1041 - Das Orakel
weiteres Wort an die Betschiden und die Herzöge richtete und sich auch nicht nach ihnen umschaute, um sich zu vergewissern, daß sie ihm folgten.
Während Faddon die Trage mit Mallagan darauf vor sich her schob, schleppten zwei Orakeldiener - ebenfalls mit kaum übersehbaren Widerwillen - den schwerverletzten Herzog durch die Vorhalle. Fischer glitt hinterher. Überall, wo Orakeldiener beisammen standen, machten sie wortlos Platz, aber ihre finsteren Blicke waren beredter als alle Worte.
Mallagan hatten die jüngsten Anstrengungen so erschöpft, daß er mit geschlossenen Augen dalag und mühsam atmete. Hohläugig und mit eingefallenen Wangen erinnerte sein Gesicht Faddon kaum noch an den alten Mallagan - vielmehr glich es einem Totenschädel.
Inzwischen hatten die Orakeldiener die Vorbereitungen zur Verteidigung des Wasserpalasts offenbar abgeschlossen, denn es kamen keine Transporte mehr in der Vorhalle an. Faddon viel auf, daß er nur noch Solaner sah; die Angehörigen verschiedener Völker aus der Galaxis, die sich vor kurzem noch hier aufgehalten hatten, waren im Innern der Pyramide verschwunden.
Faddon fragte sich, ob die Gefahr eines Angriffs auf den Sitz des Orakels tatsächlich bestand. Er kannte die Verhältnisse auf dieser Welt nicht gut genug, um diese Frage beantworten zu können, aber er hatte am eigenen Leib erfahren, wie aufgebracht die Bürger Krans waren.
Als sie den Durchgang zu den inneren Räumen des Palasts erreichten, meldete sich das Orakel. „Es gibt Schwierigkeiten", teilte ihnen die künstliche Stimme mit. „Es kann sein, daß man versuchen wird euch aufzuhalten."
Konuk war stehengeblieben. „Was bedeutet das?" erkundigte sich Faddon aufgebracht. „Hat das Orakel Probleme innerhalb seines eigenen Palasts? Sind ein paar Orakeldiener zu den Aufständischen übergelaufen?"
Konuk sah ihn mißbilligend an. „Kein Orakeldiener würde sich je ernsthaft gegen das Orakel stellen. Es sind vermutlich die anderen."
„Die anderen?" wiederholte Scoutie. „Die Spezialtruppe des Orakels - die Gewinner der einzelnen Lugosiaden."
Faddon mußte diese Neuigkeit erst verarbeiten, obwohl er nicht in letzter Konsequenz begriff, was sie überhaupt bedeutete.
Die Stimme des Orakels unterbrach sie. „Setzt euren Weg fort; ich werde entsprechend der jeweiligen Situation entscheiden, wie ihr handeln müßt."
Das hörte sich ganz danach an, als wüßte das Orakel selbst nicht, wie die Dinge sich weiterentwickeln würden. Wie hatte ein solches Orakel den Kranen helfen können, ihr Sternenreich auszubauen? fragte sich Brether Faddon enttäuscht. Hatte er sich vielleicht völlig falsche Vorstellungen vom Orakel gemacht, es überbewertet?
Sie gelangten in einen Raum, der nur halb so groß war wie die Vorhalle, aber in dem zahlreiche Gerätschaften standen. Nur ein Teil davon war das Produkt kranischer Technik, alles andere erinnerte ihn an die Inneneinrichtung an Bord der SOL. Einige Orakeldiener waren mit der Wartung der Anlagen beschäftigt, sie sahen mürrisch auf, als der Transport vorbeikam. Auf der rückseitigen Wand war ein Bildschirm angebracht. Auf ihm leuchtete das Sonnensymbol des Orakels und der übliche Schriftzug. Links und rechts darunter befanden sich zwei offene Tore, jedes hoch genug, um selbst einen hochgewachsenen Kranen bequem durchzulassen.
Die Wände, die Faddon sah, erinnerten ihn an die Außenwandung der Pyramide. Sie schienen ebenfalls aus stabilisiertem Wasser zu bestehen und besaßen zahllose Farbeinschüsse, die die verschiedensten Muster bildeten.
Ohne zu zögern, entschied Konuk sich für den rechten Durchgang.
Bevor die kleine Gruppe ihn jedoch erreichte, erschien darin ein seltsames Paar. Es waren ein Ai und ein Mousure, aber bei aller Fremdartigkeit, die diese beiden Wesen auszeichnete, drückte ihre Haltung doch ziemlich eindeutig aus, daß sie gekommen waren, um den Transport aufzuhalten. „Haltet an!" meldete sich das Orakel.
Faddon beobachtete, daß Fischer, der seltsame Roboter Herzog Gus, gleichsam schützend zwischen seinen Besitzer und die beiden Fremden glitt.
Der Raum wurde plötzlich in ein seltsames bläuliches Licht getaucht, ohne daß eine Quelle dafür erkennbar wurde. Ein Hauch eisiger Kälte streifte Faddons Gesicht.
Gleichzeitig begannen alle metallischen Gegenstände sich mit dickem, hellblauem Reif zu beschlagen. „Sie setzen eine unbekannte Waffe ein!" schrie Carnuum. „Es droht euch keine Gefahr", behauptete das Orakel. „Sie werden es
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