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1009 - Kometen-Geister

1009 - Kometen-Geister

Titel: 1009 - Kometen-Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rasch wie möglich eilte ich dem anderen Zielpunkt entgegen und hatte erst wenige Schritte zurückgelegt, da entdeckte ich die Gestalt.
    Nein, es war mehr ein Gesicht!
    Eine übergroße, in die Länge gezogene Fratze, bei der die normalen Proportionen eines Gesichts überhaupt nicht mehr stimmten. Das dort sah aus wie ein mächtiges Nebelmonster, bestand für mich allerdings nur aus einem Gesicht, denn der Körper verschwand, war eventuell überhaupt nicht vorhanden oder löste sich auf.
    Der Brandgeruch nahm an Stärke zu. Er wehte wie eine Fahne gegen mein Gesicht, während das Gesicht sich noch weiter verzerrte und sich dabei sogar einfärbte.
    Es hatte einen roten, bis ins Violette hineinreichenden Farbton angenommen. Irgendwie erinnerte es mich an eine große Flamme, in der sich ein Gesicht abmalte.
    Es störte sich auch nicht um mich. So kam ich näher an dieses Geistwesen heran, das aber noch immer keine Anstalten traf, sich zu materialisieren, wie es der Typ im Supermarkt getan hatte.
    Und dann war es weg.
    Ich hatte nicht ein Huschen gehört oder ein Fauchen. Von einem Augenblick zum anderen hatte es seinen Platz zwischen den Bäumen verlassen und war verschwunden.
    Auch ich blieb stehen. Neben meinem Gesicht wippte ein Zweig, weil sich ein Vogel darauf niedergelassen hatte. Ihn störte der Brandgeruch nicht, der sich ohnehin verflüchtigte. Die normale Waldluft setzte sich wieder durch.
    Aber normal war das nicht. Hier ging etwas vor, das zu hoch für den menschlichen Verstand war.
    Ich hatte gewissermaßen die Geburt eines Monstrums miterlebt. Aus der Asche war jemand oder etwas entstanden, das die Gesetze der Natur auf den Kopf stellte. Kein Mensch, ein Aschegeist.
    Zusammengesetzt aus den Resten der derjenigen, die einmal Menschen gewesen waren und nun nicht mehr?
    Sie konnten zu Wesen werden, nicht zu Menschen, nein, für mich waren es Wesen, auch wenn sie menschliche Umrisse hatten. Da mußte ich weitermachen. Da mußte ich einhaken, und ich wünschte mir, ein weiteres Wesen stellen zu können.
    Der Wald war leer. Ich ging bis zur Mulde zurück und schaute wieder nach.
    Nein, da hatte sich nichts getan. Es war alles so geblieben, wie ich sie verlassen hatte.
    Jetzt wußte ich mehr, wenn auch nicht viel. Jedenfalls beherrschten diese Wesen nicht nur den Wald, - sondern auch noch einen Teil der Umgebung, wo eben die Blockhäuser gebaut worden waren. Denn darauf wiesen die Vibrationen hin. Wer immer sich hier materialisiert hatte, er mußte auch andere Kräfte beherrschen. Das hier war sein Gebiet, und er ließ es sich nicht von den Menschen nehmen.
    Es mußte irgendeinen Vorfall gegeben haben, das stand für mich fest. Aber wann hatte er stattgefunden, und wer steckte dahinter?
    Das hatte ich leider noch nicht herausgefunden, und es würde mir auch schwerfallen, ans Ziel zu gelangen. Ich war nicht eben fröhlich, als ich den Wald verließ und wieder zurück zu meinem kleinen Blockhaus ging…
    ***
    Carol Simmons hatte sich einen Drink gemacht, ein Buch genommen und saß auf der kleinen Terrasse vor dem Haus. Es war mittlerweile Nachmittag geworden, und die Sonne schien noch immer warm vom wolkenlosen Himmel herab.
    Sie paßte nicht zu dem, was ich im Wald erlebt hatte. Ich hoffte auch, daß man mir diese nicht ansah, da mußte ich schon gut schauspielern. Auch hatte ich darüber nachgedacht, Mutter und Sohn zur Abreise zu raten, aber ich hätte dazu viel erklären müssen, und das wäre nicht leicht gewesen.
    Carol hatte mich schon entdeckt. Bevor ich an sie herangetreten war, ließ sie das Buch sinken, schob die Sonnenbrille hoch und schaute mich von unten her an. »Na, wieder zurück?«
    »Wie Sie sehen, Carol.«
    »Setzen Sie sich doch.«
    »Danke.« Ich nahm auf dem zweiten Stuhl Platz, schaute für einen Moment über den See, denn ich liebte dieses friedliche Bild und konnte mir nicht vorstellen, daß es zerstört werden sollte.
    Carols Hand berührte mich an der Hüfte. »Sie haben doch etwas, John. Das sehe ich Ihnen an.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    Ich winkte ab. »Es ist nicht weiter tragisch, Carol, das müssen Sie mir glauben.«
    »Aber es hängt mit diesem verdammten Wald zusammen - oder?«
    Ich hatte jetzt den Kopf gedreht und schaute sie direkt an. »Ja, da haben Sie schon recht. Und ich habe auch die Mulde gefunden, von der Sie sprachen.«
    Sie wurde plötzlich nervös. »Was ist denn mit ihr gewesen, John?«
    »Sie war voller Asche.«
    »Das haben wir Ihnen ja auch gesagt.«
    Ich nickte.

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