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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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aussehen. Am liebsten wäre mir eine Figur so zwischen meiner jetzigen und der eines Models. Warum ist das bloß so schwer?«
    »Deswegen magst du die Stellung also nicht«, sagte ich. »Warum hast du das nicht früher gesagt?«
    »Es war ja nicht wichtig«, antwortete sie. Wir saßen uns im Schneidersitz gegenüber. »Mir ist die Stellung nicht direkt zuwider, aber andere gefallen mir einfach besser.«
    »Alle anderen, um genau zu sein«, bemerkte ich.
    Sie nickte. »Alles, was mich an mein Gewicht erinnert, macht mich unsicher. Und Verunsicherung und Sex vertragen sich einfach nicht.«
    Ich dachte ein paar Sekunden über das nach, was sie gesagt hatte.
    »Weißt du, was mich verunsichert?«, fragte ich. »Leistungsdruck. Wenn ich glaube, ich bringe im Bett keine gute Leistung, werde ich unsicher. Was wiederum meine Leistung beeinträchtigt, was meine Sorgen noch vergrö ßert, was meine Leistung weiter schmälert. Ein Teufelskreis.«
    »Mir wäre ehrlich gesagt nie aufgefallen, dass deine Leistung schwankt«, erwiderte Annie. »Ich bemerke kein, äh, Auf und Ab.«
    »Das höre ich gerne«, sagte ich. »Das spielt sich wohl alles nur in meinem Kopf ab. Da fliegt viel Unsicherheit herum.« Ich klopfte mit den Fingerknöcheln gegen meine Stirn.
    Annie rückte näher zu mir. Wir beugten uns vor und küssten uns lange.
    »Da ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest«, flüsterte Annie.

    »Das gilt auch für dich«, antwortete ich.
    Wir schlüpften wieder unter die Decke, um uns aufzuwärmen und unser Alleinsein noch ein wenig zu genießen, bevor wir wieder den Berg hinunter nach Hause fuhren.
    »Schön, dass wir geredet haben«, sagte Annie. »Es ist gut, solche Sachen offen auszusprechen.«
    »Vielleicht lag’s ja an der spirituellen Atmosphäre hier«, überlegte ich. »Vielleicht hat unsere neue Offenheit aber auch gar nichts mit dem Aschram zu tun, sondern eher mit der Tatsache, dass wir seit einem Monat jeden Tag miteinander schlafen.«
    »Wie auch immer, lass uns versuchen, auch in Zukunft aufrichtig miteinander zu reden. Nicht nur über Sex«, sagte Annie. »Vielleicht halten wir mit zu vielen Dingen hinterm Berg. Du weißt schon, vielleicht verschweigen wir zu viel.«
    Schließlich packten wir unser Zeug zusammen, ließen die verräterischen Weinspuren verschwinden, kauften eine CD mit der Musik, die wir am Tag zuvor im Tempel gehört hatten, und fuhren los, steile Berghänge hinab über Schnee und Eis - der Januar präsentierte sich in Höchstform.
     
    Kurz nach Mittag kamen wir daheim an. Die Mädchen saßen mit der Babysitterin am Boden und spielten Candyland. »Hallo, Kinder!«, riefen wir.
    Die Babysitterin stand auf und begrüßte uns mit einem Lächeln, bereit, uns über alle Hochs (und Tiefs) des vergangenen Tages zu informieren. Und die Mädchen? Blickten zu uns auf, sagten kurz Hallo und wandten sich dann wieder ihrem Spiel zu.

    Annie und ich tauschten Blicke, die man für amüsiert halten konnte; wer genauer hinsah, konnte aber mehr aus ihnen lesen: eine Mischung aus Erleichterung, Enttäuschung und Unbehagen. Wir hatten uns doch ein wenig mehr Begeisterung über unsere Rückkehr erhofft.
    »Die Eggos haben wohl funktioniert«, meinte ich.
    »Sie waren ganz verrückt danach«, bestätigte die Babysitterin. Als sie gegangen war, kuschelten wir mit den Kindern auf der Couch und ließen sie vom vergangenen Tag erzählen. Aber nicht, um die Babysitterin zu überwachen, sondern einfach, um ihre Stimmen wieder zu hören.
    Den Rest des Tages verbrachten wir mit den Kindern zu Hause und faulenzten. Als die Mädchen im Bett waren, besprachen wir, welch neue Möglichkeiten uns das erfolgreiche Experiment mit der Babysitterin eröffnete. Enttäuschung und Unbehagen waren verschwunden und - ja - einer gewissen Erleichterung gewichen. Ungeahnte Möglichkeiten eröffneten sich uns.
    »Das bedeutet, dass wir übers Wochenende wegfahren können, ohne Verwandte einspannen zu müssen«, sagte Annie. »Was für eine Chance!«
    Das Aschram-Wochenende hatte uns völlig aus dem alten Trott gerissen. Wir waren in diese merkwürdige neue Welt getaucht wie in ein Schaumbad. So etwas, das wussten wir, war Balsam für die Beziehung. Aber das ging nicht so einfach, wenn immer ein Familienmitglied einspringen musste, um derweil auf die Kinder aufzupassen - und der nächste Verwandte ein paar Tausend Kilometer entfernt lebte. Ohne den Marathon wären wir nicht darauf gekommen, Geld für eine Babysitterin auszugeben.

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