1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
als sie den Ausdruck in Sadiqs Augen sah, und sie fand es völlig in Ordnung, dass er sie aus dem Bademantel schälte.
10. KAPITEL
Am nächsten Tag musste Sadiq feststellen, dass er gefährlich lebte. Samia saß am Steuer seines Jeeps und sah ihn verwegen an. Sie schaukelten über den Kamm einer der abschüssigsten Dünen, die er je gesehen hatte, und er verwünschte sich, ihr das Lenkrad überlassen zu haben.
„Ist dir klar, dass die Hussein-Linie ausstirbt, wenn mir etwas zustößt?“, hielt er ihr vor.
Forsch strahlte Samia ihn an. „Soll das heißen, du hast Angst?“
„Aber nein“, wehrte er entsetzt ab.
Abschätzend blickte sie den Steilhang hinunter und warnte Sadiq: „Halte dich gut fest.“
Mehr konnte er nicht tun, während sie die mörderische Sandwand hinunterschossen. Als sie heil unten ankamen, atmete er auf und öffnete vorsichtig ein Auge.
Samia nahm bereits die nächste Düne mit Vollgas. Oben auf dem Kamm bremste sie scharf und triumphierte: „Siehst du? Ein Klacks. Bei der nächsten Schussfahrt kannst du die Augen offen lassen.“
„Lieber nicht.“ Mit erstaunlicher Kraft hob Sadiq sie vom Fahrersitz und rutschte hinüber, sodass er die Kontrolle über das Fahrzeug hatte. Samias entrüsteten Blick tat er weltmännisch ab. „Du hast mir dein Können bewiesen. Sollte ich in der Wüste je als Fahrer ausfallen, will ich nur von dir nach Hause gekarrt werden.“
Während Sadiq den Jeep rasant eine Düne hinaufjagte, brummelte Samia etwas wie: „Männer!“
Unbehaglich musste er sich eingestehen, dass sie ihm mit ihrer Dünenakrobatik durchaus gewachsen war. Wie viele Geheimnisse mochte sie noch hüten –, außer der kessen Tätowierung über dem Po? Beim Gedanken an die knackigen Rundungen legte er den falschen Gang ein; kreischender Protest der geschundenen Schaltung folgte.
Das selbstgefällige Lächeln verging Samia, als Sadiq die Düne in halsbrecherischerem Tempo herunterraste.
Am nächsten Abend wartete Sadiq in ihrem Zimmer auf Samia, als sie aus dem Bad kam.
Bis auf kurze Ausflüge in die Wüste hatten sie die meiste Zeit im Bett verbracht. Seit der Teenagerzeit mit Kaden hatte Samia keine Dünenstunts mehr riskiert, und es hatte ihr diebischen Spaß gemacht, Sadiq mit ihren verrückten Manövern zu beeindrucken. Fast hatte sie vergessen, wie sehr sie die endlosen Weiten der Wüste liebte. Da draußen hatte sie ihn von einer übermütigen Seite kennengelernt, die sie ihm nicht zugetraut hätte. Und ihr war bewusst geworden, wie sehr er sich sonst disziplinieren musste.
Jetzt trug er Dschellaba und Turban und wirkte in der einsetzenden Dämmerung fast Ehrfurcht einflößend. Samia dachte daran, wie fachkundig er ihr vorher seinen Wanderfalken vorgeführt und ihr gezeigt hatte, ihn zu halten.
Vielsagend lächelnd blickte sie an sich herab und überlegte, ob sie das Badetuch fallen lassen, zu Sadiq hinübertänzeln und ihn verführen sollte, doch er deutete auf eine Schachtel auf dem Bett und erklärte ihr verheißungsvoll: „Zieh das an. Wir treffen uns unten. Heute Abend gehen wir aus.“
Sobald er gegangen war, eilte Samia zum Bett. Ihr stockte der Atem, als sie die Schachtel öffnete und ein atemberaubendes dunkelrotes Satinabendkleid hochhielt. Neugierig probierte sie es an. Es saß wie eine zweite Haut, sie kam sich darin fast sündig vor.
Auch an passende Schuhe war gedacht, und Samia schlüpfte hinein. Die Absätze waren so hoch, dass sie sich einen Moment daran gewöhnen musste, dann atmete sie tief durch und verließ den Raum.
Sadiq erwartete sie in der Halle, deren alte Mauern von Flammenlaternen erhellt wurden. Während Samia die Stufen herunterkam, sagte er nichts, doch in seinen Augen leuchtete es auf.
Am Fuß der Treppe nahm er Samia bei der Hand und führte sie nach draußen, als ihr einfiel, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte.
Sie blieb stehen, und Sadiq drehte sich zu ihr um. „Was ist?“
Verlegen griff Samia sich ins offene Haar. „Ich bin weder frisiert noch zurechtgemacht.“
Alia hatte ihr einen Kosmetikkoffer voller Schönheitsartikel mitgegeben, mit denen sie nicht viel anzufangen wusste, aber zumindest Lippenstift, Wimperntusche und Augenschatten waren angesagt, wenn man ausging.
Beschwörend umfasste Sadiq ihr Gesicht. „Ungeschminkt bist du am schönsten, habibti . Du brauchst kein Make-up.“
Dann küsste er sie so innig, dass Samia froh war, keinen Lippenstift benutzt zu haben. Noch ganz im Bann des Kusses ließ sie sich
Weitere Kostenlose Bücher