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1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
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einer kleinen Doppeltüre eine Nonne, die mich zu sich winkte.
    „Ok. Alles klar;“ dachte ich, „es ist ein Traum.“ Ich ging auf die Tür mit der Nonne zu, die in der Kathedrale verschwand. Als ich die schwere Holzschwelle überschritt, und meinen Fuß in das Innere der Kathedrale setzte, geschahen drei Dinge zur gleichen Zeit. Die Glocken fingen an zu läuten, die Orgel setzte ein und all meine vorhandenen und nicht mehr vorhandenen Nacken- und sonstigen Haare stellten sich blitzartig auf.
    „Das wäre doch nicht nötig gewesen“, dachte ich in meinem Traum, „das ist der Ehre zu viel.“ Ich schritt langsam zu den Bänken vor dem Hauptaltar, wo etwa dreißig Menschen Platz genommen hatten. Also auch die Kathedrale war fast leer — ein schöner Traum. An einer Säule blieb ich stehen und schaute den Geistlichen bei ihrer Messe zu. Hinter ihnen, nicht zu übersehen, thronte die mit Gold und Edelsteinen verzierte, überlebensgroße Figur des Heiligen Jakobus.
    In meinem Reiseführer hatte ich gelesen, dass die Pilgerreise beendet ist, wenn man die Stufen hinter dem Altar hinauf geht und den Apostel umarmt. Mich zupfte jemand am Arm und ich drehte mich um. Ein Mönch in einer dunklen Kutte lächelte mich an und deutete mir, ihm zu folgen und da es ja ein Traum war, folgte ich ihm. Er ging mit mir hinter den Altar und zeigte mir die schmale Treppe hinauf zum Heiligen Jakobus.
    Langsam und gerade so mit meinem Rucksack durch den schmalen Gang passend, stieg ich die Stufen hinauf. Ich stand hinter der massiven Figur und schaute über den Altar in die Gesichter der Menschen. Dann näherte ich mich dem Apostel und umarmte ihn. Ich berührte das kühle Metall, die Edelsteine und Verzierungen und etwas, dass ich noch nicht gekannt hatte — ein sehr starkes intensives Gefühl.
    Die Menschen in der Kathedrale schauten mir bei dieser Umarmung zu, aber das machte mir nichts aus, denn es war ja nur ein Traum. Ich stieg die Stufen wieder herunter und wurde sehr traurig. Mir fehlte etwas. Meine Pilgerschaft war hier zu Ende. In dem Zustand einer inneren Leere blieb ich neben dem Altar eine Weile mit gesenktem Kopf und Tränen in den Augen stehen, bis ich mich auf eine der Bänke setzte und der Messe zusah.

    Ich saß da auf der Holzbank und auch wenn die Geistlichen in deutscher Sprache gepredigt hätten, wäre wohl kein Wort bei mir angekommen. Die ganze Zeit schaute ich in die Augen des Apostels, der so erhaben über dem Altar auf die Menschen blickte, bis die Messe beendet war.
    In diesem Moment öffneten sich rechts und links, vorn und hinten Türen und Scharen von Menschen drängten in den Kirchenraum. Jetzt wurde mein Traum aber zum Albtraum. Gruppen von Touristen mit ihren Führern kamen aus allen Richtungen auf mich zu und ich war gänzlich desorientiert.
    Mit leichter Panik in den Augen erblickte ich in einer Ecke eine kleine Türe, durch die das Licht besonders hell hinein strahlte und bewegte mich durch die Massen hindurch auf sie zu. Sie führte mich auf den kleinen Vorplatz, über den ich vor einer Stunde noch angekommen war. Auch hier drängelten sich die Menschen und die Souvenirstände wurden aufgebaut.
    „Was für ein Albtraum“, dachte ich, und entschloss, sofort diesen Ort zu verlassen. Kaum war ich drei Stunden in Santiago de Compostela gewesen, hatte ich es auch schon wieder verlassen. Zum Glück wurde es dann auch wieder ruhiger — außen und im Innen. Während des Wanderns fing ich laut an zu heulen.
    In einem kleinen Waldstück setzte ich mich auf einen Baumstumpf und kramte in meinem Rucksack nach etwas Essbarem. Außer einem zermantschten Marsriegel fand ich aber nichts — und wieder kamen mir die Tränen. Ich suchte mir einen kleinen verlassenen Weg in den Wald hinein und fand eine kleine Lichtung, wo ich meinen Rucksack absetzte, meine Schuhe auszog und mich an einen Baum lehnte, um auszuruhen.

    Sehr schnell hatte ich mich entspannt und führte diesmal selbst das Bild des sternenbehangenen Universums mit den sich bündelnden Lichtstrahlen herbei. Es begannen sich Bilder zu formen und ein Gefühl dessen, was für mich in Zukunft das Richtige sein würde. Die Bilder waren etwas unscharf, aber dieses bestätigende Gefühl war so, als wäre schon etwas für mich real vorhanden, dass ich allerdings noch nicht erreicht hatte eine reale Aussicht auf etwas Positives mit dem Gefühl, es schon erreicht zu haben.
    Mit diesem wunderbaren Gefühl des „mir kann gar nichts passieren“ setzte ich

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