1053 - Die Rache der Geköpften
an.
»Klar, Sie haben recht, John. Trotzdem fällt es mir schwer, weil die Tatsachen einfach schwer zu fassen sind.« Er trank einen Schluck Wasser. »Es geht um einen Mann, der Dr. Igor Manski hieß, in einem Institut arbeitete, das sich Biotec nennt, und der umgebracht wurde. Und zwar auf eine verdammt miese Art und Weise. Man hat ihm den Kopf vom Körper abgesägt. Dafür sorgte eine auf Automatik eingestellte Kreissäge.«
Er legte eine Pause ein, um uns anschauen und auf unsere Kommentare zu warten.
»Nicht eben die feine englische Art«, bemerkte ich.
»Da sagen Sie was, John. Die Tatsachen sind eben so. Dem Mann wurde der Kopf abgesägt. Die Kollegen haben den Fall nicht übernommen, der Geheimdienst hat ihn an sich gezogen, denn Manski, ein ehemaliger Überläufer aus dem Osten, war zudem auch Geheimnisträger, was die Brisanz seines Todes noch erhöht. Er wurde also umgebracht, und es spielt auch keine Rolle, wer den Fall untersuchte oder lösen wollte, jedenfalls sind diese Leute an einem Punkt angelangt, an dem sie nicht mehr weiterwissen. Der Grund ist einfach. Weder der Körper noch der Kopf sind vorhanden.«
»Verschwanden sie?« fragte Suko.
»Ja. Aus der Pathologie. Aus der Leichenkammer, wie Sie wollen, Suko. Beide waren weg.«
Wir schwiegen nicht lange, denn ich sagte: »Also sollen wir diesen Manski wieder herschaffen.«
»Das ist im Prinzip der Auftrag.«
»Mit oder ohne Kopf?« fragte ich sarkastisch.
»Natürlich beides.«
Wir schwiegen. Daß wir ein Problem hatten, stand fest. Wir waren auch keinem Hirngespinst auf den Leim gegangen, denn ich kenne die Brüder vom Geheimdienst. Die fangen immer so stark an, wollen alles allein machen und sich nicht in die Karten schauen lassen.
Wenn sie dann eingestanden, daß sie mit ihrem Latein am Ende waren, brannte wirklich die Hütte. Das hatten wir schon öfter erlebt.
»Wie kann denn ein Kopfloser verschwinden?« fragte Suko.
Ich antwortete ihm locker. »Indem er aufsteht, seinen Kopf unter den Arm klemmt und geht.«
»Bravo.«
»So ähnlich kann es gewesen sein.«
»Ich gebe Ihnen recht, John.«
»Aber warum ist er nicht tot?« fragte Suko. »Jemand, dem der Kopf abgeschlagen worden ist, der muß tot sein. Selbst ein Zombie, der aus dem Grab klettert, kann dann nichts mehr tun. Bei dem ist es aus und vorbei. Also müssen wir es mit einer besonderen Person zu tun haben.« Suko nagte an der Unterlippe. »Manski«, murmelte er.
»Igor Manski. Ein nicht alltäglicher Name, würde ich sagen.«
Sir James stimmte ihm zu. »Und ein Mann, der in einem bestimmten Beruf gearbeitet hat. Er war Gentechniker. Biologe in einem Spezialgebiet. Ich denke, daß wir dort einhaken sollten.«
»Was sicherlich auch der Geheimdienst getan hat«, warf ich ein.
»Selbstverständlich. Allerdings sind die sonst so schlauen Kollegen keinen Schritt weitergekommen. Deshalb hat man uns auf den Fall angesetzt. Unsere Aufgabe ist es, diesen Manski wieder einzufangen. Nicht mehr und nicht weniger.«
Das war uns klar gewesen. Ich sah die Fragen vor meinem geistigen Auge, als wollten sie uns in ihrer Masse überfallen. Da kam eine Menge zusammen. Es würde verdammt schwer sein, in diesem Wirrwarr den richtigen Weg zu finden.
Suko stellte die erste Frage. »Wer könnte den ein Interesse daran gehabt haben, den Wissenschaftler zu ermorden?«
Sir James hob die Schultern.
»Haben die sonst so schlauen Kollegen nichts herausgefunden?«
»Nein.«
»Könnte der Killer im Kollegenkreis zu suchen sein?«
»Das wurde untersucht, Suko. Alle sind verdächtig, die im Institut arbeiten. Man hat die Alibis überprüft. Sie sind perfekt. Zudem war die Säge auf Automatik eingestellt. Es hätte praktisch jeder sie manipulieren können. So schlimm die Tat auch ist, wichtiger ist jetzt, daß wir Manski finden. Ihn und seinen Kopf. Man hat ihn getötet, und jeder kann sich vorstellen, daß er, jetzt wo er lebt, eine Rachetour beginnt. Oder etwas anderes vorhat.«
Weder Suko noch ich widersprachen. Allerdings wollte ich wissen, woran Igor Manski gearbeitet hatte.
Die Frage hinterließ bei Sir James zunächst ein Seufzen. »Das, John, ist ein großes Problem. Sie können fragen, wen Sie wollen, Antworten werden Sie kaum erhalten. Er war ein Gentechniker und muß in seinem Beruf ein As gewesen sein. Er hat ziemlich allein gearbeitet. Nicht im Team. Weg von seinen Kollegen. Das hat ihn natürlich nicht beliebter gemacht. Sein Gebiet war die Genforschung. Als Wissenschaftler ist er
Weitere Kostenlose Bücher