1053 - Die Rache der Geköpften
eine Kapazität gewesen. Doch das ist es nicht allein gewesen, denke ich. Da muß noch etwas anderes eine Rolle mitgespielt haben. Ich meine, daß er nicht nur Genetiker war.«
»Auch jemand, der sich mit schwarzer Magie beschäftigt hat?« fragte ich und vereinfachte dabei sehr.
»Ja.«
»Tot und trotzdem nicht tot.«
»Sie sagen es, John. Ich gehe davon aus, daß wir einen lebenden Toten suchen, der keinen Kopf mehr besitzt, sich aber bewegt wie jeder andere Mensch auch.«
»Er darf nur nicht auffallen«, meinte Suko.
»Dafür wird er schon sorgen.«
»Was kann er vorhaben?« fragte ich leise. »Er wird bestimmt nicht an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.«
Sir James nickte mir zu. »So etwas ist klar, John. Er wird sicherlich einen anderen Weg gehen. Fragt sich nur, wohin der ihn führen wird. Rache? Weitermachen mit seinen Forschungen? Beides kann man annehmen, wobei die Rache leichter zu erfüllen wäre, wenn er sich seinen Mörder holt und mit ihm das gleiche anstellt, was mit ihm gemacht worden ist.«
Ich schnickte mit den Fingern. »Gab es denn keinen Kollegen im Institut, mit dem Manski zusammengearbeitet hat? War er tatsächlich ein so großer Einzelgänger?«
Sir James überlegte. »Ich bin mit den Unterlagen gefüttert worden. Die Geheimdienst-Leute haben vieles untersucht, und natürlich war sein Leben wichtig. Seine Arbeit besonders, für die er gelebt hat. Hin und wieder hat er mit einer Kollegin gesprochen, die er wohl geschätzt hat. Aus welchen Gründen auch immer.«
»Wie hieß die Frau?«
»Dr. Larissa Larkin.«
»Starker Name«, sagte ich.
»Davon abgesehen, John, scheint sie auch in ihrem Beruf stark zu sein. Sie ist anerkannt in der Firma. Das wurde ebenfalls herausgefunden, und sie kann sich nicht erklären, warum man Manski getötet hat.«
»Wir sollten sie trotzdem besuchen«, schlug Suko vor. »Und zwar zuerst. Noch bevor wir ins Institut fahren.«
Der Meinung war ich auch.
Sir James hob den Arm. »Wenn Sie zu Biotec fahren, müssen Sie sich darauf gefaßt machen, daß man Ihnen über die Forschungen wenig sagen wird. Ich persönlich gehe davon aus, daß es einen offiziellen und einen inoffiziellen Auftrag gibt. Der inoffizielle wäre da besonders interessant für uns…«
Ich wußte, auf was Sir James hinauswollte und sprach es aus. »Wir können davon ausgehen, daß er sich mit nicht eben ethisch abgesicherten Experimenten beschäftigte.«
Suko sprach es aus. »Klonen.«
Sir James nickte. »Das befürchte ich auch. Deshalb gehe ich davon aus, daß man bei Biotec auch mauert.«
Ich hörte mich lachen. »Kann es sein, daß sich dieser Igor Manski selbst geklont hat?«
Suko schwieg. Sir James senkte den Kopf. Er gab allerdings einen Kommentar ab. »Das wäre mehr als fatal, denke ich.«
»Ist aber nicht von der Hand zu weisen.«
»Richtig, John.«
Ich schlug mit den Handflächen auf meine Oberschenkel. »Bevor wir uns hier in Theorien ergehen, sollten wir losfahren und zunächst einmal diese Larissa Larkin besuchen. Wo können wir sie finden? Im Institut oder in ihrer Wohnung?«
Sir James zeigte ein verschmitztes Lächeln. »Ich dachte mir, daß sie darauf anspringen würden. Deshalb habe ich mich bereits erkundigt. Sie hat sich Urlaub genommen. Zumindest für zwei Tage. Seit heute ist sie in ihrer Wohnung anzutreffen.«
»Sehr kurzfristig Urlaub eingereicht?«
»So ist es, Suko. Sie hätte heute arbeiten müssen…« Sir James zuckte mit den Schultern. »Ich möchte da nichts hineininterpretieren, aber seltsam ist es schon. Es könnte ja sein, daß es irgend etwas gegeben hat, das sie zu diesem Entschluß verleitet hat. Da könnte sich etwas Neues ereignet haben.«
»Ja, das wäre zu wünschen«, meinte Suko.
Sir James nickte uns zu. Dabei straffte er seine Schultern. Uns war die Bewegung bekannt. Sie deutete das Ende des Gesprächs an. Sir James’ folgende Worte bestätigten dies auch. »Ich freue mich, daß wir zu diesem Ergebnis gekommen sind. Und noch etwas. Es könnte sein, daß Sie bei Ihren Recherchen hin und wieder auf Mitglieder des Secret Service treffen. Wie Sie mit diesen Burschen umzugehen haben, muß ich Ihnen ja nicht erst sagen.«
»Das sicherlich nicht, Sir.«
Wir waren entlassen und gingen mit einem nicht eben guten Gefühl aus dem Büro. Im Flur stieß ich die Luft aus. »Puh, das wird ein hartes Geschäft.«
Suko nickte. »Wie jagt man einen Kopflosen?«
»Hatten wir so etwas nicht schon mal?«
»Aber sicher. Liegt nur länger zurück.
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