1001 Nacht - und die Liebe erwacht
füllen.
Die Gelegenheit, Raâid von ihrem Baby zu erzählen, rückte allerdings in weite Ferne. Aber wenn sie nicht wenigstens in Raâids Nähe blieb, ergab sich womöglich überhaupt keine Möglichkeit, ihm ihr Geheimnis anzuvertrauen.
Erst als Antonia zielstrebig auf die Stallungen zuschritt, bemerkte Raâid, dass sie ein wenig zugenommen hatte. Es stand ihr gut, und sie strahlte nur so vor Gesundheit. Ihr Haar schimmerte leuchtender als je zuvor. Leider hatte sie es zu einem strengen, für sie unvorteilhaften Knoten gewunden. Auch ihr wild entschlossener Gesichtsausdruck missfiel ihm.
Sie will also Krieg, dachte er, erwartungsvoll und amüsiert zugleich. Ausgezeichnet. Er freute sich schon auf die Schlacht.
âKann es losgehen?â, fragte sie mit Blick auf den lammfrommen Wallach, den er für sie hatte satteln lassen. Dann betrachtete sie vielsagend seinen ungeduldig stampfenden Hengst.
Der Wallach schien zu spüren, dass dies kein gemütlicher Ausritt werden würde, und lieà unsicher den Kopf hängen.
Beruhigend klopfte Raâid ihm auf den Hals, als Antonia aufsaÃ. âAlles in Ordnung?â, fragte er, weil er meinte, kurz Unsicherheit in ihrem Blick entdeckt zu haben. Offensichtlich fand sie die Aussicht, allein mit ihm durch die Wüste zu reiten, plötzlich gar nicht mehr so prickelnd. âDu hast doch hoffentlich einen Hut dabei? Vielleicht hast du bemerkt, wie heià die Sonne hier brennt.â
Wortlos zog sie einen Hut aus der Tasche und setzte ihn auf.
âDer ist völlig ungeeignet.â
âEtwas anderes habe ich aber nicht dabei.â Herausfordernd tippte sie an die breite Krempe.
âDu brauchst das hierâ, erklärte er.
Verächtlich beäugte sie das Tuch, das er ihr hinhielt, damit sie Kopf und Gesicht bedeckte. âDas kannst du selbst umbindenâ, rief sie. Sie dachte gar nicht daran, etwas von ihm anzunehmen. âMir genügt der Hut.â Energisch drehte sie das Pferd herum.
Eine Stunde und einen Sandsturm später bat sie ihn zerknirscht um das Kopftuch.
âDu findest das wohl sehr witzig, was?â, fragte sie unwirsch, als er kühles, klares Wasser aus einer Kelle trank, die ein Beduine ihm gereicht hatte. Der Mann gehörte zu einer Gruppe, die ihr Lager vorübergehend in der Nähe eines Brunnens aufgeschlagen hatte.
âGanz im Gegenteil.â Raâid hatte sich aus seinem langen Stofftuch gewickelt, das Kopf, Hals und Gesicht vor Sand und Sonne geschützt hatte, wohingegen Antonia einer Sandfigur glich. Nur ihre geröteten Augen verrieten, dass sie ein menschliches Wesen war. âIch weiÃ, wie du das Zeug loswirstâ, sagte er lächelnd.
âJa?â Neugierig betrachtete sie die Satteltaschen des Hengstes und fragte sich, womit Raâid ihr helfen würde, sich von dem Sand zu befreien.
âAber sicher.â Im nächsten Moment schüttete er ihr einen Eimer Wasser über den Kopf. âDas reinigt und kühlt.â
Entrüstet schüttelte sie sich und fluchte. âWas fällt dir ein, du â¦â
âBestie?â, schlug er amüsiert vor, bereits auf dem Weg zu seinem Hengst, um das Kopftuch für Antonia zu holen.
Inzwischen hatten die kichernden Beduinenfrauen Antonia geholfen, ihre Haare zu waschen, und baten sie jetzt in ein Zelt. Vermutlich, um ihr für den Ritt durch die Wüste geeignetere Kleidung herauszusuchen.
Die Beduinen sind wirklich freundliche, groÃzügige Menschen, dachte Raâid wieder einmal.
Ungeduldig wartete er darauf, dass Antonia endlich wieder auftauchte. Während einer angeregten Unterhaltung mit den Männern, blickte er immer wieder unauffällig zu dem Zelt, in dem Antonia mit den Frauen verschwunden war. Er traute ihr nicht. Womöglich kam sie auf die Idee, ein Kamel zu stehlen und sich darauf aus dem Staub zu machen.
Mit finsterer Miene sah er vor sich hin, als Antonia das Zelt verlieà und auf ihn zukam â stolz und entschlossen wie eh und je. Sie trug ein Gewand und eine Kopfbedeckung, die jeden Millimeter ihres Körpers verhüllten und vor Sand und Sonne schützten. Trotzdem wirkte sie dabei sexy. Die Beduinenfrauen wussten genau, worauf es ankam. Aber sie passt nicht hierher, dachte Raâid. Je eher sie das einsah, desto besser.
âFertig?â Friedlich schwang sie sich auf den Sattel des Wallachs. Von Rache keine
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