausamkeit neu war.
    Unruhig blickte sich Pedro um.
    »Wasser«, knurrte Álvarez plötzlich. Er gestikulierte mit den Händen und eilig hastete der junge Mann davon, um das Gewünschte zu holen.
    Als Pedro kurz darauf mit einer Karaffe Eiswasser in das Arbeitszimmer zurückkehrte, prallte er unwillkürlich zurück. Die unheimlichen Entführer des Patrons hatten ebenfalls das Haus betreten und sich um den Sessel Don Antonios geschart. Sie schienen eine unheimliche, lautlose Zwiesprache mit Álvarez zu halten. Immer wieder tauchten die Geschöpfe innige Blicke mit dem Patron aus.
    Dann schließlich bemerkte Álvarez ihn.
    Der Blick des Patriarchen wurde mitternachtsschwarz. »Komm her«, befahl er barsch.
    Verschüchtert trat Pedro näher. Zitternd stellte er die Karaffe auf einem nahen Beistelltisch ab und blickte den Patron an. Wieder schien es in seinen Augen zu irrlichtern.
    »Hol alle kräftigen Männer her, die sich zurzeit auf meinem Grund aufhalten«, befahl er dem jungen Diener. »Ich möchte, dass du sie mir einzeln zuführst, einen nach dem anderen… Es gibt viel zu tun!«
    Die Worte des Herrn duldeten keinen Widerspruch, und obwohl sich alles in Pedro sträubte, eilte er von dannen, um die gewünschten Personen zusammenzutrommeln.
    Eine halbe Stunde später hatten sich die Männer im Flur des Haupthauses versammelt und blickten den jungen Pedro gespannt an. Ihre Mienen zeigten Unruhe. Sie kannten ihren Herrn schließlich nur allzu gut.
    »Was will er denn?«, fragte in diesem Moment ein bulliger Kerl, den Pedro nur als Ramon kannte.
    »Ich weiß es nicht«, gab der junge Diener wahrheitsgemäß zurück. »Er sagte lediglich, dass es viel zu tun gäbe!«
    Vorsichtig klopfte Pedro an die Tür des geräumigen Arbeitszimmers. Aus dem Raum war ein Brummen zu hören. Er wertete dieses kurzerhand als Zustimmung und trat ein. Den abwartenden Ramon winkte er hinter sich her.
    Der bullige Mann stapfte in den Raum und sah sich um.
    Álvarez saß immer noch in dem großen Sessel im Zentrum des Arbeitszimmers. Für einen Moment lang wirkte er wie ein unheimlicher, finsterer König, der inmitten seiner Untertanen Hof hielt.
    Die Verwandelten, die sich abwartend hinter Don Antonios Sessel aufgebaut hatten, schienen Ramon nicht zu beeindrucken. Zumindest ließ er sich äußerlich nichts anmerken. Wie es in seinem Inneren aussah, wusste nur er selbst.
    »Komm her«, befahl Álvarez gefährlich leise und

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