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1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
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war.
    „Soll es für sie vielleicht ein Einzelzimmer sein?“ fragte mich der junge Mann an der Rezeption. Ich nickte, denn nach einem großen Saal mit Pilgern war mir heute bestimmt nicht zumute. Ich wollte meine Ruhe haben, und so zog ich mich sofort zurück in mein kleines, aber schönes Zimmer, legte mich auf das Bett und fiel sofort in einen tiefen Schlaf. Mit dem Bild eines großen Baumes vor Augen, aber keiner besseren Laune, wachte ich am späten Nachmittag wieder auf. Nachdem ich geduscht hatte, setzte ich mich in den kleinen, aber sehr gemütlich ausgestatteten Gästeraum, um einen Kaffee zu bestellen. Als ich an der Theke stehend darauf wartete, tippte mir jemand auf die Schulter.
    „Entschuldigen sie, sind sie aus Norwegen?“ Ich schaute mich um und einen Moment lang wollte ich mit „ja“ antworten. Eine bildhübsche dunkelhaarige Frau lächelte mich an.
    „Der Mann an der Rezeption hat erzählt, hier in der Herberge sei ein Norweger“, sagte sie auf Englisch. Ich verneinte mit einem kurzen „Sorry“ und einem Achselzucken. Sie ging nach draußen und ich schaute ihr hinterher. Als ich mich umdrehte stand der Kaffee vor mir. Ob er es war, oder die norwegische Schönheit — es ging mir etwas besser.
    Im ganzen Ort, der eigentlich nur aus fünf Kuhställen bestand, gab es keine Möglichkeit etwas zu essen zu bestellen. Heute Abend um acht Uhr wurde für die Gäste der Herberge in einem Nebengebäude ein Abendmahl angeboten. Jetzt war es fünf Uhr und um nicht in Langeweile zu verfallen, setzte ich mich in den Garten. Dort begegnete ich der blonden Frau aus O Cebreiro und der Norwegerin. Beide saßen zusammen mit... „das passt ja wieder“, dachte ich... dem weißhaarigen Belgier. Alle drei waren mit Lesen oder Schreiben beschäftigt und da mir die Fliegen und der deftige Geruch aus den Kuhställen zu penetrant wurde, begab ich mich wieder in mein Zimmer.
    Ich saß auf meinem Bett und wünschte mir nach Hause fahren zu können. Das erste Mal auf meiner Reise war ich sicher, dass ich sofort Bus, Bahn oder Flugzeug genutzt hätte und abgehauen wäre. Auch zum ersten Mal hatte ich den Wunsch, zu Hause anzurufen. Ich wollte mein Leid jemandem klagen, aber mein Handy hatte keinen Empfang und ein Festnetz gab es hier nicht. Ich fühlte mich so allein. Und für meinen absoluten Tiefpunkt hatte ich mir mit diesem Kuhdorf, in dem man auf den Straßen von einem Kuhfladen in den nächsten trat, keinen langweiligeren, von Fliegen beherrschten stinkenden und tristeren Platz aussuchen können.
    Ich weiß nicht wie ich die Zeit rumgekriegt hatte, aber um kurz vor acht Uhr versammelten sich alle zum Abendessen vor der Herberge. Eine junge Frau führte uns, im Zickzacklauf um die Kuhfladen herum, an einen großen runden Steinbau. Diese Steinhäuser hatte ich heute in O Cebreiro gesehen und so wurde uns auch erklärt, dass dieses Gästehaus nach Originalplänen zu einem „Palloza“ erbaut wurde.
    Als wir in das Innere hinein geführt wurden, musste ich unweigerlich an den Wikinger denken, der hätte hier hervorragend hinein gepasst. Auf einer Art Galerie war ein großer langer Holztisch für uns gedeckt. Neben mir hatte die blonde Frau Platz genommen, die aus Dänemark stammte und gut Deutsch sprach. Sie hatte drei Jahre in Heidelberg studiert und war seit zwei Wochen allein auf dem Jakobsweg unterwegs. Wir waren uns auf dem Weg immer mal wieder begegnet und tauschten unsere Erfahrungen aus, während Rotwein und warmes Brot serviert wurde.
    Uns gegenüber saßen fünf ältere Herrschaften. Einer der Herren war aus Deutschland und seine Stimme für meinen Geschmack etwas zu laut. Er erzählte über seine Erfahrungen während seiner Wanderungen auf dem Weg, seiner Villa im Wahlwohnort Mallorca und von seiner Frau, die wegen einer Magenverstimmung nicht am Essen teilnehmen konnte.
    Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass unter den Herrschaften ein Professor, ein Doktor, zwei Schriftsteller und die Dame, eine Kunstgaleriebesitzerin waren. Unter so erlauchten Pilgern hatte ich auch noch kein Abendessen eingenommen — und ein so reichhaltiges auch nicht. Eine Schüssel nach der anderen wurde auf den langen Tisch gestellt. Kartoffeln, Nudeln, verschiedene Gemüse, überbackene Champignons, hauchdünn geschnittenes Schweinefleisch und kleine gegrillte Fische wurden in Mengen serviert. Dazu wechselten die Bedienungen die Rotweinflaschen und das warme Brot immer wieder aus.
    Am Tisch hatte sich eine rege

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