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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Die Musik setzte wieder ein, und Konstantin zog sie so dicht an sich, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spürte, und schwang sie herum, bis ihr der Kopf schwamm und die Knie weich wurden.
    »Nächstes Jahr werde ich an Bord eines Frachtschiffs die Westküste Afrikas hinuntersegeln«, erzählte er. »Der Freund eines Freundes bemüht sich, am Ogowefluss eine Handelsstation aufzubauen. Dort gedenke ich, mich umzusehen, was sich da für mich machen lässt.« Er ließ seinen Blick auf ihr ruhen. »Elfenbein, verstehen Sie? Das weiße Gold. Die Gelben im Fernen Osten pulverisieren es und essen es als«, er räusperte sich, »nun, sie essen es als eine Art Medizin. Und jede Klaviertaste auf der Welt wird aus Elfenbein gefertigt«, führ er hastig fort, »pro Klavier, so schätze ich, benötigt man mindestens den Zahn eines ausgewachsenen Elefanten.
    Unglaubliche Mengen. Berge, geradezu.«
    »Von nun an werde ich, wenn ich ein Klavier höre, immer an Elefanten denken, Gebirge von hingemeuchelten Elefanten«, kicherte sie. »Welche Krankheit heilt diese geheimnisvolle Medizin aus Elfenbeinstaub?«
    »Nun, das ist nichts für Damenohren«, schmunzelte er überlegen, legte ein paar hüpfende Schritte ein.
    Wie immer, wenn sie auf ein Verbot stieß, regte sich unwiderstehlich Widerspruch in ihr. Sie ließ nicht locker. »Damenohren? Meine sind derbe Wahrheiten gewohnt. Bedenken Sie,
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    dass ich jahrein, jahraus lange Monate auf Schiffen zugebracht habe. Die Matrosen haben eine sehr deutliche Sprache.«
    Er lachte. »In der Tat, meine Liebe, Sie sind wirklich ganz au-

    ßerordentlich ungewöhnlich, so erfrischend.« Und ganz außerordentlich entzückend, dachte er, während er ihre Tail e fester umschlang. Ihre Haut ist superb. Zum Hineinbeißen. Das Wasser lief ihm förmlich im Mund zusammen.
    Eine steile Falte erschien zwischen ihren schön gezeichneten Brauen.
    »Meinen Sie nicht vielleicht das Horn des Rhinozeros, das im Fernen Osten als Aphrodisiakum angesehen wird?«, fragte sie. Die Matrosen hatten einen saftigeren Ausdruck benutzt. Seine Bedeutung hatte sie aus dem Lexikon erfahren, verstanden hatte sie die Erklärung eigentlich nicht ganz, aber es klang aufregend und hatte sie neugierig gemacht.
    Konstantin von Bernitt wurde tatsächlich verlegen. »Conte- nance, Contenance, Baronesse, welch unziemliche Neugier ...« Ihm schienen die Worte auszugehen.
    Sie lächelte wieder schweigend und nahm sich vor, sich in Afrika das pulverisierte Horn eines Nashorns zu beschaffen und ein klitzekleines bisschen davon zu probieren. Würde es wohl prickeln und ihr dabei heiß werden? Oder würde sie jene süße Schwere durchfluten, die sonst ein zu schnell heruntergestürztes Glas Wein verursacht, wie jetzt, da sich sein Körper hart an ihren presste? Mit geschlossenen Augen gab sie sich dem Feuerwerk der Musik hin.
    »... nach Afrika?«, hörte sie ihn dann fragen.
    »Bitte? Verzeihen Sie, die Musik hat mich hingerissen, ich träumte und habe Sie nicht verstanden.«
    Er machte eine geschwinde Drehung mit ihr und zeigte mit dem Kinn auf zwei junge Männer, die am Rand der Tanzfläche standen und sich unterhielten. »Da ist mein Freund mit seinem Freund, von dem ich Ihnen erzählte. Der, der die Handelsstation am Ogowe aufbauen wil . Würden Sie ihn gern kennen lernen?«
    Sie wollte, und er steuerte sie geschickt durch die wogende Menge, bis sie vor den beiden standen. Konstantin von Bernitt ließ seine rechte Hand auf ihrer Tail e liegen, während er den
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    Jüngeren, einen drahtigen, dunklen Herrn mit vornehmem Gehabe, vorstellte. »Mein Freund Wilhelm von Sattelburg.«
    Dieser lächelte sie gewinnend an und küsste ihr die Hand. Sein Begleiter hieß Pauli mit Nachnamen und Paul mit Vornamen, hatte unangenehm stechend schwarze Augen und war ziemlich betrunken. Catherine kräuselte die Nase, als ihr die Alkoholfahne ins Gesicht wehte. Sie reichte ihm nicht die Hand, sondern begnügte sich mit einem Neigen ihres Kopfes.
    »Hübsches Frauenzimmer«, nuschelte der Betrunkene, »gibt's hier mehr davon? Hab was auszugeben.« Er schüttelte einen männerfaustgroßen, prall gefüllten blauen, mit goldenen Sternen bestickten Samtbeutel, die kohlschwarzen Augen glänzten in dumpfer Lüsternheit. »Und wo das herkommt, ist noch mehr.« Er lachte dröhnend.
    »Wilhelm«, knurrte Konstantin von Bernitt, diesen Beutel fixierend,
    »bring Paul hier sofort raus, aber schnell. Was fallt ihm ein? Das ist das Fest unserer Freunde, ich bin

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