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1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
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was zu futtern. Und die Spanier sind da stur. Wenn du früher in ein Restaurant gehst und nach dem Menü fragst, wirst du ungläubig angesehen.
    „Was? Jetzt Essen? Nein! Da kommen Sie mal in zwei Stunden wieder.“
    Nicht gerade touristenfreundlich. Und schon gar nicht pilgerfreundlich. Wir Pilger müssen ja doch meistens gegen zehn Uhr abends in die Herbergen. Wenn du dich da um acht Uhr zum Essen hinsetzt, und es schmeckt ja alles wirklich sehr lecker, bist du um neun abends fertig und voll gegessen. Und gerade mal eine Stunde später liegst du mit vollem Magen in der Koje.
    Genau das erklärte mir Monica gerade ausgiebigst, als sie plötzlich inne hielt und wie wild zu winken anfing. Am anderen Ende des Platzes hatte sie unsere Freunde entdeckt. Sie hatten in der dritten und letzten Pilgerherberge freie Plätze gefunden. Nach einer gemeinsamen Runde Kaffee, bei der Monica mir alle Beilagenkekse zuschob, machten wir uns auf, um ein schönes Restaurant zu suchen.
    Mein Magen hing fast auf dem Boden. Mitten auf einem schönen Vorplatz fanden wir einen großen Tisch und bestellten uns drei große Paellas, aus denen wir uns genüsslich bedienten. Jetzt ging es mir wieder richtig gut.
    Monica besprach mit den anderen etwas auf Spanisch. Sie machte ein trauriges Gesicht.
    „Ab morgen werden wir beide alleine weiter gehen müssen“, sagte sie zu mir. Peter, Heike, Toni und das spanische Paar hatten für ihren Jakobsweg nicht so viel Zeit wie ich. Zudem wollten Peter und Heike einen Verwandten in Madrid besuchen. Also zerteilte sich morgen unsere Gruppe. Sie hatten sich entschlossen, morgen früh mit dem Bus nach Pamplona zu fahren und von dort aus weiter mit Bus oder Flugzeug ihren Weg fortzusetzen. Plötzlich war die gute Stimmung weg.
    „Aber Monica bleibt mir ja erhalten“, dachte ich. Wir beschlossen alle in eine Bar zu gehen, um Abschied zu feiern. Peter und Heike wollten uns dazu einladen. Es folgte ein etwas gebremst ausgelassener Abend, der damit endete, dass wir uns auf der Straße in den Armen lagen und uns voneinander verabschiedeten. Monica und ich gingen langsam und schweigend zurück in unsere Herberge.
     

Tag 10
     
    Estella / Torres del Rio / Logroño
     
    Unser Frühstück nahmen wir in einem riesigen Kantinenraum ein. Die Herberge, in der wir die Nacht verbracht hatten, war gleichzeitig auch eine Jugendherberge. Und im Moment war diese voll mit Teenies, die einer Sportveranstaltung gestern Abend beigewohnt hatten. Das konnten Monica und ich vor dem Einschlafen auch gut hören, denn einige der Jugendlichen verbrachten ihre Zeit bis spät in die Nacht vor der Herberge. Der orientierungslose, holländische Radfahrer war schon vor sechs Uhr aufgestanden und hatte sehr leise das Zimmer verlassen.
    Kurz nach sieben Uhr waren Monica und ich auch wieder auf dem Weg. Egal, wie die Stimmung auch war, mir ging es wieder einmal so — auf dem Weg ist alles gut. Und so war es auch — etwa einen Kilometer lang genau. Denn gerade als wir Estella verließen, fing es an zu regnen — und zu grollen. Dunkle Wolken zogen heran und aus der Ferne hörten wir Donner. Ein neuer Tag, eine neue Aufgabe. Ich blieb stehen.
    „Ich will nicht wieder nass werden“, sagte ich zu Monica. Sie grinste nur, denn das, was da heranzog, garantierte meine zweite Dusche an diesem Morgen zu werden.
    „Regen gehört zum C amino“, sagte sie, „wer nicht einmal wirklich nass wird, ist ihn nicht richtig gegangen. Du bist ein Pilger. Du kannst dich nicht vor jedem Schauer verstecken.“ Ein fernes Grollen unterbrach sie.
    „Komm, wir haben unsere Ponchos. Wir packen uns jetzt richtig gut ein und dann gehen wir weiter. Es gibt ganz hier in der Nähe etwas, dass ich dir zeigen will. Das wird dir gefallen.“
    „Na, wenn das so ist“, dachte ich, aber eigentlich hatte ich nur Angst wegen meiner Kamera. Wir packten uns gegenseitig ein. Monica wirbelte um mich herum, zupfte und zurrte alles an meinem Rucksack fest und kontrollierte, ob ich auch ganz dicht war.
    Es ging leicht bergauf und zunächst regnete es einfach nur. Dann aber fing es an zu schütten wie aus den berühmten Eimern. Urplötzlich bildete sich ein Rinnsal auf dem Schotterweg und das Gewitter kam näher. Wir kamen an die von Monica angekündigte Stelle mit Namen „Fuente del Vino“. Dieser Weinbrunnen befand sich an der Außenseite eines ehemaligen Klosterweingutes. Hier wurde ein guter Rotwein gemacht und daran wollte man die Pilger teilhaben lassen. Neben einem

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