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1041 - Das Orakel

Titel: 1041 - Das Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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technischen Personals an verschiedenen Stellen arbeiten und sich nach Möglichkeit nicht zu sehen bekommen."
    „Lange können wir sie auf diese Weise nicht auseinanderhalten", befürchtete Tanwalzen. „Es wird uns schon noch etwas einfallen", behauptete Tomason.
     
    *
     
    Das Erscheinen der obersten Schiedsrichterin glich einem Aufmarsch. Järva war mit ihrem gesamten Stab in Syskals Hauptquartier aufgetaucht. Mit Mühe konnte Syskal verhindern, daß die junge Kranin ihre sämtlichen Begleiter mit in den Wachraum brachte. Wenige Minuten zuvor hatte Kritor sich mit der unverbindlichen Nachricht gemeldet, daß er in Häskent gut vorankam. Entweder war der oberste Baumeister sich über seine eigene Rolle noch im unklaren, oder er fühlte sich während des Gesprächs beobachtet und belauscht. „Chyrino und ich bereiten gerade eine Rede an die Bevölkerung vor", eröffnete Syskal der jungen Frau. „Wir werden sie als eine Erklärung der Herzöge Gu und Carnuum ausgeben."
    Järva schaute sie ungläubig an. „Aber das wäre ein Unrecht! Niemand darf im Namen der Herzöge sprechen!"
    „Die Situation erfordert es", entgegnete die Chefin der Schutzgarde kalt. „Du kommst von draußen und weißt, was sich überall auf den Straßen und öffentlichen Plätzen abspielt."
    Järva senkte den Kopf. „Ja", sagte sie. „Die Mitglieder der Bruderschaft treten jetzt überall ohne Scheu öffentlich auf, und ihre Organisation hat einen immer größeren Zulauf. Die Bruderschaft ist auf dem besten Weg, die stärkste politische Kraft auf Kran zu werden. Wenn nicht bald etwas geschieht, werden sie versuchen, die Regierungsgewalt zu übernehmen."
    Syskal wußte, daß das keineswegs. übertrieben war. Die Gefahr eines Bürgerkriegs auf Kran wuchs. Der Ausbruch eines solchen Konflikts hätte gleichzeitig das Ende des Herzogtums von Krandhor bedeutet, denn bei aller Dezentralisierung war Kran doch die Seele des Sternenreichs.
    Bevor sie Järva im Detail darlegen konnte, wie ihre weiteren Pläne aussahen, kam ein Anruf von Häskent, jenem Teil von Südstadt, der fast nur aus Computeranlagen bestand.
    Kritor meldete sich.
    Sein rundliches Gesicht, das sonst immer einen freundlichen Ausdruck zeigte, war straffer geworden; er blickte ungewöhnlich ernst drein. „Ich glaube nicht, daß ich meinen Auftrag erfüllen kann", sagte er. „Mitglieder der Bruderschaft haben wichtige Gebäudekomplexe besetzt und drohen, zahlreiche Speicheranlagen abzuschalten, wenn sie weiter für das Orakel benutzt werden. Ein Teil der Bevölkerung steht hinter den Besetzern. Die Lage ist äußerst gespannt."
    Syskal nahm auch diese Hiobsbotschaft mit äußerer Gelassenheit hin. „Ich glaube nicht, daß ich an die Anlagen herankommen und sie vom Orakel abkoppeln kann, so daß wir sie für unsere eigenen Zwecke nutzen können", fuhr Kritor fort. „Du bist immer noch der oberste Baumeister", sagte Syskal ärgerlich. „Kraft deiner Autorität solltest du in der Lage sein, die Dinge in den Griff zu bekommen."
    Das Gesicht des Architekten überzog sich mit fleckiger Röte. „Ich habe mit Vertretern der Bruderschaft verhandelt", gestand er. „Oh!" machte Syskal. „Ich verstehe."
    Kritor breitete die Arme aus. „Sie vertreten durchaus akzeptable Ideen."
    „Du ... Feigling!" stieß sie hervor, zum erstenmal völlig die Beherrschung verlierend. „Wie kannst du uns so in den Rücken fallen?"
    Vom Bildschirm herab sah er sie ausdruckslos an. „Früher oder später wirst du einsehen, daß man sich einrichten ..."
    „Einrichten?" schnitt sie ihm das Wort ab. „Hör auf damit, Kritor - mir wird ganz schlecht, wenn ich dich so reden höre."
    Sie schaltete ab, bevor der Baumeister etwas sagen konnte. „Ich glaube", sagte sie, an Järva und Chyrino gewandt, „daß wir ihn abschreiben können, ihn und die Anlagen von Häskent."
    Der Raumhafenkommandant ließ sich in einen Sessel sinken. „Ohne die Computer haben wir überhaupt keine Chance", sagte er schwer. „Dann müssen wir eben unsere Taktik ändern", sagte die kleine Kranin. „Was für eine Taktik haben wir denn?" erkundigte er sich ironisch.
    Ohne auf ihn einzugehen, sagte sie: „Die Bruderschaft mag einen Teil der wichtigen Gebäude von Häskent besetzt halten, aber sie hat keine Fachleute, um sie vom Orakel abzukoppeln. Und Kritor ist sicher noch nicht bereit, soweit zu gehen, daß er ihnen dabei hilft."
    „Und weiter?" fragte Järva.
    Syskal strebte dem Ausgang entgegen. „Beeilt euch!" rief sie. „Wir

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