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0984 - Griff aus dem Dunkel

0984 - Griff aus dem Dunkel

Titel: 0984 - Griff aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Johnny warnen, den Friedhof zu betreten.
    Er bremste.
    Da war wieder die Klaue des Unsichtbaren, die sich in seinem Nacken festgesetzt hatte und den Jungen dazu veranlaßte, einen leisen Schrei auszustoßen. Auf dem Schotter rutschten die Räder ein wenig weg, aber das Rad stand, und Johnny konnte sich endlich aus dem Sattel schwingen.
    Dicht neben dem Tor lehnte Johnny seinen fahrbaren Untersatz gegen die Wand. Er schloß nicht ab, er starrte nur das Tor an, das geschlossen war. Davor blieb er stehen. Er wußte nicht, was ihn hergeführt hatte.
    Freiwillig hatte er den Platz nicht erreicht. Wieder dachte er an die anderen Mächte, die ihn geleitet hatten. Zwar kannte er die Abkürzung gut. Im Normalfall jedoch fuhr er am Friedhof vorbei und blieb nicht stehen, so wie jetzt.
    Noch zwei Schritte trennten ihn vom Tor.
    Er ging sie.
    Das zweiflügelige Eisentor, war so breit, daß ein Leichenwagen hindurchfahren konnte. Deutlich erkannte Johnny den Rost auf den Streben.
    Die Berührung erwischte diesmal sein rechtes Handgelenk. Ohne daß der Junge etwas dagegen unternehmen konnte, wurde sein Arm angehoben und die Hand auf die Metallklinke des Friedhofstors hingeführt. Auch wenn er sich gewehrt hätte, er hätte es wohl nicht geschafft. Nur einmal noch schrak er zusammen, als er die Kälte des Materials an seiner Handfläche spürte, dann verstärkte sich der Druck, und Johnny drückte die Klinke nach unten.
    Mit dem Knie berührte er die rechte Tür. Er schob sie nach innen, und auch die linke Hälfte schwang etwas mit.
    Wind wuselte heran. Er spielte mit dem Laub der Bäume und ließ die Blätter rascheln. Ein völlig normales Geräusch. Für Johnny aber hörte es sich unheimlich an.
    Das Gelände war ein Tanzplatz für Geister und geheimnisvolle Schatten geworden, die sich zumeist versteckt hielten und nur dann hervorkamen, wenn sie plötzlich Menschen sahen, die sie erschrecken konnten.
    Vor Johnny lag ein Weg, der mit hellen Steinen bestreut war. Johnny wußte nicht, wohin er seine Schritte lenken sollte, er selbst hätte längst kehrtgemacht und wäre nach Hause gefahren, aber der große Unsichtbare und unheimliche Bruder war stets zur Stelle.
    Er lauerte in seiner Welt, und Johnny merkte, wie sein linkes Handgelenk umspannt wurde. Man hob seinen Arm an. Man zog ihn weiter. Es gab ein Ziel.
    Der Junge konnte sich nicht vorstellen, wo es lag. Die Dunkelheit war so dicht, daß nichts zu erkennen war.
    Der Griff blieb.
    Johnny ging.
    Er hörte seinen eigenen Herzschlag. Laub trudelte auf ihn zu, als wäre es ausgespien worden. Den Wind spürte er kalt auf seiner Haut, und die Berührung der fremden Hand brannte.
    Brennende Kälte.
    Er kam über den Widersinn nicht hinweg. Er wollte auch nicht mehr denken. Er ließ sich in die Finsternis hineinführen, aber er gelangte nicht direkt zu den Gräbern mit ihren oft kunstvollen Steinen, sondern wurde dort hingezogen, wo ein kleines Steinhaus stand.
    Ein Teil des Daches neigte sich tief zur linken Seite hin, und in diesem Teil befand sich auch der Eingang.
    Abermals stand Johnny vor einer Tür. Nun wurde er aus diesem Alptraum hervorgerissen, denn die Realität hatte ihn wieder.
    Es mußte das Leichenhaus sein.
    Er nickte.
    Diesmal brachte er die Hand aus eigenem Willen hervor. Seine Finger zitterten. Sie erreichten die Klinke, drückten sie nach unten. Die Tür klemmte. Johnny verzog das Gesicht.
    Dann war die Hand wieder da. Sie hatte sich gegen seinen Rücken gestemmt und gab ihm das Zeichen.
    Er widersetzte sich dem Druck nicht. Mit der Schulter und dem Knie sorgte er dafür, daß sich die Tür öffnen ließ. Sie war nicht verschlossen gewesen und klemmte nur.
    Vor ihm lag die Finsternis der Leichenhalle…
    ***
    Mike fuhr vor. Tim hatte sich an das Hinterrad seines Freundes geklemmt. Er bemühte sich, das Tempo seines Freundes mitzuhalten, was nicht leicht war, denn Mike fuhr ziemlich rasant.
    Aber Tim blieb daran, obwohl er sich viel lieber zurückgezogen hätte. Er war längst nicht davon überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Seine Furcht war noch immer vorhanden.
    Warum war Johnny verschwunden? Er hatte die beiden verlassen, ohne Bescheid zu geben. Das wollte nicht in Tims Kopf. Da mußte etwas schiefgegangen sein. Er war irgendwie durchgedreht. So etwas kannte man von ihm nicht.
    Tim biß die Zähne zusammen und verfolgte den Lichtschein, der bleich nach vorn strahlte. Er tanzte auch über Mikes Rad und über den Rücken seines Freundes, der geduckt auf seinem

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