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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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zum Stolz, einfach weil die Mechanik beim Mann so viel einfacher ist. Das ist ein Unterschied wie zwischen Addieren und Integralrechnen. Wie zwischen Keksen aus der Packung
und selbst gebackenen. Es ist eine Binsenweisheit, und sie stimmt ja auch, dass Männer leichter zum Orgasmus kommen als Frauen. Wir sind da unten komplizierter.
    Stolz bin ich, wenn du mich wahrnimmst, wenn du mir sagst, dass ich schön bin, oder wenn du sagst: ›Was du mit deinen Fingernägeln angestellt hast, hat mich total angetörnt. ‹ Dann freue ich mich, dass ich meinen Mann noch immer erregen kann, allein durch mein Aussehen oder durch etwas, das ich mit den Fingernägeln mache. Aber der Orgasmus selbst? Das ist zu einfach, als dass ich stolz darauf sein könnte.
    Gut erinnere ich mich noch an den Tag, an dem ich in der Garage übte, den großen Pasta-Verkaufsstand für den Bauernmarkt allein aufzustellen. Ich wollte keine Hilfe dabei, weil ich am nächsten Tag in Boulder um halb sieben in der Früh ja auch allein zurechtkommen musste. Später erzähltest du dann, es hätte dich angetörnt, mir beim Standaufbau zuzusehen. Nun, da hatte ich Grund stolz zu sein. Ich trug ein altes T-Shirt und schlecht sitzende Jeans, hatte mich überhaupt nicht zurechtgemacht - und trotzdem habe ich dir gefallen? Toll.«
    Während ich ihr eine Antwort schrieb, dachte ich: Ohne den Marathon hätten wir nie über so etwas geredet. »Mit den Keksen hast du ja so Recht. Zweifellos ist die Mechanik beim weiblichen Orgasmus viel komplizierter als beim männlichen. Und ich fand dich tatsächlich sexy, als du den Stand aufgebaut hast.«
     
    Der Februar begann damit, dass das Wort »Pipi« in meinem schlummernden Hirn herumhüpfte.
    Ich erwachte.

    Pipi?
    Ich bemerkte Ginger neben mir im Bett. Sie war in der Nacht zu uns gekrochen. Bevor wir miteinander schliefen, sperrten wir die Tür ab, danach schlossen wir sie aber immer wieder auf, hauptsächlich wegen Gingers nächtlicher Wanderungen. Die waren uns gar nicht unwillkommen; wir wussten ja, eines Tages würden sie von selbst aufhören, wie es bei Joni auch gewesen war, und dann würden wir - vorausgesetzt, wir bekamen keinen Nachwuchs mehr - kein Kind mehr neben uns schlafen hören, bis wir Großeltern wären. Bis dahin würde uns allerdings auch erspart bleiben, neben einer Dreijährigen zu erwachen, ihr »Pipi« zu hören und eine üble Entdeckung zu machen: eine Pfütze warmer Kinderpisse, die sich über das Laken ausbreitete.
    Ich sprang aus dem Bett und schnappte die tropfnasse Ginger. Sie fing an zu brüllen, wovon Annie aufwachte. Während Annie das Bett neu bezog, badete ich Ginger, was heftige Proteste auslöste. Kein guter Anfang für einen Tag.
     
    Inzwischen erkundigten sich Freunde und Verwandte regelmäßiger nach unseren Fortschritten. Eine Woche? Null problemo. Drei Wochen? Immer noch keine große Sache. Aber ein ganzer Monat? Ein Freund, ein witziger Journalist aus Chicago, der über die Jahre für eine ganze Reihe von Zeitungen in New Mexico geschrieben hatte, rief an und erkundigte sich: »Bist du schon wund? Brennt irgendwas?«
    Ein anderer Freund schrieb per E-Mail: »Allein für den Januar verdienst du einen Preis!«

    Diese Reaktionen wirkten Wunder für mein Ego. Ich sah sie als Anerkennung einer echten Leistung. Ein Monat Sex, das war unter anderem eine große Energieleistung. Den Sex zwischen Arbeit und Kinderaufzucht zu quetschen, ermüdete mich allerdings zusehends. Zum Beispiel der Abend des Pipi-Tages:
    Ich machte den Mädchen Abendessen, während Annie zum Yoga ging (im Schnitt schaffte sie es dreimal die Woche, ich zweimal). Als Nachspeise wollte Ginger einen Smoothie mit »ganz vielen« Beeren, also warfen wir »ganz viele« Beeren, Joghurt und Orangensaft in den Mixer und wirbelten alles durcheinander. Ich goss Ginger ein Glas ein, drehte mich weg und hörte Sekunden später einen Schrei. Ich fuhr herum und sah den zweiten sich ausbreitenden See heute, nur dass der violett war und sich über den beigefarbenen Teppich fraß. In Gedanken brüllte ich »Himmelherrgott!«, nach außen bewahrte ich jedoch Ruhe, auch wenn mein Blut kochte und ich Annie dafür verfluchte, dass sie nicht da war, um mich zu unterstützen. Joni half beim Aufputzen, während ich Ginger tröstete, die total hysterisch war, völlig durch den Wind.
    Die nächste Stunde verging mit Ginger-Flüstern, dann las ich Joni noch zwanzig Minuten Harry Potter vor, bevor ich auch bei ihr das Licht löschte. Als Annie

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